Die Inhaberin des Lehrstuhls für Regionalentwicklung und Raumordnung ist mit ihrem Team mit der Erstellung des Kreisentwicklungs- und Strategiekonzepts beauftragt. Um die Meinungen und Wünsche der Jugend abzufragen, hat Landrätin Bettina Dickes (CDU) etliche Schulen besucht und war mit insgesamt 205 Schülern im Alter von 16 bis 19 Jahren im Gespräch.
Angst am Bahnhof Bad Kreuznach
Nach der Ermittlung von Stärken und Schwächen hatten die Schüler Gelegenheit, einen Punkt zu nennen, der sich ändern müsse, damit sie nach Ausbildung oder Studium in den Heimatkreis zurückkehren. Das erläuterte Ronja Pfeiffer, die die Präsentation der Ergebnisse übernahm. Zu Dickes‘ Überraschung wissen die Jugendlichen die Natur zu schätzen und haben ein positives Heimatgefühl. Als Stärken sehen sie zudem die vielen Dorffeste, den Kreuznacher Jahrmarkt, große Arbeitgeber, die Dorfgemeinschaft und das Vereinswesen.
Grundsätzlich wird auch das Schulangebot im Kreis für gut befunden mit der Einschränkung, dass eine Hochschule vermisst wird. Woran es den Jugendlichen außerdem mangelt, ist ein bezahlbarer ÖPNV mit kundenfreundlicher Taktung, Freizeitangebote und Einkaufserlebnisse.
Ein Punkt, der in den Gesprächen immer wieder negativ zur Sprache kam, ist die Situation am Bad Kreuznacher Bahnhof. Viele Jugendliche fühlen sich in der Bahnhofsumgebung unsicher, teils auch in der Kreisstadt selbst. Sie beobachten dort häufig Drogenmissbrauch, werden angebettelt oder fühlen sich durch verhaltensauffällige Menschen bedrängt oder bedroht.
Die ländlichen Bildungsangebote sollten stärker beworben werden, fordern die Schüler. Themen wie Klima- und Umweltschutz sind ihnen wichtig. Am Emanuel-Felke-Gymnasium hat sich aus der Befragung eine Initiative der Schüler entwickelt, die nun eine Bestandsaufnahme der Bad Sobernheimer Innenstadt machen und daraus Ideen für ein Konzept „Innenstadt der Jugend“ mit Begegnungsflächen entwickeln wollen. Daran wollen weitere vier Schulen in Bad Kreuznach und Kirn anknüpfen. Denn: Als deutliches Manko empfinden die Schüler, dass es keine Orte gibt, an denen sie in ihrer Freizeit unter sich sein können. Es sind nach Angaben des Kreises noch weitere Gespräche mit außerschulischen Jugendgruppen geplant.
Im nächsten Schritt werden im Mai/Juni Regionalforen in den fünf Verbandsgemeinden und in der Stadt Bad Kreuznach stattfinden. Danach sind von Juli bis September Fachforen zu den Schwerpunkten „Wirtschaft-Umwelt-Wohnen“, „Wohnen im Dorf“ und „Stadt-Daseinsvorsorge-Infrastruktur“ sowie „Tourismus-Freizeit-Sport-Kultur“ geplant. Das Team der TU Kaiserslautern bietet außerdem kleine Themenrunden für Interessengruppen wie Winzer oder Landfrauen an. Im Oktober soll eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse erstellt werden, aus der in Abstimmung mit Entscheidungsträgern Handlungsbedarfe abgeleitet werden könnten.
Workshops mit Experten
Ein Abschlussworkshop mit Experten und Entscheidungsträgern steht im November auf dem Programm. Ergebnis der Diskussion von Entwicklungsvarianten für den Kreis sollen das Leitbild und ein Handlungskonzept mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen sein.
„Das wird am Ende nicht das dicke Buch sein“, hielt Marco Rohr fest, der bei der Kreisverwaltung Ansprechpartner für das Projekt ist. Denn: „Bisher verläuft das Beteiligungsverfahren überraschend dynamisch. Wir haben schon sehr viele Anregungen bekommen mit Perspektiven über den Tellerrand hinaus. Das kann zu einer positiven Entwicklung beitragen“, lautete Rohrs Bilanz. Anregungen kamen auch von Ausschussmitgliedern, die unter anderem die Beteiligung der Ausschüsse und Beiräte sowie von Polizei, Kirchen, Vereinen und Verbänden anregten.
Weitere Informationen zum Kreisentwicklungskonzept gibt es auf der Internetseite der Kreisverwaltung.