Pilgerführer neu aufgelegt
Entschleunigen und zu sich selbst finden
Mit der Neuauflage des Pilgerführers Jakobsweg Rheinhessen war Ingrid Bienick unterwegs und mehr als zufrieden, doch leider sind ausgerechnet die meisten Kirchen wie hier die Bergkirche in Udenheim verschlossen.
Josef Nürnberg

Pilgern ist eine seit Jahrhunderten gelebte Tradition auf dem Jakobsweg, der auch durch hiesige Gefilde führt. Alles Wissenswerte birgt ein Buch.

Christine Halfmann liebt Rheinhessen, wandert gerne und ist ein spiritueller Mensch – was lag da näher, als ihren Pilgerführer „Jakobsweg Rheinhessen“ aus dem Jahr 2009 vor einiger Zeit neu aufzulegen. Auch der erzwungene Rückzug ins Private im Zuge der Corona-Pandemie habe ihr gezeigt, wie wichtig Pilgern sein kann. Hier dürfte sie mit Papst Franziskus übereinstimmen, der das Heilige Jahr 2025 unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt hat. Auch wenn der Papst in seinem Motto wohl mehr als ein reines Pilgern sieht, bietet es sich an, anhand Halfmanns Buch die Wanderschuhe zu schnüren, um von der Haustür aus sich auf den 140 Kilometer langen rheinhessischen Jakobsweg zu machen.

Die Neuauflage nach rund 15 Jahren war wichtig, berücksichtigt sie doch alle Änderungen, die mittlerweile durch Wegeverlegungen – unter anderem durch die Errichtung von Neubaugebieten am Rande vieler Orte – entstanden sind. Minutiös beschreibt sie die einzelnen Etappen der Pilgerwege von Mainz nach Bingen und von Bingen nach Worms, erwähnt jede Wegegabelung, sodass man sich eigentlich nicht verlaufen kann. Sie nennt die Etappenlängen, die zwischen 9 Kilometern und 26 Kilometern liegen, informiert über maximale Steigungen und -Gefälle der Gesamtwegstrecke. Ihr Wander- und Pilgerführer ist zudem handlich, damit er in jede gößere Jackentasche passt. Sie selbst verspricht, dass der Pilger tatsächlich auf mittelalterlichen Routen wandelt. Schon aus vorrömischer Zeit sind in Rheinhessen Pfade bekannt. Ihrem Pilgerpfad liegen Bezeichnungen und Gewannnamen wie Pilgerwiese, Pilgerpfad oder Bildstock zugrunde. Viel Wissen über die Orte, die der Pilgerpfad berührt, hat die Autorin zusammengetragen. Sie informiert über die Kunstdenkmäler, aber auch über die am Wege liegenden Museen. Dadurch wird die Wanderung Richtung in Compostela zur Kulturreise.

Eine Einladung zum Meditieren

Halfmann möchte mit den Vorschlägen aus ihrem Buch dazu beitragen, dass der Wanderer unterwegs entschleunigt. „Die Strecke lädt auch zum Meditieren ein, auf geschwungenen Wegen kann man die Natur und die Landschaft genießen“, sagt die Autorin. Auch wenn Rheinhessen keineswegs Hochgebirgscharakter auweist, empfiehlt Halfmann festes Schuhwerk. Natürlich erinnert sie auch an die kulinarischen Schätze, zu denen vor allem die Weine gehören. Ein Manko – für den die Autorin nicht verantwortlich ist – hat allerdings das Pilgern in Rheinhessen. Denn anders als beispielsweise auf dem fränkischen Jakobsweg sind die Kirchen, ob evangelisch oder katholisch, zumeist verschlossen. Das ist schade, sind doch gerade die Kirchen geistliche Kraftorte. Hier sollten die Kirchen- und Pfarrgemeinden umdenken. Wobei ein Hinweis im Schaukasten, wer den Kirchenschlüssel aufbewahrt, schon helfen könnte. Das Buch „Jakobsweg Rheinhessen“ kann zum Preis von 16,95 Euro zuzüglich Versandkosten über Christine Halfmann unter www-christines-jakobsweg-rhh.de bezogen werden.

Top-News aus der Region