Wie sich Darmstädter Studenten die Zukunft des Bad Münsterer Kurparks vorstellen, wird in der am Mittwoch eröffneten Ausstellung gezeigt. Zu sehen sind die Vorschläge mittwochs bis sonntags bis zum 19. Juli (10 bis 17 Uhr). Was sowohl von Seiten der FDP als auch der CDU in den vergangenen Jahren immer wieder postuliert wurde, das ist die Verknüpfung des Kurmittelhauses mit einem neuen Hotel. Dieses neue Bauwerk wird auf die Fläche des früheren Thermal-Sole-Bewegungsbads projiziert – in der Hoffnung, der neue Hotelier würde quasi als Teil des Geschäfts die Aufgabe übernehmen, sich um das denkmalgeschützte Kurmittelhaus zu kümmern.
Grüne: „erhebliche Fläche“
Diese Verknüpfung von Kulturpflege und, um es platt zu sagen: Business erscheint aber nicht allen politischen Akteuren in der Stadt sinnvoll. Auf Anfrage dieser Zeitung äußern sich die Bündnis 90/Grünen ziemlich skeptisch. Man habe sich, so die Stadträtin und frühere Kulturdezernentin Andrea Manz, doch sehr darüber gewundert, dass hier gegenüber den Studenten ein „Junktim“ vorgegeben worden sei. Nämlich dass das „historisch prachtvolle Kurmittelhaus nur in Verbindung mit einem wohl größeren Hotel für einen möglichen Investor wirtschaftlich interessant und auskömmlich betrieben werden könnte“.
Diese Verquickung sei bislang politisch nicht diskutiert worden. Dabei stellten sich für die Bündnis 90/Grünen eben doch städtebauliche Fragen. Ein Hotel der Größenordnung von hundert Betten „nähme nicht nur eine erhebliche Fläche in Anspruch“, was zu einer weiteren Versiegelung führen werde – was die Grünen bekanntlich prinzipiell ablehnen.
Es gebe weitere kritische Fragen, die diskutiert werden müssten, finden die Grünen. Ein Hotel auf dem Grundstück des früheren Thermal-Sole-Bewegungsbads würde den Blick auf die Natur gegenüber des Kapitän-Lorenz-Ufers beeinträchtigen. Ausgerechnet die Nahe und der Rheingrafenstein würden schlechter sichtbar.
Sehr problematisch wäre die Verkehrsanbindung. Die Zufahrt für ein 100-Betten-Hotel könnte nicht über das Kapitän-Lorenz-Ufer geplant werden, weder für Lieferanten noch für Gäste. Dazu ist die vom Café Suesse Ecke herunterführende Nahestraße zu eng, außerdem, so Manz, solle das Kapitän-Lorenz-Ufer im Zuge des Programms „Stadtumbau West“ ja als Uferpromenade aufgewertet werden. Für ein Hotel müsste also eine neue Zufahrt vom Goetheplatz vorgesehen werden.
Was die Grünen auch ins Feld führen: Gäste eines Hotels an der Nahe hätten vielleicht ein gewisses Ruhebedürfnis, das mit den Veranstaltungen im Kurpark – man nehme nur den Weihnachtsmarkt – nicht vereinbar sei. Das Hotel wäre über die Nähe zur Nahe auch hochwassergefährdet, auch das müsse berücksichtigt werden.
„Noch sind die Planungen Gedankenspiele“, räumt Manz ein. „Wir Grüne begrüßen den Input und die Denkanstöße, die die Entwürfe hervorrufen.“ Sie verweist aber auch auf die Tatsache, dass selbst die Architekturstudenten „sensibel waren für den besonderen Zauber der Umgebung“. Es war im Artikel dieser Zeitung vom 12. Juni erwähnt worden, dass manche Studenten einen Neubau an dieser Stelle generell kritisch sahen. „Wir sind gespannt auf die Ausstellung, um uns selbst ein Bild zu machen“, so Andrea Manz.
Soll die teure Unterhaltung für das denkmalgeschützte Kurmittelhaus in Bad Münster von einem privaten Investor übernommen werden, der dafür nebenan ein Hotel bauen darf? Nein, das ist keine gute Verquickung von Kultur und Business.Kommentar zum Hotelneubau in Bad Münster: Keine Kopplung von Kurmittelhaus und Hotel!
CDU: „Es geht nicht anders“
Es gibt politisch natürlich auch die Gegenposition, die sich eben für einen Neubau an der Nahe ausspricht. So plädiert Manfred Rapp, CDU-Chef, für ein modernes Hotel. „Das habe ich schon immer befürwortet, weil es sonst doch gar nicht geht“, so Rapp, und er meint damit die kostenintensive Unterhaltung des denkmalgeschützten Kurmittelhauses. Die Stadt habe keine ausreichenden finanziellen Mittel, um die Sanierung zu stemmen. „Aus unserer Sicht wäre es das Beste, wenn ein Familienhotel Teile des Kurmittelhauses mitnutzt.“ Es müsse natürlich städtebaulich „mit Fingerspitzengefühl“ an einen Neubau herangegangen werden, es dürfe nicht der nächste „Betonklotz“ hier gebaut werden. Dort unten sollten ihm zu Folge „maximal dreieinhalb Stockwerke“ erlaubt werden.
