Schwitzen im Kalten Loch
Ehemaliger Bad Kreuznacher Bunker wird freigelegt
Der Schutt aus den Bunkergängen wird von den Helfern in Eimern nach oben geschafft und mit den Schubkarren zum Container im Zwingel transportiert.
Christine Jäckel

Zuerst war es nur ein Loch in der Wand, das Steffen Kaul einen Einblick in den ehemaligen Luftschutzbunker in der historischen Neustadt Bad Kreuznachs ermöglichte. Inzwischen ist der Zugang zu dem Schutzraum durch fleißige Helfer wieder freigelegt.

Eigentlich ist es im Bunkereingang im Kalten Loch, wie auch der Name schon sagt, eher kühl. Die freiwilligen Helfer von Steffen Kaul gerieten beim Räumen mit Schaufel und Eimer aber ins Schwitzen.
Christine Jäckel

Ein mühseliges Geschäft, das Bunkerräumen. Eimer für Eimer schippen die Helfer von der Feuerwehr und von den VfL-Ringern unten voll. Dann müssen sie damit durch den Vorraum und eine Treppe hoch.

Bunkeranlage fasziniert viele Besucher

Draußen stehen weitere Helfer mit Schubkarren, die den Schutt aus den Eimern aufnehmen und nach unten zum Container bringen, der im Zwingel platziert ist. Für die dritte Räumaktion im Zugang zum ehemaligen Luftschutzraum am Fuß des Kauzenbergs hatte Initiator Steffen Kaul, unermüdlicher Erforscher der Kreuznacher Stadtgeschichte, wieder etliche Sponsoren und Helfer gefunden. Burgherr und Zahnarzt Stefan Kessler finanzierte dieses Mal den Container und packte selbst mit der Schaufel mit an. Neben Freunden beteiligten sich Helfer von der Feuerwehr des Löschbezirks West und weitere fünf Helfer von der Abteilung der Ringer im VfL.

Im Vorraum zu dem ehemaligen Luftschutzraum gibt es eine kleine Ausstellung mit Dokumenten, Fundstücken aus dem Bunker und zeitgeschichtlichen Objekten
Christine Jäckel

Der älteste von ihnen, Reinhard Sassenroth, schaufelte mit seinen 74 Lenzen, was das Zeug hielt. „Die Anlage begeistert sehr viele Leute“, freut sich Steffen Kaul über die tatkräftige Unterstützung und über die Reaktionen, die er bei seinen Führungen erntet. Von älteren Kreuznachern, die als Kinder während der Luftangriffe im Luftschutzraum saßen, erfährt er immer wieder Details. 1600 Personen hatten in dem Bunker Platz, der sich über einen Kilometer unter dem Kauzenberg erstreckt. Manchmal mussten die Menschen mehrere Tage hier ausharren.

Der Bunkerzugang im Kalten Loch: Vom ersten Gewölbekeller geht der Gang weiter, im hinteren Bereich geht es links Richtung Klappergasse und rechts Richtung Schlosspark.
Christine Jäckel

Katastrophale sanitäre Zustände

Es gab nur primitive Toiletten, Klosettkübel, die von Zeit zu Zeit geleert wurden, es stank entsetzlich. „Die sind nur kurz raus, um Essen zu holen“, hat Kaul von Zeitzeugen gehört und weist auf den Aufsatz der Bad Kreuznacherin Irmgard Kullmann hin, der zu der Dokumentation im Vorraum des eigentlichen Stollens gehört. Als Kaul mit der Erkundung des Bunkers begann, war dieser Raum vollgestopft mit dem Material einer Heizungsfirma. Das wurde in einer ersten Aktion mithilfe der Stadt und mit persönlichem Einsatz von Bürgermeister Thomas Blechschmidt geräumt. Im Oktober 2024 fand eine zweite Räumaktion statt.

Sogar ein Kind soll während eines Luftangriffs im Luftschutzraum zur Welt gekommen sein. Auch der Bad Kreuznacher Arzt Alfred Behrens hat seine Erinnerungen an das Leben im Bunker in einem Tagebuch festgehalten, das seine Kinder veröffentlichten. Drei Eingänge gab es zu dem Stollen, der im Ursprung vermutlich auf Bergbau unter dem Kreuznacher Burgberg zurückgeht und 1935 zum Luftschutzraum für die Anwohner in der Neustadt ausgebaut wurde. Neben dem Eingang in der Straße „Kaltes Loch“, gab es einen Eingang in der Klappergasse und im Schlosspark.

Fundstücke aus dem Bunker und weitere zeitgeschichtliche Objekte hat Steffen Kaul hier zusammengetragen.
Christine Jäckel

Aktion findet viel Unterstützung im Viertel

Außerdem bestand auch eine Verbindung zur Brauerei Tesch, zum dortigen Eiskellermuseum von Steffen Kaul gab es zwei Zugänge. Die Helfer werden bei dieser dritten Räumungsaktion mit kalten Getränken von der Firma Hut Vetter versorgt. Dort steht vor der Schaufensterauslage mit Mützen und Hüten ein Tisch, auf dem Mitglieder des Altstadtvereins ein Frühstück für die Schaffer bereitgestellt haben und der Altstadtkiosk spendiert Kaffee.

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