Auch wenn der Macher des Festes Norbert Theis und sein Team wissen, dass das wirkliche Mittelalter nicht so war, wie es die Mittelalterfeste heute darstellen, kam das Format bei großen und kleinen Besuchern an. Schon zur Eröffnung als Hildegard (Bettina Dickes) Grüße seitens Bettina I. von der Kreisburg überbrachte, strömten die Mittelalterfans aus der gesamten Umgebung heran. Schließlich hatten die hochwürdigsten Stiftsherren geladen, und da es sich bekanntlich unter dem Krummstab gut leben lässt – auch wenn kein Abt, sondern ein Probst die Stiftsgemeinde regiert – strömte das feierfreudige Volk in Massen herbei.
Alle Gilden und Berufe vertreten
Die Besucher ließen sich weder von der Hitze noch von den drohenden Gewitterwolke abhalten. Zum Schutz vor der Sonneneinstrahlung hatte der Veranstalter Sonnensegel abgespannt, die die Hitze erträglich machten. Von dort aus ließ sich der Einzug der Aktiven bestens verfolgen. Alles was im Heiligen Römischen Reich Rang und Namen hatte, machte den Stiftsherren ihre Aufwartung. Edelste Herrschaften, stolze Ritter, Kaufleute, Handwerker und das gemeine Volk, das sogar im Ziegenkarren angereist war. Graf Walram von Sponheim (Norbert Theis) begrüßte mit Herold Chnutz vom Hopfen die Gäste und lud zu Spiel und Kurzweil ein.
Zum Spielen waren die Ritter nicht gekommen, die an beiden Tagen manchen Waffengang um die Gunst der Edlen Burgfräuleins ausfochten. Nach Jahren der Abstinenz konnte die Fördergemeinschaft wieder Ritterspiele zu Pferd präsentieren. Diese Ritterkämpfe wie auch die Kinderritterschlacht oder eine Mittelalter-Modenschau sorgten für viel Abwechslung. Was während des Klosterfestes besonders auffiel, waren die vielen Besucher, die gewandet ankamen. Wer nichts dergleichen hatte, der konnte sich kurzfristig am Stand von Händlerin Karen Klein aus Siefersheim eindecken. Sie führt dort ein Geschäft mit Mittelalterbekleidung und stellt die passenden Lederausrüstungen selber her.
Damit Ritter, Gaukler, Händler, Edelfrauen, Musikanten, Bettler und fahrend Volk auch passend gekleidet waren, hatte sie sich einem Kaufmannszug angeschlossen, und auf die beschwerlich Reise von Siefersheim nach Pfaffen-Schwabenheim gemacht. Doch nicht nur sie war lange zum Klosterfest unterwegs.
Klosterkirche zieht an
Auch die großen Meister der Dombauhütten waren gekommen, um den bedeutenden Chor der Stiftskirche zu studieren, und die Erfahrungen zum Bau weiterer Kirchen zu nutzen. Einer von ihnen war Mario Sniehotta, der so manchem Lehrling die Geheimnisse der richtigen Dacheindeckung, ob mit Schiefer oder mit Bieberschwanzziegeln beibrachte. „Ich mache hier gerne mit, vielleicht bekommt der ein oder andere junge Besucher Spaß am Handwerk“, hofft Sniehotta. Die Kinderbauhütte war dann ebenso gefragt wie die Arbeit als Tagelöhner beim Schmied. Wer erfolgreich seine Ausbildung absolviert hatte, der nahm seine Urkunde als Bauherr mit nach Hause, die der Skriptor des Stiftes, Stiftsherr Adalbert gefertigt hatte.
Lob bekam der Veranstalter von den Besuchern, für das gezeigte Lagerleben, aber auch für die vielen Attraktionen, wie ein Mittelalter-Karussell. „Es wird immer schwerer Stände aber auch Akteure wie Musiker für den Markt zu bekommen“, berichtete Theis.
Einerseits habe laut Theis die Anzahl der Märkte dieser Art zugenommen, andererseits sei die Zahl der Aktiven wie der Handwerker zurückgegangen. Theis macht kein Geheimnis daraus, dass die Durchführung des Marktes heute mehr Geld erfordere als in der Vergangenheit.
Dennoch wurde auch in diesem Jahr auf die Erhebung von Eintritt verzichtet. Selbst die gut ausgeschilderten und nahe gelegenen Parkplätze waren gebührenfrei.