Die Wahlplakate der beiden Landratskandidaten Thomas Barth (CDU) und Steffen Wolf (SPD) im Kreis Mainz-Bingen bleiben vorerst noch hängen. Erst in drei Wochen wird es sich entscheiden, wer die jetzige Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) beerbt. Sie ist nicht mehr zur Wahl angetreten. Am 30. September ist der letzte Arbeitstag für die Landrätin in der Kreisverwaltung. Fünf Männer und eine Frau haben sich um ihre Nachfolge beworben.
Nach dem vorläufigen Ergebnis erhielten Thomas Barth (CDU) mit 38,2 Prozent und Steffen Wolf (SPD) mit 25,0 Prozent die meisten Stimmen. Sie werden daher in einer Stichwahl am 16. März gegeneinander antreten. Darüber hinaus erhielt Alexander Jungbluth (AfD) 14,7 Prozent der Stimmen, Christoph Merklein (Die Linke) 6,3 Prozent, Andrea Müller-Bohn (Bündnis 90/Die Grünen) erreichte 12,1 Prozent und Torsten Nessel (Volt) 3,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 81 Prozent. Die Stichwahl findet nicht wie üblich nach zwei, sondern erst nach drei Wochen, am 16. März, statt. Damit will man logistischen Problemen wegen den Fastnachtstagen aus dem Wege gehen.
Im Sitzungssaal der Kreisverwaltung war alles vorbereitet, damit die Kandidaten und auch die Bürger das eingehende Ergebnis der Landratswahl, aber auch das Wahlergebnis der gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahl auf der Leinwand verfolgen konnten. Brezel, Wasser und Wein standen auf den weiß gedeckten Tischen bereit. Doch nur eine Handvoll Bürger fand sich ein. Es war 18.44 Uhr, als das erste Ergebnis aus Sörgenloch in der Kreisverwaltung eintraf. Der Landkreis hat 64 Gemeinden mit 216 Stimmbezirken. Mehr als vier Stunden vergingen, bis um 22.48 Uhr der letzte Briefwahlbezirk aus Bingen ausgezählt war. Steffen Wolf ließ sich kurz sehen, um die Fragen der Journalisten zu beantworten. Thomas Barth hatte es vorgezogen, das Wahlergebnis bei einer Fastnachtssitzung zu verfolgen. Die Kandidatin der Grünen, Andrea Müller-Bohn, war erkrankt, den Europapolitiker Alexander Jungbluth (AfD) zog es nach Berlin, und Christoph Merklein (Linke) war auf einer Wahlparty in Mainz.
„Ich habe fest damit gerechnet, dass es zu einer Stichwahl kommt“, gab MdL Thomas Barth zu Protokoll. Er sei mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden. Es sei ein klares Zeichen mit einem deutlichen Vorsprung. „Die hohe Wahlbeteiligung bildet den Wählerwillen ab.“ Fast in allen Gemeinden hatte der Christdemokrat die Nase vorn. In seiner Heimatgemeinde erreichte er mehr als 53 Prozent. Mit Social Media, neuen Flyern und Anzeigen geht der Wahlkampf weiter. „Jetzt heißt es Gas geben mit persönlicher Ansprache, Haustürbesuchen und wie bisher am Wahlstand die Bürger auf die Stichwahl hinzuweisen.“
Auch Steffen Wolf, aktuelle Erster Kreisbeigeordneter, hat mit einer Stichwahl gerechnet, sagte er mit Blick auf das eingehende Wahlergebnis, schon als die großen Städte Bingen und Ingelheim noch fehlten. Dass Thomas Barth vorne lag, da habe der Bundestrend eine Rolle gespielt. Jetzt seien die Rahmenbedingungen aber anders. Haustürwahlkampf steht auch bei ihm im Vordergrund. Die Plakate bleiben hängen und werden mit einem sogenannten „Störer“ als Blickfang überklebt. „Ich bin der festen Auffassung, dass ich es schaffe.“
„Die ersten Schritte sind immer die schwersten. Ich bin natürlich enttäuscht, werde aber weitermachen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir regulär die Wahl im Mai gehabt hätten. Dann hätte die eigentlich eingearbeitete Kampagne besser gegriffen“, lautete das Statement zur Landratswahl von Torsten Nessel. Zufrieden mit dem Wahlergebnis war Christoph Merklein. Im Vergleich zu Kommunalwahl vor einem dreiviertel Jahr habe die Linke stark zugelegt. „Ich bin als Landratskandidat angetreten mit dem Projekt, den Landkreis zum menschenfreundlichsten Landkreis in Rheinland-Pfalz zu machen. Diesem Ziel bin ich ein gutes Stück nähergekommen.“ Alexander Jungbluth freute sich, ein besseres Ergebnis als die Grünen erzielt zu haben. Das Ergebnis der Landratswahl sei „sehr gut“.