Alle Firmen, vom Handwerksbetrieb bis hin zum großen Industrieunternehmen wie der Firma Boehringer Ingelheim waren auf der Börse vertreten. Selbst der Schulhof am Römerkastell wurde genutzt. Hier präsentierten sich etwa Rotes Kreuz und Bundeswehr. In einem Zelt auf dem Schulhof gab es ein Extra: Man konnte sich für das Bewerbungsgespräch von einem Friseur herausputzen und danach ein Porträt vom Profi knipsen lassen.
Aussehen und Ausstrahlung
Eine tolle Idee, die einerseits unterstrich, wie wichtig Aussehen und Ausstrahlung bei der Bewerbung ist, andererseits den Ausbildungssuchenden die Berufe des Fotografen und des Friseurs näher brachte. Wenn der Satz stimmt, dass der erste Eindruck zählt, war das Aufhübschen wichtig. Denn zur Börse kommen junge Leute oft erstmals mit den Betrieben in Berührung.
Viele Firmen lobten den Zeitpunkt der Börse, die vor der Nacht der Ausbildung am 26. April stattfand. So können Kontakte, die während der Börse geknüpft wurden, während der Nacht der Ausbildung vertieft werden. Gundula Sutter, Chefin der Agentur für Arbeit, betonte: Man lasse keine Ausbildungssuchenden alleine. Die Hilfen der Agentur beginnen schon beim Check der Bewerbermappe. Auch Azubis, die nicht die besten Noten haben, lässt ihre Agentur nicht im Regen stehen. „Wir bieten in diesen Fällen Ausbildungsbegleitende Hilfen an“, informierte sie. An die Ausbildungsbetriebe appellierte sie, jungen Menschen mit Fluchthintergrund eine Chance zu geben.
Agentur, IHK und HWK in einem Boot
Die einzige Messe, die die Agentur alleine stemmt, jedoch von IHK und HWK unterstützt wird, ist stetig gewachsen. Aus Sicht von Obermeister Reinhold Lorenz von der Innung des Metallhandwerks müsste die boomende Börse auf die Pfingstwiese verlegt werden. „Aber das ist leider eine Kostenfrage, denn hier müssten große Messezelte gestellt werden“, sagte er.
Ein großes Lob machten viele Ausbildungsbetriebe den Schulen. Waren junge Menschen in der Vergangenheit ziellos von Stand zu Stand geschlendert, ohne eine Ahnung zu haben, wofür die Unternehmen stehen, waren die jungen Leute diesmal deutlich zielstrebiger. Die IGS Bad Kreuznach hatte gar die Jahrgänge, für die das Thema Ausbildung in der nächsten Zeit relevant werden könnte, verpflichtet, die Börse zu besuchen. Zu ihnen gehörte Luise Truschel (14) aus Langenlonsheim, für die eine Ausbildung aber nur Plan B ist. Sie will Medizin studieren. Darum hatte sie sich auch am Stand der Bundeswehr informiert, welche Möglichkeiten es in der Truppe für Mediziner gibt.
Freiwillige in Krisenzeiten?
Leider blieb die Frage unserer Zeitung, ob sich angesichts militärischer Krisen weniger Freiwillige zur Bundeswehr melden, unbeantwortet. Der zuständige Soldat erklärte, er sei bei der Börse, um mit Interessenten ins Gespräch zu kommen. Unternehmen wie Allit, die Stadtwerke oder Pflegedienste waren da deutlich auskunftsfreudiger. Immer wieder war zu hören, dass derzeit noch für das in wenigen Monaten beginnende Ausbildungsjahr Azubis gesucht werden. Selbst die Sparkasse Rhein-Nahe, für Azubis beliebter Ausbildungsplatz und daher so etwas wie eine sichere Bank, sucht derzeit noch Auszubildende.
„Wobei auch Mittlere Reife als Voraussetzung für eine Ausbildung bei der Sparkasse langt“, wie Victoria Hesselbach informierte. Möglicherweise wäre eine Ausbildung als Bänker ja was für Justin Heinen (21) aus Bad Münster, der am Samstag intensiv nach einem Ausbildungsplatz Ausschau hielt.