Monzingen
Ermittlungen am Bahnübergang: Noch keine Klarheit über die Unfallursache

Kerzen, Grablichter und Blumen zeigen am Unfallort das Mitgefühl und die Trauer zahlreicher Menschen angesichts des unfassbaren Unglücks, bei dem fünf junge Männer ihr Leben ließen. Foto: Armin Seibert

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Monzingen. Nach dem schweren Unfall mit fünf Toten am Bahnübergang in Monzingen vom Samstag laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Allerdings schießen auch die Gerüchte und Spekulationen darüber ins Kraut, wie es zu dem tragischen Geschehen, bei dem am Samstag fünf junge Männer starben, kommen konnte. Sie konzentrieren sich auf die Frage, ob die Lichtzeichen- und Schrankenanlage fehlerhaft gewesen sei - und ob dies den Behörden und der Bahn schon länger bekannt war.

Von unserem Redakteur Rainer Gräff

Sowohl die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach als auch die Eisenbahnunfalluntersuchungsstelle des Bundes sammeln Spuren und Daten. Die Obduktion der Getöteten wird ebenfalls Erkenntnisse bringen. Wann gesicherte Aussagen möglich sind, ist noch offen. Laut Eisenbahnbundesamt wurden bei den Voruntersuchungen die Daten ausgelesen, die an den Schrankenanlagen sowie im Schienenfahrzeug automatisch gespeichert wurden. „So lässt sich unter anderem feststellen, wie die Schranken zum Zeitpunkt des Unfalls standen“, sagte ein Sprecher.

Die Frage, wo Halbschranken und wo Vollschranken eingebaut werden, regele die Eisenbahnbau- und Betriebsordnung. Detailausführungen lägen auch bei der Bahn als ausführender Stelle. Der pensionierte Verkehrssicherheitsingenieur Franz Schilberg aus Bergisch-Gladbach bemängelt aus seiner Erfahrung heraus, dass überhaupt zweigleisige Bahnstrecken, auf denen hohe Zuggeschwindigkeiten gefahren werden, mit Halbschranken ausgestattet würden. „Hier ist die Unfallgefahr im Vergleich fünfmal so hoch.“ Durch Halbschranken würden Kosten gespart, aber zugleich die Unfallgefahr erhöht und Fehlverhalten provoziert.

Die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach spricht weiter von einer unklaren Unfallursache. Weiteres sollen die technischen Untersuchungen und Simulationen des Unfallhergangs ergeben, so eine Polizeisprecherin. Sie schloss aber auch nicht aus, dass möglicherweise keine endgültige Klarheit geschaffen werden könne. Videoaufzeichnungen vom Geschehen gibt es offenkundig nicht. Weder auf dem Bahngelände noch im Zug soll es Kameras gegeben haben.

Die Pressestelle des Regionalbahnbetreibers Vlexx nimmt nicht Stellung, sondern verweist auf die Polizei. Auch der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd als Konzessionsgeber des Unternehmens war zu keiner Stellungnahme bereit. Während die Untersuchungen und Gutachten nach dem schrecklichen Zugunglück in Monzingen mit fünf Toten noch in vollem Gange sind, kochen die Spekulationen und Emotionen vor allem in den Netzwerken und Internetforen hoch (siehe unten).

Im Mittelpunkt steht die Frage, ob zumindest gelegentliche Defekte und Aussetzer der Ampel- und Schrankenanlage zuvor bekannt waren – auch der Polizei. Diese muss sich schwere Vorwürfe von Personen gefallen lassen, die unter Nennung ihres Namens oder Facebook-Namens sagen, dass wiederholt in der vergangenen Zeit Meldung gemacht wurde, auch über die Nummer 110.

Das Polizeipräsidium Mainz hält sich in dieser Frage sehr zurück. Alle Aussagen würden mit größter Sorgfalt geprüft, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle. Klar sei aber: Wenn solche Meldungen gekommen seien, dann hätten sie an die Bahn weitergegeben werden müssen.

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