Seit 25 Jahren stehen sie in persönlichen Notlagen zur Seite: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kriseninterventionsdienstes (KID) im Kreis Bad Kreuznach. Bei plötzlichen Todesfällen spielt vor allem die Betreuung von Hinterbliebenen und deren psychische Stabilisierung eine große Rolle. Etwa beim Überbringen einer Todesnachricht zusammen mit der Polizei bleiben sie vor Ort bei den Leuten, erklärt Beate Diepers, Koordinatorin KID Bad Kreuznach, bei der Veranstaltung in Norheim anlässlich des Jubiläums. Aber auch Großschadensereignisse wie der Brand in Rehbach Mitte Mai können ihre Anwesenheit erfordern.
In den vergangenen 25 Jahren hatte das Team rund 90 bis 130 Einsätze pro Jahr, berichtet sie. Gründe waren häufig plötzliche Herzstillstände nach erfolgloser Reanimation, Unfälle, aber teils auch Suizide. Vor Ort helfen sie da, wo laut den Rettungssanitätern Bedarf ist, erklärt Diepers. Aber auch Angehörige sagen, was sie brauchen. „Wir drängen uns nicht auf, wir fragen, wo wir helfen können“, stellt sie klar. Etwa bei der Sicherstellung der Betreuung von Angehörigen. Die Einsatzdauer variierte in den vergangenen Jahren zwischen einer bis acht Stunden. Der KID steht dabei nicht nur den Betroffenen, sondern bei Bedarf auch den Einsatzkräften zur Seite.

Seit April 2000 gibt es den KID – zu Beginn mit sechs Mitarbeitern. Ab 2002 waren es schon doppelt so viele. Zurzeit hat der KID 19 Einsatzkräfte und zwei Hospitanten, berichtet Beate Diepers. Seit 2010 besteht eine Zusammenarbeit mit der Seelsorge der Kirchen. Durch eine Rufbereitschaft ist der KID rund um die Uhr erreichbar. Die Mitarbeiter kommen etwa auf Anforderung von Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr. Im vergangenen Jahr hatten sie 117 Einsätze im Kreis Bad Kreuznach.
Aber wie schafft man es als Kriseninterventionshelfer, dass einen die Einsätze selbst nicht zu sehr belasten? „Schon in der Ausbildung haben wir gesagt bekommen: ,Achtet auf euch’“, erzählt Wilfried Diepers. Er hat den KID mitgegründet, hat selbst viele Jahre als Rettungssanitäter gearbeitet und war langjähriger Leiter der Bad Kreuznacher Rettungsleitstelle. Wenn sie von einem Einsatz wieder weggefahren sind, habe er mit Blick auf die Angehörigen gemerkt: „Wir lassen die Leute alleine.“ Aus diesem Gedanken heraus kam dann die Idee für den KID, berichtet er. Beate Diepers fügt hinzu, dass es helfe, wenn man sich nach einem Einsatz verinnerliche: „Wir haben heute Gutes getan.“ Der KID wird über die Leitstelle in Mainz angefunkt, da es seit Anfang dieses Jahres die Integrierte Leitstelle in Bad Kreuznach nicht mehr gibt.
„Ihr begleitet Menschen in den dunkelsten Stunden ihres Lebens.“
Benjamin Zurek, Referent Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz im rheinland-pfälzischen Innenministerium
Für den Start in den Dienst gibt es eine 90-stündige Ausbildung, die an Wochenenden absolviert wird. Hinzu kommen noch Praktika und Trainings, informiert Wilfried Diepers. „Alles andere als selbstverständlich“ sei der Dienst der Ehrenamtlichen, sagt Benjamin Zurek, Referent Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz im rheinland-pfälzischen Innenministerium. „Ihr begleitet Menschen in den dunkelsten Stunden ihres Lebens“, fügt er hinzu. Beate Diepers hob er als „Rückgrat des Teams“ hervor, legte den Blick aber auch auf die „starke, multiprofessionelle Gruppe“. Michael Schaller, Präsident des DRK-Kreisverbands Bad Kreuznach, brachte es auf den Punkt: „Es geht um Menschen, Schicksale.“

Der KID trägt sich selbst, es besteht aber eine Partnerschaft mit dem Deutschen Roten Kreuz Bad Kreuznach, dem Malteser Hilfsdienst Bad Kreuznach, dem Evangelischen Kirchenkreis an Nahe und Glan sowie der Katholischen Kirche Dekanat Bad Kreuznach.
Somit finanziert sich der KID fast vollständig durch Spenden. Mal gebe es beispielsweise etwas von der Bürkle-Stiftung in Kirn, auch Betroffene zeigten sich häufig sehr dankbar und spendeten im Nachhinein. Alle Ehrenamtlichen fahren mit ihrem Privatfahrzeug zu den Einsätzen, erzählt Beate Diepers. Dabei werde geschaut, wer am nächsten zum Einsatzort wohnt. „Wir versuchen, schnell da zu sein“, betont sie. Außerdem wird möglichst in Zweierteams rausgefahren. In den 25 Jahren haben sie viel gelernt, „auch über uns selbst“, lautet ihr Fazit. Warum sie das alle machen? „Weil wir es wichtig finden“, betont sie.
Ehrungen für Mitarbeiter
Für ihr außergewöhnliches Engagement erhielt Beate Diepers die Verdienstmedaille des DRK-Landesverbands Rheinland-Pfalz. Außerdem wurden zahlreiche Mitarbeiter geehrt, beginnend ab fünf Dienstjahren. Für fünf Jahre: Theresa Braun, Petra Bretzer, Gisela Helms, Christopher Hinz und Martin Springorum. Für 10 Jahre: Mareen Petrick. Für 15 Jahre wurden geehrt: Joachim Höhn und Olaf Meiss. Für 20 Jahre: Hiltrud Göhl-Roch, Jutta Goldschmidt, Ulrike Sauer und Andrea Weiß. Für 25 Jahre: Beate Diepers und Ute Sponheimer.