Ergebnisse des Quartierskonzepts vorgestellt - Nahwärmenetz bietet große Chance
Duchroth kann energieautark werden: Quartierskonzept vorgestellt
Die Planung und den Bau eines Nahwärmenetzes hat man in Duchroth fest vor Augen. Mit diesem Schritt und weiteren Maßnahmen könnte die Gemeinde, was die Energieversorgung betrifft, autark werden. Foto: Christine Jäckel
Christine Jäckel

Das im März 2023 gestartete Quartierskonzept für die 550 Einwohner zählende Gemeinde liegt vor und es zeigt einen Weg auf, der für Duchroth das Blatt vom bisherigen Verbraucher hin zum Versorger wenden könnte. Die Ergebnisse ihrer Studie stellten Anton Thomas, Patrick Huwig und Christoph Dohm vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) des Umweltcampus Birkenfeld rund 50 bis 60 Einwohnern in der Turnhalle vor.

Lesezeit 3 Minuten

Mit dem Quartierskonzept haben der Gemeinderat und die Bürger eine solide Datenbasis für die Entwicklung einer nachhaltigen regenerativen Energieversorgung der Haushalte der Gemeinde am Gangelsberg. Auch für die Themen Erosion und Starkregen haben die Mitarbeiter Vorschläge erarbeitet. Der Ansatz in Duchroth ist, die lokale Energiewende kostengünstig für die Dorfbewohner mit einer Nahwärmeversorgung zu erreichen. Dabei könnte der geplante Windpark auf Duchrother Gemarkung im Bauwald das Sahnehäubchen werden, denn wenn die Anlagen genehmigt und gebaut werden, steht kostengünstiger Windstrom für das Netz bereit.

Hohes Potenzial für Strom aus der Sonne

Aber auch im Bestand schlummert ein großes Potenzial für die klimaschonende Erzeugung von Energie, etwa durch Solarenergie vom Dach, erläuterte Anton. Der Gesamtbedarf an Strom für Duchroth liegt bei 1400 Megawattstunden jährlich. „Wenn alle geeigneten Dachflächen mit Kollektoren belegt werden, könnte der Strombedarf für Duchroth zu 770 Prozent gedeckt werden“, erläuterte Thomas das Ergebnis der Berechnung. Nach dem Gebäudekataster könnten 12.200 Kilowattpeak installiert und damit 10.800 Megawattstunden Strom produziert werden. Zusätzliche Erzeugung von Solarstrom wäre durch die Nutzung geeigneter Standorte am Gangelsberg mit Freiflächen-Fotovoltaik oder Agri-Fotovoltaikanlagen möglich.

Klappt es mit der Windkraft, haben die IFaS-Mitarbeiter, ausgehend von der Installation von drei Anlagen, ein Potenzial für Stromerzeugung von 43.000 Megawattstunden jährlich errechnet. Damit würde Durchroth noch einmal ein Vielfaches seines Bedarfs an Energie produzieren. Weil das Dorf am Gangelsberg im Bereich von Starkregenereignissen liegt, schlagen die Autoren der Studie zur Minderung von Erosion Agroforstanlagen vor. Die Biomasse dieser Agroforstsysteme kann auch zum Energieträgermix eines Nahwärmesystems beitragen. Mit Spannung erwartet haben sicher einige Teilnehmer die Ausführungen von Patrick Huwig zum Thema Nahwärme.

Pluspunkt: Strom vom Windpark

Dabei hat das IFaS-Team fünf verschiedene Szenarien berücksichtigt: jeweils eine Variante mit Luft-Wärme-Pumpe und eine mit Holzhackschnitzel sowie diese beiden Varianten jeweils kombiniert mit Windkraft. Variante fünf sieht Holzhackschnitzel und Solarthermie vor mit einem Kollektor auf 2500 Quadratmeter. Grundlage für den Netzplan war eine Anschlussquote von 80 Prozent und damit 185 Haushalte im Dorf. Je nachdem welche Variante gewählt wird, ergeben sich unterschiedlich hohe Wärmegestehungskosten. Huwig betonte aber, dass diese nicht mit dem späteren Wärmelieferpreis gleichzusetzen sind. Die kostengünstigsten Varianten sind mit Windstrom zu erreichen, ohne Windräder schneidet die Variante fünf – Holzhackschnitzel und Solarthermie – am besten ab.

Die Höhe des Wärmelieferpreises wird auch davon bestimmt, wie viele Haushalte sich für einen Anschluss an das Nahwärmenetz entscheiden. Dass sich an einer Umfrageaktion 90 Haushalte (40 Prozent) beteiligten, sieht Huwig als gute Ausgangslage, die durch weitere Information der Bürger ausgebaut werden sollte. Entscheidend für die Höhe der individuellen Heizkostenrechnung ist zudem der Wärmebedarf des Gebäudes. Somit sind alle Hausbesitzer gefragt, wie sie ihren Wärmebedarf durch Sanierungsmaßnahmen reduzieren können. Christoph Dohm gab dazu umfangreiche Informationen, angefangen bei einfach umzusetzenden Sofortmaßnahmen bis zu Förderprogrammen. Förderung gibt es auch für den Anschluss an ein Wärmenetz. Dessen Kosten liegen zwischen 5000 bis 10 000 Euro.

Möglicher Fahrplan Nahwärmenetz


Die nächsten Schritte für die Umsetzung des Nahwärmenetzes wären die Antragstellung für Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) für eine Machbarkeitsstudie. Liegt diese vor, kann die Fachplanung beauftragt werden. Parallel steht die Gründung einer Gesellschaft an, wenn die Gemeinde das Projekt in Eigenregie umsetzen will. Zu deren Aufgaben gehören unter anderem die Finanzierungsplanung und die Beschaffung von Fördermitteln. Werden diese Schritte abgearbeitet, dann könnte 2026 der Bau des Wärmenetzes angegangen werden und 2027/2028 die dorfeigene Energieversorgung starten.

Top-News aus der Region