Ein mühseliges Geschäft, das Bunkerräumen. Eimer für Eimer schippen die Helfer von der Feuerwehr und von den VfL-Ringern unten voll. Dann müssen sie damit durch den Vorraum und eine Treppe hoch.
Bunkeranlage fasziniert viele Besucher
Draußen stehen weitere Helfer mit Schubkarren, die den Schutt aus den Eimern aufnehmen und nach unten zum Container bringen, der im Zwingel platziert ist. Für die dritte Räumaktion im Zugang zum ehemaligen Luftschutzraum am Fuß des Kauzenbergs hatte Initiator Steffen Kaul, unermüdlicher Erforscher der Kreuznacher Stadtgeschichte, wieder etliche Sponsoren und Helfer gefunden. Burgherr und Zahnarzt Stefan Kessler finanzierte dieses Mal den Container und packte selbst mit der Schaufel mit an. Neben Freunden beteiligten sich Helfer von der Feuerwehr des Löschbezirks West und weitere fünf Helfer von der Abteilung der Ringer im VfL.

Der älteste von ihnen, Reinhard Sassenroth, schaufelte mit seinen 74 Lenzen, was das Zeug hielt. „Die Anlage begeistert sehr viele Leute“, freut sich Steffen Kaul über die tatkräftige Unterstützung und über die Reaktionen, die er bei seinen Führungen erntet. Von älteren Kreuznachern, die als Kinder während der Luftangriffe im Luftschutzraum saßen, erfährt er immer wieder Details. 1600 Personen hatten in dem Bunker Platz, der sich über einen Kilometer unter dem Kauzenberg erstreckt. Manchmal mussten die Menschen mehrere Tage hier ausharren.

Katastrophale sanitäre Zustände
Es gab nur primitive Toiletten, Klosettkübel, die von Zeit zu Zeit geleert wurden, es stank entsetzlich. „Die sind nur kurz raus, um Essen zu holen“, hat Kaul von Zeitzeugen gehört und weist auf den Aufsatz der Bad Kreuznacherin Irmgard Kullmann hin, der zu der Dokumentation im Vorraum des eigentlichen Stollens gehört. Als Kaul mit der Erkundung des Bunkers begann, war dieser Raum vollgestopft mit dem Material einer Heizungsfirma. Das wurde in einer ersten Aktion mithilfe der Stadt und mit persönlichem Einsatz von Bürgermeister Thomas Blechschmidt geräumt. Im Oktober 2024 fand eine zweite Räumaktion statt.
Sogar ein Kind soll während eines Luftangriffs im Luftschutzraum zur Welt gekommen sein. Auch der Bad Kreuznacher Arzt Alfred Behrens hat seine Erinnerungen an das Leben im Bunker in einem Tagebuch festgehalten, das seine Kinder veröffentlichten. Drei Eingänge gab es zu dem Stollen, der im Ursprung vermutlich auf Bergbau unter dem Kreuznacher Burgberg zurückgeht und 1935 zum Luftschutzraum für die Anwohner in der Neustadt ausgebaut wurde. Neben dem Eingang in der Straße „Kaltes Loch“, gab es einen Eingang in der Klappergasse und im Schlosspark.

Aktion findet viel Unterstützung im Viertel
Außerdem bestand auch eine Verbindung zur Brauerei Tesch, zum dortigen Eiskellermuseum von Steffen Kaul gab es zwei Zugänge. Die Helfer werden bei dieser dritten Räumungsaktion mit kalten Getränken von der Firma Hut Vetter versorgt. Dort steht vor der Schaufensterauslage mit Mützen und Hüten ein Tisch, auf dem Mitglieder des Altstadtvereins ein Frühstück für die Schaffer bereitgestellt haben und der Altstadtkiosk spendiert Kaffee.