Gedenktafel für die ehemalige Synagogewurde vor 50 Jahren eingeweiht
Erinnerung an die Opfer der Nazis: Gedenktafel für ehemalige Kreuznacher Synagoge vor 50 Jahren eingeweiht
Vor 50 Jahren wurde die Gedenktafel enthüllt. Fotos: Stadt Bad Kreuznach
sdfa

Bad Kreuznach. Vor 50 Jahren wurde die erste Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Bad Kreuznach errichtet. „Die Gedenktafel für die ehemalige Synagoge wurde am 27. März 1971 eingeweiht”, verweist Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer auf dieses besondere Datum. „Seither haben wir in unserer Stadt die Erinnerungskultur gepflegt und weiterentwickelt.”

Bei den Gedenktagen am 27. Januar und 9. November wirken Schüler mit. Mittlerweile gibt es sieben Gedenkstätten, die an die Opfer und die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern.

Das erste, das Mahnmal für alle Opfer des Faschismus, wurde auf Antrag von Hugo Salzman (KPD) 1952 auf dem Hauptfriedhof geschaffen. Es folgten die Gedenktafel in der Fährgasse, das Mahnmal in der Kirschsteinanlage, der Gedenkstein am ehemaligen Kolpinghaus in der Kurhausstraße, die Namenstele auf der Alten Nahebrücke und die ersten Stolpersteine für die Familie Baruch und Auguste Oppenheimer. In diesem Jahr kommen weitere hinzu.

Im November 1996 schilderte Stadtarchivarin Andrea Fink in dem Beitrag „Uns allen eine Mahnung zur Wachsamkeit” die Entwicklung der Gedenkstätte: „Erst 1969, rund ein Vierteljahrhundert nach Ende des Weltkriegs, trat die Aktionsgemeinschaft für Demokratie mit dem Vorschlag an die Stadt heran, den Platz an der ehemaligen Synagoge mit einer Gedenktafel zu versehen”.

In der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 zerschlug der Nazimob das Innere der Synagoge. Die Synagoge ging einen Monat später in den Besitz der NSDAP über. Im Zweiten Weltkrieg diente sie als Unterkunft für russische Kriegsgefangene. Später erwarben die Gebrüder Thress das Gebäude. Die Betreiber der benachbarten Mühle nutzten es als Mehllager. Obwohl das Haus als Bauwerk von geschichtlicher und künstlerischer Bedeutung geschützt war, wurde es ohne Vorankündigung und behördlicher Absprache 1950 bis auf einen Mauerrest abgerissen. Der Eigentümer ließ auch diese Mauer 1975 einebnen und übergab die Gedenktafel der Stadt.

Auf Vorschlag von Kurt Vittinghoff, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft für Demokratie, wurde 1978 die Gedenktafel an einem naturgebrochenen roten Sandstein angebracht und am 9. November erneut eingeweiht. Im September 2008 wurde die Tafel mit dem Hinweis „durch Brandlegung zerstört” ausgetauscht. Der Text lautete nun: „Die 1737 errichtete Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach wurde am 10. November 1938 in den frühen Morgenstunden verwüstet und zerstört. Die Tafel wurde angebracht zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die in den Jahren des Dritten Reichs vertrieben oder umgebracht wurden.”

Die Gedenkstätte steht auf einem städtischen Grundstück, das mit dem Eigentümer des angrenzenden Geländes getauscht wurde. Das Nachbargrundstück dient seither als Parkplatz und sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. Die Situation entspannte sich durch die Schaffung der Gedenkstätte nur wenige Meter entfernt in der Kirschsteinanlage, die zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1988 eingeweiht wurde.

„Die Geschichte um die Gedenktafel zeigt auch, wie schwer man sich noch bis Ende der 70er-Jahren mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit unseres Landes tat. Unser Bemühen muss es weiterhin sein, dass die Gedächtnisarbeit weit mehr als eine offizielle Pflichtübung ist. Angesichts der wachsenden Bedrohung unserer Demokratie muss ihr Ziel sein, die jungen Menschen für ein Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu motivieren”, sagte Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer. Das ist auch ein zentrales Anliegen der AG Erinnerungskultur.

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