Für Katharina Dahm war es am Dienstagabend ein Heimspiel: In ihrer Heimatgemeinde Hüffelsheim ist sie vom SPD-Kreisverband offiziell zur Kandidatin für die Landratswahl am 10. November gewählt worden. Die 122 Stimmberechtigten haben sie in der Gemeindehalle einhellig (bei einer Enthaltung) zur Konkurrentin von Amtsinhaberin Bettina Dickes (CDU) bestimmt. Bereits Anfang Juli hatte die hiesige SPD-Spitze Dahm als Bewerberin um den Posten vorgestellt, das Votum der Parteibasis galt als Formalie. Gespannt waren dagegen viele auf die Rede der 44-Jährigen.
Vor vielen Leuten zu sprechen, ist Dahm als Juraprofessorin der Hochschule Mainz natürlich gewohnt, „aber jetzt ist es eine andere, eine emotionale Schiene“, erzählt sie vorab im Gespräch mit dem „Oeffentlichen“. Und so umgab sich die Politikerin nicht mit Behördendeutsch und Paragrafen – auch wenn sie kurz auf die Landeskommunalordnung verwies –, sondern präsentierte sich bürgernah, als „Eine von Euch“ – unabhängig der politischen Couleur.
Ziel: Behörde überparteilich führen
„Die Landrätin ist nach meinem Verständnis keine Parteipolitikerin, sondern hat überparteilich eine große Behörde zu führen.“ Die Kreisverwaltung habe die Aufgaben und Themen, von denen die Zukunft des Kreises abhänge. „Ich biete an mitzuhelfen, dass der Kreis gut durch die Zukunft kommt, weil ich denke, dass ich gute und innovative Ideen habe.“
Es braucht eine offene Fehlerkultur.
Katharina Dahm
Und die wären? Etwa eine Außenstelle der Kreisverwaltung in einzelnen Kommunen. Dahm will die Behörde greifbarer machen, „die Verwaltung kommt zu den Menschen“. Das wünscht sie sich auch von der Kreispolitik. „Wir haben große Gräben in unserer Gesellschaft: das Volk auf der einen, die Politik auf der anderen Seite.“ Die Sozialdemokratin spricht sich daher für mehr Bürgerräte ein, um die Kreisbewohner in Entscheidungen einzubinden. „Es gilt, wieder Vertrauen zu schaffen.“
Umfrage unter Schülern
Auch die Schulen hat Dahm auf der Rechnung: Hier will sie mittels einer Umfrage unter Schülern die Missstände erörtern. Beim Thema Wohnungsnot setzt sie auf einen Leerstandskataster sowie auf eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft, beim ÖPNV unterstrich sie die Effizienz von Rufbussen. Insgesamt ist Dahm überzeugt. „Es braucht eine offene Fehlerkultur.“
Die 44-Jährige wird am 10. November gegen Amtsinhaberin Dickes (CDU) antreten. Die Juraprofessorin ist in Bad Kreuznach aufgewachsen und lebt mit ihrem Partner in Hüffelsheim. Und hat für den Kreis schon einige Pläne.Landratswahl im Kreis Bad Kreuznach: SPD schickt Katharina Dahm gegen Bettina Dickes ins Rennen
Und wie würde sie sich beschreiben? Das überließ Dahm ihrer Familie und ihren Freunden, die für eine Präsentation passende Adjektive notiert hatten. Von „superintelligent“ bis „coole Sau“ war so ziemlich alles (Positive) dabei.
Lob vom Ministerpräsidenten
Mit anerkennenden Worten sparten am Dienstag auch ihre Parteikollegen nicht – quer durch die politischen Ebenen hinweg. So bezeichnete Ministerpräsident Alexander Schweitzer Dahm als „eine Persönlichkeit, die sich nicht selbst, sondern das Gemeinsame in den Vordergrund stellt“. SPD-Kreischef Michael Simon beschrieb Dahm als sehr strukturiert und „im positiven Sinne sehr fordernd“.
„Sie bringt frischen Wind in unsere politischen Strukturen“, ist sich Landtagsmitglied Markus Stein sicher, und Staatssekretär Denis Alt attestierte Dahm, sie „bindet ein und grenzt nicht aus“. Ortsbürgermeister Elmar Silbernagel zeigte sich auch im Namen des Ortsvereins „sehr stolz, dass wir Katharina stellen“, und Daniela Bartkus-Börder (SPD-Frauen) meinte, der Kreis brauche Menschen, die mutig denken.
Seit 2019 im Gemeinderat
Seit 2018 lehrt Dahm in der Landeshauptstadt Arbeitsrecht und Wirtschaftsprivatrecht, ist Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule und darüber hinaus Sprecherin der Landeskonferenz der HochschulFrauen (LaKoF). Dahm gehört seit 2019 der SPD an, wurde bei der Kommunalwahl im Sommer erneut in den Hüffelsheimer Gemeinderat gewählt.
Seit mehr als 30 Jahren lebt die Sozialdemokratin in der Gemeinde, zusammen mit ihrem Partner und ihrer Hündin Fritzi. Die ehemalige Siebenkämpferin geht nun also offiziell am 10. November ins Rennen um das Amt der Landrätin und verspricht: „Ich laufe, so schnell ich kann.“