Vor 70 Jahren, am 18. Mai 1955, erblickte ein winziger Mensch im Krankenhaus St. Marienwörth die Welt. Es war ein Bub, der fünfte in Folge, geboren von einer gewissen Betty – und zwar mit 41 Jahren. Es war der kleine Oliver, Nachname Holste. Und Oliver Holste machte sich nicht nur als aktiver Fußballer einen Namen bei der Kreuznacher Eintracht – er ist mittlerweile stellvertretender Vorsitzender, kümmert sich ums Training der Bambinis ebenso wie der alten Herren.
Mutter Betty war eine kernige Frau. Sie brachte nicht nur fünf Buben zur Welt, sie war eine leidenschaftliche Handballerin, stand im Tor der Eintracht, als noch Feldhandball gespielt wurde. Doch die Jungs in der Familie entwickelten eher eine Passion für den gekickten Ball, weniger für den geworfenen. Und so wurde Jens Holste, elf Jahre älter als der kleine Oliver, zum großen Vorbild: Er spielte in der legendären Zweitliga-Mannschaft der Eintracht in der Saison 1976. Olive Holste eiferte dem großen Bruder nach, und wenn man heute mit ihm spricht, so kommt eine respektable Selbsteinschätzung ans Tageslicht: Es habe größere Talente als ihn bei der Eintracht gegeben, aber er habe eben diesen Biss, den unbedingten Willen zum Durchhalten gehabt.
Erinnerungen an schöne Zeiten auf Kirner Kyrau
Interessant auch, dass er bei aller Verbundenheit mit seiner Eintracht auch mal zum VfR Kirn wechselte (1976). Er erinnert sich heute noch sehr gerne an die Zeit auf Kyrau, wo bis zu fünf- oder sechstausend Kirner Fußballfreaks zu den Spielen kamen. Und ja, man sei der Außenseiter gewesen, und deswegen erinnert er sich besonders gerne an die Erfolge, die er dort in den Spielen erzielte. Als „Underdog“ die Großen schlagen, das habe ihn gefallen.
Doch natürlich kam Oliver Holste wieder zur Eintracht zurück. Warum? Weil die Eintracht für ihn eben nicht nur ein Sportverein ist. Die Eintracht sei seine Familie. Alle seine Brüder hätten hier gespielt, und die Trainer habe er als Ersatz-Väter empfunden. Sie hätten ihn sehr geprägt.
Den fußballerischen Kick, so sehr er Oliver Holste auch faszinierte, nahm er aber nicht als Lebensziel an. Das sei ihm immer mal wieder zugeworfen worden, ob er denn nicht Profi werden wolle. Doch Oliver Holste absolvierte nach der Grundschule in der Hofgartenstraße die Gymnasialzeit an der Stadtmauer, wurde dann Bänker. Und er übernahm in der Folge auch die Chefposition der Hypo Vereinsbank, die damals noch Ecke Wilhelmstraße/Planiger Staße logierte.
Als man noch für das Nationalteam brannte
Blicke er zurück, so Holste, so erinnere er sich noch an die emotionalen Zeiten, als man für die deutsche Nationalmannschaft als Fan quasi lichterloh brannte. Franz Beckenbauer sei sein am meisten bewunderter Spieler gewesen, immerhin als Trainer habe er ihn auch mal live erlebt. Seine Team-Vorliebe ist regional: Er liebt die Frankfurter Eintracht, ihre Legenden wie Bernd Hölzenbein oder Jürgen Grabowski. Die Liebe zur Frankfurter Eintracht kam wohl durch den Hessischen Rundfunk, den man damals in Kreuznach hörte und wo Hans-Joachim Rauschenbach als Sportreporter natürlich die Eintracht hofierte.
Bedeutsam ist auch die Einschätzung von Holste zur immer wieder gerne in politischen Sonntagsreden erhobenen Darstellung von Kreuznach als „Sportstadt“. Das sei nur ein Wort, mit Leben werde das in Bad Kreuznach nicht gefüllt, bedauert er.
Bald vierfacher Großvater
Der Amateur-Fußball von heute brauche Geld. Zumal es konkurrierende Vereine gebe, die ihren Spielern viel Geld zahlten. Ohne Männer wie Vorsitzenden Klaus Meffert ginge „gar nix“– das dürfte auch ein dezenter Hinweis auf Theo Süss sein, der aus seiner privaten Schatulle eine Sanierung des Moebus-Stadions finanziert.
Nun wird Oliver Holste also 70 Jahre alt. Er wird mit der Familie feiern. Seine beiden Söhne sind 34 und 35 Jahre alt, einer lebt in Minneapolis/USA, wo er als Ingenieur für ein deutsches Unternehmen arbeitet. Der andere arbeitet als Informatiker bei Frankfurt. Zwei Enkel hat Holste schon, zwei weitere seien unterwegs und kämen im Juli und im Oktober auf die Welt, freut er sich. So schließt sich der Kreis.