Im Alter von 94 Jahren ist der Maler, Grafiker und Bildhauer Karlheinz Brust nach kurzem Krankenhausaufenthalt im September gestorben. „Wenn der Herrgott mich lässt, hab ich noch einiges vor“, hatte er uns zu seinem 85. Geburtstag gesagt. Und es gab in den neun folgenden Jahren noch so viel Neues zu sehen und zu berichten über Dutzende große Werke wie das „DENKmal“ in der Amtshofstraße als Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Kirn, oder ganz kleine Werke wie die Coronavirus-Filzstiftzeichnung 2020.
Wo fängt man an bei dem vielfach ausgezeichneten, weit über die Region hinaus bekannten Künstler. Vielleicht beim Freund, Berater und Optimisten Karlheinz, an dem man sich in allen Lebenslagen aufrichten konnte. „Erinnerungen der Jahre, ein Leben mit der Kunst“ – so lautete der Titel seiner letzten großen Ausstellung 2023, die schon 2020 zu seinem 90. Geburtstag geplant war, aber wegen Corona mehrfach verschoben wurde. Daran konnte er nicht mehr selbst teilnehmen.
Brust wurde 1930 in Kirn-Sulzbach geboren. Er war Dekorations- und Schriftenmaler, studierte in Düsseldorf und Mainz. Viele große Arbeiten erinnern in der Region an Karlheinz Brust – etwa die Emaillearbeit in der Kirner Polizeistation, der bronzene Schellenmann in Kirn-Sulzbach, die großen farbigen Glasbilder in der Kirner und in der Kirn-Sulzbacher Friedhofskapelle, die Paul-Schneider-Gedenkstele in Pferdsfeld oder der Bilderzyklus „Apokalypse“. Mit dieser Arbeit wurde Karlheinz Brust 1972 bundesweit bekannt, als sie beim deutschen Kirchentag vorgestellt wurde. Viele Auszeichnungen und Ehrenpreise sollten noch folgten. 1978 erhielt er den Kunstpreis für internationale Grafik in Florenz, 1982 den Europa-Kunstpreis in Baden-Baden, 1988 die Freundschaftsmedaille von Fontaine lès Dijon, nicht zuletzt 2012 den Harald-Flick-Ehrenpreis der Stadt Kirn und 2015 schließlich die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz.
Wir erinnern uns an lange Gespräche in seinem Atelier, wo er malte und auch viele Modelle von Ausschreibungen in Kleinformat zeigte und beschrieb, Skizzenbücher mit Hunderten von schnell mit Filzstift hingeworfenen Reisenotizen hervorholte und dazu spannend erzählte. Etwa von den Begegnungen mit dem Rabbi am Garten Gethsemane in Jerusalem oder mit seinem spanischen Künstlerfreund. Die Erzählungen mündeten in sehens- und lesenswerte Bücher. „Schicksalsschläge muss man hinnehmen“, sagte er uns einmal in Erinnerung an zwei verstorbene Ehefrauen, seinen ältesten an Krebs gestorbenen Sohn und seine eigene schwere Krankheit. „Die heilende Wirkung der Kunst hat mir immer geholfen“, sagte er.
Mehr als 100 große Ausstellungen und Wettbewerbe
Karlheinz Brust hat Kirn zu seiner Bedeutung als Kunststadt verholfen. Die zusammen mit dem langjährigen Kirner Bürgermeister und Ehrenbürger Fritz Wagner initiierte Stiftung mit mehr als 500 Brust-Bildern im städtischen Besitz war die Basis für weitere Stiftungen in Kirn (Eichenauer, Wild-Kussler) und weit mehr als 100 große Ausstellungen und Wettbewerbe. Karlheinz Brust förderte den Austausch mit der Partnerstadt Fontaine-lès Dijon und entwickelte in mehr als 65 Jahren künstlerischen Schaffens neue Ausdrucksformen in Stil und Ausdruck – zunächst eher düster, dann farbig in Sand mit feinen Schattierungen oder am Ende großformatig und bunt in Acryl.
Erinnerungen an Karlheinz Brust vermitteln auch Dutzende Gemeindewappen in der Region. Mehr als 200 davon hat der Wappenkundler Brust zusammen mit dem Landeshauptarchiv entworfen und farblich gestaltet. Er hielt dazu Vorträge in den kommunalen Gremien und vermittelte die „heraldischen Vorschriften“. Brust war als Lehrer in Schulen aktiv und gab auch Marlkurse. Er wirkte aber nie oberlehrerhaft, bot vielen jungen Leuten das Du an. „Wir erinnern uns an ihn in großer Wertschätzung und Anerkennung seines Schaffens“, schreiben der Stiftungsvorsitzende Frank Ensminger und der Kuratoriumsvorsitzende Fritz Wagner und übermitteln den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl.