Kreuznacher Behindertenbeirat 
Enger Gehweg zur Ochsenbrücke ist große Gefahrenstelle
Der Gehweg im Bereich zwischen Mannheimer Straße und Ochsenbrücke ist schmal. Die Bordsteine gelb zu markieren, könnte die Gefahrenstelle entschärfen, schlägt der Behindertenbeirat vor.
Harald Gebhardt

Einkaufen mit Dauerberieselung durch Lautsprecher ist für Menschen mit Beeinträchtigungen eine Belastung. Eine „Stille Stunde“ könnte da helfen, so der Behindertenbeirat. Auch mit der Verkehrssituation an der Ochsenbrücke hat er sich befasst.

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Seit der Herausnahme des Löwenstegs als direkte Verbindung für Fußgänger, Rad- und Rollstuhlfahrer über die Bahngleise in die Kreuznacher Innenstadt ist die Situation für diese Gruppen im Bereich Ochsenbrücke, Mannheimer Straße, Kohlenweg prekär. So ist es nach Kenntnissen unserer Zeitung auf dem schmalen Fußweg zwischen dem früheren Löwensteg und der Ochsenbrücke bereits zweimal zu Beinaheunfällen gekommen, als Rollstuhlfahrer fast über den Bordsteinrand hinaus gefahren und fast umgekippt wären. Und jüngst verirrte sich ein älterer Mann mit seinem Rollator sogar auf die Straßenfahrbahn der viel befahrenen Ochsenbrücke.

Der städtische Behindertenbeirat hat sich jetzt bei einer Begehung einen Überblick über die Situation verschafft und über Verbesserungsmöglichkeiten nachgedacht. Mit dabei waren Vertreter der Kreuznacher Diakonie, deren Werkstattrat, Mitglieder des Seniorenbeirats sowie Oberbürgermeister und Baudezernent Emanuel Letz und Carsten Schittko, Leiter der Abteilung Stadtplanung und Umwelt, Stadtumbau. Auch drei Rollstuhlfahrer kamen zu dem Treffen. Insgesamt schätzt der Beirat die jetzige Situation dort als chaotisch und gefährlich ein, so die Beiratsvorsitzende Anette Glöckner gegenüber unserer Zeitung.

Auch das Gefälle ist dort ein Problem.
Harald Gebhardt

Der Gehweg sowohl an der Ochsenbrücke als auch an der Straße ist zu eng. Hinzu kommen die Probleme mit den vorhandenen Steigungen. Als eine kurzfristige Maßnahme, die Gefahrenstelle zu entschärfen, hat der Behindertenbeirat vorgeschlagen, den Bordstein Gelb zu markieren, damit er besser erkennbar ist. Grundsätzlich unterstützt der Beirat die Forderung nach einem provisorischen Ersatzbau für den Löwensteg. Denn bis eine Gesamtlösung für eine neue Ochsenbrücke und den Kohlenweg gefunden und umgesetzt ist, dürfte es noch einige Jahre dauern. Letz und Schittko verweisen auf die Gespräche mit dem Kreuznacher Landesbetrieb Mobilität (LBM), der zurzeit an den Planungen für die Ochsenbrücke dran sei.

Keine Rückmeldung von Einkaufsmärkten

Keine Rückmeldung hat der Behindertenbeirat bislang auf sein Anliegen „Stille Stunde“ bekommen. Glöckner und Anja Bäder vom DRK haben dazu Anfang Mai mehrere Einkaufsmärkte in Bad Kreuznach angeschrieben und darum gebeten, eine „Stille Stunde“ einzurichten. Denn oft laufen in den Märkten Musik und Durchsagen sowie Werbeanzeigen, die mit grellem Licht blinken. „Davon sind Menschen mit Beeinträchtigungen wie ADHS oder einer Autismus-Spektrum-Störung schnell überfordert“, schreiben die beiden als Erläuterung. Auch ältere Menschen fühlten sich dabei oft nicht mehr wohl. Um ihnen das Einkaufen zu erleichtern, wurde das Konzept der „Stillen Stunde“ entwickelt. Einmal in der Woche bieten die Märkte für eine Stunde verbesserte Bedingungen. So dimmen sie das Licht, es läuft keine Musik und es gibt keine Durchsagen. Mehr Informationen zur „Stillen Stunde“ gibt es im Internet unter www.stille-stunde.com

Vielleicht können sich die Kreuznacher Geschäfte ja den Globus in Gensingen als Vorbild nehmen: Seit dem 7. Mai bietet er in seiner Markthalle jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr „Stille Stunden“ an, um den Einkauf für besonders sensible Personen etwas angenehmer zu machen.

Barrierefreier Ausbau stockt

Ein weiteres Thema im Beirat war der Nahverkehrsplan. Hier stockt momentan der barrierefreie Ausbau der Haltestellen. So ist selbst die Bushaltestelle an den Lebenshilfe-Werkstätten nicht barrierefrei ausgebaut. Vorrang sollen dabei Haltestellen vor Schulen haben. Früher wurden in der Kreisstadt drei bis vier Haltestellen pro Jahr umgebaut. Doch diese Anzahl schafft man längst nicht mehr, und das ist auch auf die Personalknappheit im Bauamt zurückzuführen, weiß Anette Glöckner. Doch auch viel Ortsgemeinden hinken dabei hinterher. Es müssten ja nicht alle Haltestellen sein, aber wenigstens eine in jeder Gemeinde, fordert sie und wies erneut darauf hin, dass 85 Prozent der Baukosten dafür vom Land übernommen werden.

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