Als sich die Herren des Deutschen Weininstituts daran machten, sie zu krönen, da war Edelgard Bauer-Finter das unangenehm. Im Jahr 1975 war das, in Stuttgart. Die damals 20-Jährige ist bis heute die einzige Weinkönigin von der Nahe, die in direkter Folge die Krone der Deutschen Weinkönigin erneut an die Nahe holte. Sie sollte auf Doris Emmerich folgen, die 1974 gekrönt worden war. Doch sie konnte sich mit diesem Gedanken zunächst nicht anfreunden.
Wäre es keine Möglichkeit, auf den Titel zu verzichten und die Königswürde anderen Anbauregionen zu überlassen, die erneut leer ausgegangen waren? Edelgard Bauer-Finter dachte vor 43 Jahren nicht nur leise darüber nach. Sie stellte die Frage auch auf der Bühne. Die Reaktion darauf? Eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Irritation. „Das gab es noch nie. Das kommt überhaupt nicht infrage“, habe der damalige Direktor des Deutschen Weininstituts ihr entgegnet. Sekunden später wurde sie dann doch gekrönt. Und hat es bis heute nicht bereut.
Es ist eine Geschichte, aus der die aktuelle Naheweinkönigin Pauline Baumberger Erkenntnisse ziehen kann vor der Wahl zur Deutschen Weinkönigin für die Amtszeit 2018/19, die mit dem Vorentscheid am Samstag in Neustadt an der Weinstraße beginnt. Auch Pauline Baumberger würde im Falle einer Wahl auf eine Vorgängerin aus dem Kreis Bad Kreuznach folgen: Katharina Staab aus Oberhausen.
Sie könnte sich in diesem Fall Tipps aus erster Hand holen. Denn Pauline Baumberger und Edelgard Bauer-Finter kannten sich schon vor Baumbergers Wahl zur Naheweinkönigin im vergangenen Jahr. Eine Verbindung besteht seit Jahren zwischen den Chören der beiden Gemeinden Kirschroth und Mandel. Während Bauer-Finter Konzerte der Fröhlichen Zecher aus Kirschroth moderiert, übernimmt diese Aufgabe Marcus Baumberger, Vater von Pauline, beim MGV Edelweiß in Mandel. „Ich habe Paulines Jahr als Naheweinkönigin natürlich verfolgt. Sie hat das sehr gut gemacht“, betont Edelgard Bauer-Finter. Ob sie nun eine Chance hat auf die bundesweite Krone? Die Königin der Amtszeit 1975/76 spricht aus Erfahrung: „Natürlich gibt es diese Chance. Pauline strahlt allein durch ihre Körpergröße etwas aus, ist eine Persönlichkeit. Das wird eine Rolle spielen.“ Sie müsse eben nur natürlich bleiben. Das habe ihr damals auch geholfen. „Ich habe mir überhaupt keinen Kopf gemacht. Meine Mitanwärterinnen sind zu Visagistinnen oder zu Kosmetikerinnen gegangen. Ich habe darin viel weniger Zeit investiert, weil ich dachte, ohnehin keine Chance zu haben.“ Es war vielleicht die schönste Fehleinschätzung ihres Lebens.