Aber während das Fitnessstudio sich hauptsächlich nicht von den Corona-bedingten Einschränkungen erholen konnte, hat die Geschäftsaufgabe von Lambert mehrere Gründe: „Wir haben immer einen Mietvertrag über fünf Jahre abgeschlossen, aber jetzt wird mein Mann 61 Jahre. Sich dann noch mal fünf Jahre zu binden ist uns einfach zu viel“, sagt Tanja Lambert. Zudem sei es schwer, Fachpersonal zu finden, und neue Kräfte anzulernen sei auf Dauer anstrengend.
Stadtbürgermeister Ensminger bedauert die Aufgabe des Geschäfts
„Gerade jetzt hat wieder eine das Handtuch geschmissen, und vor Weihnachten ohne gescheites Personal, oder gar allein im Laden zu stehen, das geht einfach nicht mehr.“ Stadtbürgermeister Frank Ensminger bedauert die Geschäftsaufgabe der Metzgerei Lambert, hat aber für die Nöte – gerade was den Personalmangel betrifft – großes Verständnis. Zunächst war er über die verkürzten Öffnungszeiten erstaunt „dann habe ich am Bodensee das Gleiche erlebt. Teilweise haben die Geschäfte wegen fehlendem Personal erst mittwochs aufgemacht“, sagt Ensminger.
Als ehemaliger Einzelhändler weiß er wohl nur zu gut, was es bedeutet, wenn das Geschäft nicht läuft wie erwartet. „Die Leute entscheiden oft mit den Füßen“, spielt er auf den kommenden Black Friday an. Die Onlinerabatte an diesem Tag sind für viele Menschen verlockend. Aber wer nicht regional kaufe, setze eben auch das Angebot in der eigenen Stadt aufs Spiel. „Wir müssen gucken, was wir in Kirn in der Zukunft machen, wie wir mit der Krise umgehen. Und vor allem müssen wir uns bemühen, dass wir den bestehenden Einzelhandel über die Krise retten.“
Da spricht er mit gleicher Stimme wie sein FDP-Parteikollege Thomas Bursian. Auch er kennt die Probleme in der Kirner Innenstadt und sieht an der Stelle ganz klar die Wirtschaftsförderung der Verbbandsgemeinde in der Pflicht auszuloten, was geht und was nicht.
„Hier müssen einfach Klinken geputzt werden. Wir brauchen eine Wirtschaftsförderung, die vor Ort ist, die präsent ist“, ergänzt der Fraktionsvorsitzende der FDP im VG-Rat Bursian. „Gibt es Unterstützungsideen oder Ansprechpartner für Jungunternehmer? Wie sehen die künftigen Ladennutzungskonzepte aus?“, will er wissen. Ein Kaschieren von leeren Schaufenstern könne immer nur eine Übergangslösung sein.
Oft muss der Hauseigentümer mitspielen
Ensminger erinnert an die Idee, die bereits vor Corona diskutiert wurde: „Wie wäre es, wenn wir Geschäftsräume, für die es keine Nachfolger gibt, in Wohnraum umwandeln?“ Das sei auch eine Möglichkeit, über die weiter diskutiert werden müsse. „Das geht nur, wenn der Besitzer der Immobilie mitspielt“, gibt Bursian zu Bedenken. Er erwähnt die Idee, kleine Geschäfte zusammenzulegen und eine größere Fläche zu gewinnen, indem man die benachbarten Hauswände durchbricht. Aber auch das erfordere das Einverständnis des Hauseigentümers.
Denn: Egal, was es für Konzepte geben wird, am Ende muss es sich für den Eigentümer rechnen. Auch – so klingt es durch – wenn man sich ein wenig Verständnis für die momentane wirtschaftliche Lage verspricht. Klar ist für Ensminger und Bursian: Kirn hat eine sehr gute Infrastruktur und besonders die Innenstadt ist mit ihrer Gastronomie und den guten Parkmöglichkeiten sehr gut aufgestellt.
Tanja Lambert vom Metzgereibetrieb tröstet hingegen ihre Kunden: „Wir sind ja nicht aus der Welt. Wir sind ja noch im Dorfladen in Hennweiler, und da bleiben wir.“