Jubel bei der Bürgerinitiative
Ein Triumph für die Windkraftanlagengegner
Mit solchen Bannern kämpfte die Bürgerinitiative gegen einen Windpark vor der Haustür.
Bartmann/BI

Erleichterung bei vielen Menschen in der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach und in Planig: Die Windkraftanlagen vor der Haustür werden nicht gebaut.

„Die Fläche 21 wird nicht weiterverfolgt.“ Was so lapidar klingt, ist ein Satz, der viele Menschen in Biebelsheim, Planig und Pfaffen-Schwabenheim erleichtert. Gemeint ist eine Potenzialfläche für Windkraftanlagen, die jetzt von der zuständigen Planungsgemeinschaft ad acta gelegt wurde.

Zur Begründung sagt die Gemeinschaft im Anhörungsverfahren zur vierten Teilfortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes Rheinhessen-Nahe bei der jüngsten Sitzung in Nackenheim mit großer Mehrheit aus: „Zwar liegt kein hartes Ausschlusskriterium vor, doch viele Restriktionen, welche die Akzeptanz einer Windkraftnutzung in allen betroffenen Gemeinden erschweren. Vor dem Hintergrund, dass die Fläche nur knapp über 50 Hektar liegt und der Beitrag zur Energiewende somit überschaubar ist, wird die Fläche nicht als Vorranggebiet Windenergienutzung übernommen. Mit Rücksicht auf die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung wird die Fläche nicht weiterverfolgt.“

Mit einer starken Abordnung von rund 50 Personen verfolgten die Biebelsheimer die Sitzung der Planungsgemeinschaft in Nackenheim.
Bartmann/BI

Vorangegangen waren zahlreiche Informationsveranstaltungen, Gremiensitzungen und schließlich die Gründung einer Bürgerinitiative Anfang September 2024. Deren 22 Gründungsmitglieder um Frank Schwarzmüller aus Biebelsheim machte mächtig Dampf, verteilte Flyer, hängte Banner auf und gab Schreiben an die Haushalte, mit denen diese ihre Stellungnahmen an die Planungsgemeinschaft einreichen konnten. Am Ende waren es rund 800 Eingaben zur Potenzialfläche 21, davon allein rund 300 aus dem Dörfchen Biebelsheim, schildert Schwarzmüller, der mit rund 50 Gleichgesinnten zur entscheidenden Sitzung nach Nackenheim fuhr.

Doch es habe auch andere Meinungen gegeben, so von den Grünen um Ludger Nuphaus. Doch deren Argumente pro Nutzung der Potenzialfläche überzeugten die Mehrheit nicht, berichtet Schwarzmüller – auch dank der Argumentationen von Bad Kreuznachs Oberbürgermeister Emanuel Letz und des AfD-Vertreters Jürgen Klein. Übereinstimmend und klar gegen die Nutzung der besagten Fläche fielen auch die Stellungnahmen der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach und der Ortsgemeinde Pfaffen-Schwabenheim aus.

Bei einer früheren Sitzung postierten sich die Windparkgegner vor dem Mainzer Schloss.
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Argumentiert wurde auch mit dem Thema Landschaftsbild und Erholung: In rund 780 Meter Entfernung südwestlich des geplanten Vorranggebietes befindet sich der Bosenberg mit einer Freiluft-Steinkirche, in der regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Der Altarstein befindet sich im Osten der Kirche, so dass der Blick der Gottesdienstbesucher Richtung Osten geht und das geplante Vorranggebiet Windenergie im Blickfeld liegt. Der Bau von Windenergieanlagen in der Umgebung des Bosenbergs würde diesen Blick erheblich beeinträchtigen. Die landschaftliche Qualität ist weiterhin bedeutsam für die Vielzahl von Wanderwegen.

Ein weiteres, stark emotionales Argument ist die Gedenkstätte „Rheinwiesenlager Biebelsheim“ rund 200 Meter nördlich der Fläche 21: Die Fläche des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers soll von Bebauung freigehalten werden. Bereits durch frühere Bauvorhaben kam es zu großen Widerstand in der Bevölkerung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren bis zu 56.000 Menschen in dem Gefangenenlager untergebracht worden. Die mögliche Errichtung von Windkraftanlagen in unmittelbarer Umgebung der Gedenkstätte führe zu einer nachhaltigen Störung dieser und wird als pietätlos gesehen. Außerdem geht es in Zusammenhang mit dem ehemaligen Rheinwiesenlager um das Grabungsschutzgebiet Biebelsheim.

Die Bürgerinitiative arbeitet weiter für die Landschaft

Mit dem Erfolg in Sachen Windpark sieht die gemeinnützige Bürgerinitiative ihre Aufgaben nicht als erledigt an. Schließlich lauten diese „Rückenwind für das Naherholungsgebiet Bosenberg und Gegenwind für das Planungsgebiet 21“, erläutert Frank Schwarzmüller. Jetzt richte sich das Augenmerk auf die Errichtung eines Wanderwegs um den Bosenberg in Kooperation mit Planig, Ippesheim und Bosenheim. Dass wegen der Windanlagendebatte dauerhaft Gräben in den Orten entstanden sind, glaubt Schwarzmüller nicht: „Es gab nur wenige Befürworter. Es wird Gras über die Sache wachsen.“

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