Sie war nicht nur eine Pionierin der Fotografie, sondern auch jemand, der die Schönheiten der Heimat in künstlerisch wertvollen Fotografien mit ästhetischem Anspruch festgehalten hat – in den Aufnahmen von Landschaften und Gebäuden. Heute jährt sich der Todestag von Nelli Schmithals zum 50. Mal. Sie wurde am 23. Juli 1880 in Bad Kreuznach geboren und hat schon lange vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Fotografieren begonnen – zunächst als Zeitvertreib. Später hat sie sich ganz ihrer Berufung verschrieben, aus dem Hobby wurde ein Beruf. Heute zählt sie zu den bekanntesten Fotografen der Stadtgeschichte. Ihre Bilder sind ein wichtiges historisches Zeugnis der frühen Fotografie in Bad Kreuznach, und sie hatte hohe Ansprüche an deren Qualität.
Bis in die 1930er-Jahre nahm sie ihre Fotografien auf Glasplatten auf, die sie selbst entwickelte. Die Tochter des Buchhändlers Reinhard Schmithals, der seine Buchhandlung unterhalb der Aschoff-Apotheke hatte, hielt mit ihrer Kamera in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele bedeutende Ereignisse der Stadtgeschichte fest. Zunächst aber besuchte sie die Höhere Töchterschule, später verbrachte sie einige Zeit bei Verwandten in Berlin und ging dort auf eine Handelsschule. Sie kehrte nach Kreuznach zurück und half ihren Eltern in der Fremdenpension. Das später so genannte Nelli-Schmithals-Haus in der Kurhausstraße 17, das ihr Vater 1888 gekauft hatte und als Badehotel weiter führte, hat übrigens der frühere Landrat Franz-Josef Diel 2016 erworben und das unter Denkmalschutz stehende klassizistische Dreiflügel-Gebäude modernisiert.

Nelli Schmitthals bildete sich selbst als Fotografin aus, arbeitete freischaffend und übernahm Auftragsarbeiten, so für das Heimatmuseum Bad Kreuznach, aber auch für die Universität Frankfurt. Denn neben ihren künstlerischen Aufnahmen und Postkartenmotiven lag ihr auch die wissenschaftliche Fotografie sehr. Schwer getroffen hat sie 1945 der Verlust Tausender Glasplatten, von amerikanischen Soldaten mutwillig zertrümmert, die ihr Lebenswerk darstellten. Ein Großteil war verloren, die Ausrüstung gestohlen, die Dunkelkammer und die gesamte Einrichtung waren zerstört. Die Anerkennung der Zerstörung als Kriegsschaden blieb ihr aber verwehrt. So konnte sie ihre Fotoarbeiten nicht wieder aufnehmen. Aber immerhin gut 2000 Glasplatten blieben erhalten, dazu 750 Abzüge.
Am 12. Juni 1975 verstarb die Künstlerin kurz vor ihrem 95. Geburtstag. Eine Würdigung ihres Schaffens hat sie nach ihrem Tod erfahren, als die Stadt Bad Kreuznach 1983 auf dem Kuhberg eine Straße nach ihr benannte. 2007 ging der Nachlasse von Nelli Schmithals in den Besitz der Stadt über.