Kolumne Kreuznacher Kreis-Lauf
Eine Krönung, ein Thron – und wer im Mai darauf sitzt
Was die Menschen aus der Region in dieser Woche so alles erleben, sehen und erfahren konnten ...
Markus Kilian

Alles neu macht der Mai: einen neuen Kanzler zum Beispiel. Zwar war Bundestagspräsidentin Julia Klöckner der Schock ins Gesicht geschrieben, als sie das Scheitern des Abgeordneten Friedrich Merz im ersten Wahlgang verkünden musste, doch nach dem zweiten Anlauf konnte er ja dann endlich auf dem Kanzler-Stuhl Platz nehmen. Ob der aber so stabil ist wie der XXL-Stuhl in Roxheim, der extra für die Weinwanderung aufgebaut worden ist? Angesichts des Debakels im Bundestag lautet die Antwort wohl eher: nein. Die künftige Arbeit der kleinen Groko wirkt, als stünde sie auf wackeligen Beinen. Werfen wir also einen Blick darauf, was im Mai im Kreis Bad Kreuznach alles neu ist, was das mit Stühlen (oder auch Chefsesseln) zu tun hat – und der wechselnden Besetzung derselben.

Darauf eine Schokolade

Das Jahr läuft schon eine Weile, und deswegen ist der Entschluss von Landrätin Bettina Dickes (CDU) gar nicht mal neu, aber dafür umso bemerkenswerter. Beim Gespräch in der Kreisverwaltung Anfang der Woche über das Sozialraumbudget lud sie die Pressevertreter an einen Tisch mit einer gut gefüllten Etagére, auf der allerlei Schokoladiges lag. Verlockend! Der eine oder andere Journalist griff erfreut zu. Nicht aber die Landrätin. „Ich esse seit Anfang des Jahres keine Schokolade mehr“, erzählte sie. Ein Neujahrsvorsatz, der den 2. Januar überlebt? Beachtlich. Bevor die Anwesenden ins Grübeln kamen, wie sich diese Willensstärke erklärt, räumte die Landrätin ein: „Wenn ich wirklich mal Schokolade essen möchte, gibt’s abends ein Knäckebrot mit Nutella.“ Aufatmen allerseits. Puh, sie ist doch ein Mensch und keine Gesundheitsmaschine. Darauf ein Schoko-Bon!

Darauf ein Maiglöckchen

Square Dance kann sehr passend zum Frühjahr sein - sogar Figuren wie das Maiglöckchen können getanzt werden wie von den Barefoot Dancers.
Gernot Schauß

Alles neu macht der Mai nicht nur im fernen Berliner Kanzleramt. Beim Tanz in den Mai des Barefoot Dancer Square Dance Clubs sind die Mitglieder schrittsicher und fallen seltener als selten auf die Nase – was für den Start der Berliner Bundesregierung unter Kanzler Merz schon mal nicht gilt. Stattdessen zeigen sich die Tänzer kreativ: Der Tanz in den Mai im frisch renovierten Kaisersaal in Bad Sobernheim stand im Zeichen des Wonnemonats. Caller Marc Meidinger – er sagt den Tänzern die Schritte und Figuren an – hatte eine neue Figur namens Maiglöckchen erfunden. Wie genau die aussieht, ist nicht überliefert. Zusammen mit seinem Kollegen, dem Caller Dieter Bremm, dirigierte er jedenfalls mit Zurufen die Tänzer. Dabei schauten auch einige Zuschauer zu, die Square Dance kennenlernen wollten. „Mittanzen kann man erst nach einem Kurs, den der Club bei Nachfrage anbietet. Dann kann man aber bei Clubs auf den ganzen Welt tanzen“, erklärt er. Wer mitmachen will: Informationen und Kontaktdaten gibt es auf barefoot-dancer.de

