Die Diskussion um das Krankenhaus in Meisenheim und um die Zukunft des Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in den Räumen des Gesundheitszentrums hat die Bürger in der Region aufgewühlt. Verbandsgemeindebürgermeister Uwe Engelmann betont im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er in allen Gesprächen mit den Verantwortlichen keinen Zweifel daran gelassen habe, dass auf Dauer ein voll funktionsfähiges Krankenhaus in Meisenheim erhalten werden müsse. Dies höre er auch von allen anderen Akteuren.
Beeindruckend sei für ihn, wie deutlich sich die Menschen in Meisenheim und Umgebung für diesen vollumfänglichen Erhalt des Krankenhausstandortes einsetzen. „Ich unterstütze die Bürgerinitiative in ihrem Ziel, dass alle bisherigen Leistungen und Angebote des Landeskrankenhauses in Meisenheim erhalten bleiben müssen. Das sind wir den Bürgern in unserer Region schuldig.“
„Ich unterstütze die Bürgerinitiative in ihrem Ziel, dass alle bisherigen Leistungen und Angebote des Landeskrankenhauses in Meisenheim erhalten bleiben müssen.“
Bürgermeister Uwe Engelmann
Die Angebote müssten sowohl stationär als auch ambulant auf den Bedarf in Meisenheim zugeschnitten sein. Ebenso müssten „der herausragende neurologische Schwerpunkt und die Notfallversorgung jederzeit sichergestellt“ bleiben. „Das Gesundheitsministerium hat zugesichert, dass ein Trägerwechsel nicht infrage kommt, wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist jetzt unsere Aufgabe, alle Beteiligten jederzeit an diese Zusicherung zu erinnern.“ In vielen internen Gesprächen habe er sich klar für diesen Weg eingesetzt, betonte er.
Davon unabhängig sei die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in der VG Nahe-Glan ein wichtiges Thema. Allerdings finde sich immer seltener eine Nachfolgelösung für hausärztliche Praxen, sagt Engelmann. Deshalb sei die VG gefragt, und man müsse dabei auch offen sein für andere Organisations- und Behandlungsmodelle.

Vor diesem Hintergrund sei die Idee entstanden, im Verwaltungsgebäude ein MVZ anzusiedeln. In solchen Versorgungszentren seien die Ärzte angestellt, es gebe geregelte Arbeitszeiten, Teilzeitbeschäftigung sei möglich und die Mediziner müssten nicht das Risiko einer Selbstständigkeit tragen. Die MVZ-Idee sei lange vor der Diskussion um das Gesundheitszentrum selbst aufgekommen. Auslöser sei unter anderem ein Austausch im Mai 2024 zur Zukunft der beiden Conmedico-Hausarztpraxen in Meisenheim und Lauterecken unter dem Dach der Landeskrankenhausgesellschaft gewesen, an der neben Klinikvertretern auch die Meisenheimer Stadtspitze beteiligt war. Der Landesrechnungshof hatte zuvor vom Landeskrankenhaus gefordert, die MVZ-Tochter abzugeben, da die hausärztliche Versorgung kein Teil des Versorgungsauftrags ist. In dem Gespräch habe er selbst die Idee eines kommunal geführten MVZ aufgebracht.
Hausarztmangel wird zum Problem
Parallel ist laut Engelmann seit Jahren absehbar, dass auch die Conmedico-Praxen, die bislang rund 2000 Patienten versorgen, nicht ausreichen, um den Bedarf aufzufangen, wenn weitere Praxen altersbedingt aufgeben. Erst vor Kurzem habe beispielsweise ein Sobernheimer Hausarzt angekündigt, seine Praxis Ende März 2026 zu schließen. Dort werden derzeit 1500 Patienten betreut.
„Nur in diesem Sinne sind meine Bemühungen um das Thema MVZ zu verstehen. Ich widerspreche ausdrücklich dem von der UBL-Fraktion dargestellten Eindruck, dass ich schon frühzeitig durch die Kontakte zum Landeskrankenhaus etwas über den beabsichtigten Trägerwechsel gewusst hätte.“ Er habe davon erst Mitte März erfahren, zeitgleich mit der Presse. „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Insiderinformationen.“
Lillian Care: Kontakt erst vor einigen Wochen
Der MVZ-Betreiber Lillian Care habe erst vor einigen Wochen Kontakt zur VG gesucht, und nicht etwa andersherum. Lillian Care will laut Engelmann zunächst die MVZ-Praxen in Meisenheim und Lauterecken vom Landeskrankenhaus übernehmen. „Allerdings sind die Räume im Gesundheitszentrum mittelfristig zu klein, und sie wollen sich weiter vergrößern.“ Daher habe der Betreiber den Wunsch, in den Neubau-Flügel des Verwaltungsgebäudes einzuziehen. „Es geht dabei ja nicht um den Erhalt des Status quo. Die bisherigen Behandlungskapazitäten sollen vergrößert werden“, erläutert er.
„Ich halte es für unzulässig, dass man diesem Interessenten von vornherein unlautere Praktiken und ausschließlich profitgeleitete Intentionen unterstellt.“ Jeder Arzt oder MVZ-Betreiber müsse seine Praxis wirtschaftlich ausrichten, und es stehe auch jedem anderen Interessenten frei, sich um eine Anmietung zu bewerben.

Verwaltungsgebäude Meisenheim: Lösung in Sicht?
Im Verwaltungsgebäude Am Obertor in Meisenheim gibt es bald viel Platz. Die Hoffnung, dass sich dort ein Medizinisches Versorgungszentrum ansiedeln lässt, ist gewachsen.
Schon Monate vor der Lillian-Care-Anfrage habe sich die Verwaltungsspitze damit beschäftigt, ob es Sinn mache, im Verwaltungsbau ein MVZ nach dem Vorbild von Wonsheim einzurichten, das die dortige VG selbst betreibt. „Das ist natürlich herausfordernder, weil wir vom Geschäft selbst keine Ahnung haben.“ Die Lösung mit Lillian Care sei besser, weil die VG lediglich als Vermieter fungiere, und er präferiere dieses Modell.
Dies sehen nach den bisherigen Wortmeldungen auch andere Kommunalpolitiker so. Allerdings wünscht sich Lillian Care eine Anfangsinvestition von 180.000 Euro von der VG, woran sich nicht nur die UBL stößt. Außerdem müssten die Räume im Verwaltungsgebäude zuvor für den Praxisbetrieb umgebaut werden. „Die 180.000 Euro sind als Anfangsinvestitionen in Möbel, Ausstattung und Infrastruktur gedacht.“ Engelmann verweist darauf, dass die Nachbar-VG Kirner Land ansiedlungswilligen Ärzten ein „Begrüßungsgeld“ von bis zu 100.000 Euro verspricht und auch im Kreis Birkenfeld hohe Summen für Ansiedlungen von Ärzten ausgelobt werden.

Idee: Hausarztbehandlung mit neuen Regeln am Obertor
Aktuell überschlagen sich die Nachrichten im Gesundheitswesen rund um Meisenheim. Das Gesundheitszentrum Glantal (GZG) soll einen neuen Träger erhalten, und auch in der hausärztlichen Versorgung tut sich was.
Noch liegen allerdings nicht alle Informationen und Zahlen vor, und auch nicht die Auskunft des Landes, ob die VG eine MVZ-Ansiedlung auf diese Weise unterstützen darf. „Wir nehmen uns für die Entscheidung die Zeit, die wir brauchen, und werden nach der Sommerpause im Rat diskutieren und sauber über die Thematik entscheiden“, verspricht der Bürgermeister.