Die Grünen warnen davor, an dieser Stelle mit einem Nobelpublikum zu planen. Andrea Manz hierzu: „Das Kurmittelhaus, das Parkambiente sowie die unmittelbare Nähe zum Fluss und das Naturerlebnis Rheingrafenstein sind ein Schatz – ein Pfund, mit dem keinesfalls so gewuchert werden sollte, dass es nur noch für betuchte Gäste interessant ist. Bad Münster braucht generationenübergreifende Angebote und Aufenthaltsqualität für alle.“
Auf die Anfrage, wieso die Unterhaltung des Kurmittelhauses mit einem Hotelneubau geknüpft werde, antwortet die Stadt über Pressesprecherin Isabel Gemperlein: Das Ergebnis der von der Stadt in Auftrag gegebenen Frequenzbringeranalyse für das Kurmittelhaus zeige, „dass eine Hotelnutzung die vielversprechendste Nutzung im Hinblick auf eine Entwicklung darstellt“.
Eher keine Ausschreibung
Auf die Frage, ob die betriebliche Kombination Hotel/Kurmittelhaus den im Falle eines Falles national ausgeschrieben würde, erklärt die Stadtverwaltung: „Die Machbarkeitsstudie hat auch aufgezeigt, dass es sich beim Kurmittelhaus in der Hotelbranche um ein Nischenobjekt handelt, so dass der Weg einer gezielten Investorensuche vielversprechender erscheint. Sollten mehrere Interessenten vorhanden sein, ist eine Ausschreibung über einen Wettbewerb jedoch noch nicht auszuschließen.“ Inwiefern das Hotel tatsächlich hundert Zimmer und somit eine bestimmte Größe haben müsste, das wäre noch zu klären. „Ob es bei einem Erfolg mehr oder weniger Zimmer werden, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen“, so Pressesprecherin Isabel Gemperlein.
Es sei darauf hinzuweisen, dass es sich beim Kurmittelhaus „um eine Bestandsimmobilie handelt und auch bis vor einigen Jahren bereits bebaute Flächen in die Überlegungen einbezogen werden“. Der Gestaltungsprozess sei offen, und es seien „natürlich auch die Belange des Denkmalschutzes und weitere Schutzgebiete, ebenso wie das Landschaftsbild, abzuarbeiten, um eine verträgliche Lösung zu finden“. Eine Absprache mit der Denkmalpflege des Landes Rheinland-Pfalz nach möglicher Unterstützung habe es noch nicht gegeben, weil „noch keine konkrete Planung vorliegt“.
Wie es die Stadtverwaltung sieht
- Auf die Anfrage, wieso die Unterhaltung des Kurmittelhauses mit einem Hotelneubau geknüpft werde, antwortet die Stadt wie folgt. Das Ergebnis der von der Stadt in Auftrag gegebenen Frequenzbringeranalyse für das Kurmittelhaus zeige, “dass eine Hotelnutzung die vielversprechendste Nutzung im Hinblick auf eine Entwicklung darstellt„. Auf die Frage, ob die Kombi Hotel/Kurmittelhaus national ausgeschrieben würde, erklärt die Stadtverwaltung: “Die Machbarkeitsstudie hat auch aufgezeigt, dass es sich beim Kurmittelhaus in der Hotelbrache um ein Nischenobjekt handelt, so dass der Weg einer gezielten Investorensuche vielversprechender erscheint. Sollten mehrere Interessenten vorhanden sein, ist eine Ausschreibung über einen Wettbewerb jedoch noch nicht auszuschließen.„ Ob das Hotel tatsächlich hundert Zimmer und somit eine bestimmte Größe haben müsste, wäre noch zu klären. “Ob es bei einem Erfolg mehr oder weniger Zimmer werden, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen„, so Pressesprecherin Isabel Gemperlein.
- Es sei darauf hinzuweisen, dass es sich beim Kurmittelhaus “um eine Bestandsimmobilie handelt und auch bis vor einigen Jahren bereits bebaute Flächen in die Überlegungen einbezogen werden„. Der Gestaltungsprozess sei offen, und es seien “natürlich auch die Belange des Denkmalschutzes und weitere Schutzgebiete, ebenso wie das Landschaftsbild, abzuarbeiten, um eine verträgliche Lösung zu finden„.
- Eine Absprache mit der Denkmalpflege des Landes Rheinland-Pfalz nach möglicher Unterstützung habe es noch nicht gegeben, weil “noch keine konkrete Planung vorliegt".