Darauf ein Prosit

Edelgard Bauer-Finter aus Kirschroth hatte doppelten Grund zum Feiern: ihren 70. Geburtstag und ihr 50. Jubiläum als Deutsche Weinkönigin.
Jo Finter

Von Julia Klöckner war bereits die Rede. Die Bundestagspräsidentin hat mit Edelgard Bauer-Finter aus Kirschroth eine Gemeinsamkeit: Letztgenannte feierte am 2. Mai nicht nur ihren 70. Geburtstag, sondern auch das 50-jährige Jubiläum ihrer Wahl zur Deutschen Weinkönigin. Zu Gast waren Edelgard Bauer-Finters Schwestern aus Potsdam und Osnabrück, weitere Verwandte, Nachbarn, Freunde und Wegbegleiter wie etwa der Ehrenvorsitzende von Gastland-Nahe, Reiner Jäck, der langjährige Vorsitzende der Europa-Union, Franz Mathony, sowie Mitglieder des Weinordens. Natürlich flatterte pünktlich zum Gästeempfang auch noch ein Glückwunschtelegramm aus Berlin ins Haus: Der Absender war Julia Klöckner. Matthias Harke, Vorsitzender von Gastland-Nahe, hielt die Laudatio. Darin spielte er auch darauf an, dass Edelgard Bauer-Finter über ihre Krönung anfangs regelrecht erschrocken war. Sie war eine Weinkönigin – aber eine, die erst nicht wollte, weil sie bis heute die erste und einzige Weinkönigin von der Nahe ist, die in direkter Folge die Krone erneut an die Nahe holte. Ihr voraus ging Doris Emmerich, die 1974 den Titel erhielt. Wäre es keine Möglichkeit, darauf zu verzichten und die Königswürde anderen Anbauregionen zu überlassen, die erneut leer ausgegangen waren? Edelgard Bauer-Finter dachte vor 50 Jahren nicht nur leise darüber nach. Sie stellte die Frage auch auf der Bühne. Die Reaktion darauf? „Das kommt überhaupt nicht infrage“, habe der damalige Direktor des Deutschen Weininstituts ihr entgegnet. Dann wurde sie gekrönt. Und hat es nie bereut. „Hier zeigt sich deutlich eine Grundeinstellung, die sie bis heute nicht verloren hat: eine tief verwurzelte Bescheidenheit, die Bereitschaft, da zu sein, wenn sie gebraucht wird und Verantwortung zu übernehmen“, sagte Harke in seiner Laudatio. Herzlichen Glückwunsch!

Darauf einfach ausruhen

Ex-Ortsbürgermeister Reinhold Bott (links) und Heinz Fassig machten den XXL-Stuhl in Roxheim wieder fit. Bei der Weinwanderung der Roxheimer Winzer am Samstag, 10. Mai, wird er sicher viel frequentiert sein.
Christine Jäckel

Wer rastet, der rostet? Das kann man so nicht sagen. Für die kommende Weinwanderung der Roxheimer Winzer hat Ex-Ortsbürgermeister Reinhold Bott (70) den XXL-Stuhl mit seinem Co-Erbauer Heinz Fassig (85) generalüberholt. Der überdimensionale Holzstuhl ist sogar fast noch besser als ein Chef- oder Kanzlersessel – denn der wackelt erst einmal nicht, es sägt keiner daran und er ist trotzdem beeindruckend. Die Wanderung jedenfalls ist am Samstag, 10. Mai, von 11 bis 17 Uhr, mit fünf Stationen der Roxheimer Winzer und einer Bewirtungsstation des TuS 06. „Schön, wenn man noch einen Beitrag für die Dorfgemeinschaft leisten kann“, findet Bott. „Vom XXL-Stuhl hat man einen herrlichen Blick auf unser Dorf, und die Gäste bei der Weinwanderung werden am kommenden Samstag sicher hier am Weinstand einige Zeit verweilen.“ Ein Päuschen in Ehren kann halt niemand verwehren.

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