„BOS goes Disney“. Gleicher Ort: die Staudernheimer evangelische Kirche. Gleiche Zeit: 18 Uhr am ersten Adventssonntag. Mehr als sonst hat sich die Kirche gefüllt. Auch das Licht und seine Wechsel scheint man zu kennen. Irgendwie ein Déjà-vu, aber fast fühlt es sich wie eine Premiere an. Das Licht spielte bei den BOS-Konzerten immer schon eine herausragende Rolle. Es wurde dieses Mal von Klaus Viertel bedient, der es zusammen mit Orchestermitglied Steffen Gerber installiert hat.
Einiges ist neu, vieles ein Déjà-vu
Nach vier Jahren ist das Blasorchester 1924 Staudernheim (BOS) mit seiner neuen Konzertreihe „BOS goes Disney!“ zurückgekehrt. Doch eine Premiere war es allemal, denn das Orchester präsentierte sich bei seinem großen Jahreskonzert erstmals unter der Leitung von Christoph Kaul. Und auch anderes ist neu. Zum Big-Band-Klang des Staudernheimer Blasorchesters passen zwei Neuzugänge ganz hervorragend: Franz Jost am E-Bass und am Piano kein Geringerer als Peter Gälweiler, Kauls Vorgänger am Dirigentenpult. Neu war auch der Moderator des Abends. Pfarrer Ralf Anacker war nicht allein Hausherr und Gastgeber in der evangelischen Kirche, sondern führte auch von der Kanzel aus durchs Programm.
Schwung und Rhythmus
Die Entscheidung, welchen Auftakt man wählen sollte, dürfte dem BOS nicht schwer gefallen sein. Wie besser könnte man die Zuhörer ins Disneyland entführen als mit dem klassischen Disney-Opening-Theme, der von allen Disneyfilmen her bekannten Eröffnungsmelodie. Dann ging es Schlag auf Schlag. Tarzans „Two Worlds“, mit Phil Collins zum Ohrwurm geworden, brachte Schwung und Rhythmus hinein, und das Medley aus „Peter Pan“ lotete schon einmal zahlreiche unterschiedliche Facetten der vielfältigen Disneymusik aus. Wunderschön das Weckerklingeln im Bauch des Krokodils – Anacker wies vorsorglich noch einmal drauf hin. Seinen Schrecken hat es längst verloren.
„Wir laden Sie ein“, hatte es in der Ankündigung des Konzerts geheißen, „zusammen mit uns, mit Simba, Timon und Pumba, durch die afrikanische Savanne zu streifen, mit Arielle, Fabius und Sebastian durch die Tiefen des Meeres zu schwimmen oder Mogli und Balu in die Tiefen des Dschungels zu folgen.“ Ein rasantes Erleben war es, diese komprimierte Filmgeschichte anhand ihrer Musik vorbeiziehen zu lassen. Schließlich gehört auch die Musik der Disney-Filme zu den Großereignissen des Cinemas. Ob Phil Collins, Elton John oder gar Helene Fischer, vieles hat sich unabhängig von den Bildern ebenfalls bewährt.
Gelungene Moderation
Einen ganz eigenen Charme hatte Anackers Moderation. Nicht zuviel an Hintergrundinformation, aber viel Erlebtes. Erinnerungen an die Filme, an die Musik und auch einmal eine kleine Auseinandersetzung. Wie steht es mit dem Albtraum vor Weihnachten (The Nightmare Before Christmas)?. Halloween oder doch ein Weihnachtsfilm? Die Entscheidung dürfte nicht zuletzt das fast durchgängige Klingeln der Schlittenglocken getroffen haben. Anackers Tip, sich auf Youtube „Sallys Lied“ von Nina Hagen anzuhören, kann nur weitergereicht werden.
Ein wunderbares Händchen zeigte das BOS auch mit der Zugabe. „Let it go“ aus „Frozen“ erntete einen kleinen Jubel vorab. Doch so richtig rund wird ein musikalischer Disneyfilmabend eben doch erst mit dem Dschungelbuch. Und das gehörte ja auch zu den Disneyfilmen, die in der Erinnerung mit der Vorweihnachtszeit verbunden sind. Der Begriff „Work-Life-Balance“ sei noch nicht erfunden gewesen, lautete der Kommentar. Gegeben habe es das allerdings schon. So fand ein faszinierender Abend dann eben doch erst mit der bekanntesten Schulstunde der Filmgeschichte als weiterer Zugabe sein Ende. Und mit Balu, Mogli und „Probier's mal mit Gemütlichkeit“. Wilhelm Meyer