Am Bäckerwagen nebenan hat Brigitte Adams von der Bäckerei in Hottenbach frischen Hefezopf und Apfelstreusel parat. Seit 21 Jahren kommt sie nach Kirn. „Ich fühle mich hier immer sehr gut versorgt“, scherzt die Landrätin, bietet der Bäckersfrau im Gegenzug einen heißen Kaffee an.
Schon früh unterschrieben
Bettina Dickes hat in ihrer Zeit als Landratskandidatin hier auf dem Marktplatz eine Unterschrift geleistet, sich für die Verbandsfreiheit des Mittelzentrums ausgesprochen. Und dazu steht sie heute noch genauso. Sie will bei Innenminister Roger Lewentz dafür kämpfen und ist froh, dass es am Montag ein persönliches Gespräch in Mainz geben wird. Nein, die Situation in Kirn sei eine ganz besondere, sagt die Landrätin und verweist auf Gewerbe, Strukturschwäche und weitere schwerwiegende Aufgaben. Das könne nicht ehrenamtlich erledigt werden, ist sie überzeugt. Man brauche doch nur den Vergleich zu Sobernheim zu ziehen. Bürgermeister Michael Greiner sei ehrenamtlich und ohne eigene Verwaltung einfach in vielen Dingen überfordert. Das solle man in Kirn tunlichst verhindern und Kirn nicht einfach der Verbandsgemeinde angliedern. Man denke allein an die Bürgermeisteraufgaben als Arbeitgeber von Bauhof und Kitas. Das sei ehrenamtlich nicht machbar, sagt Dickes.
Bürgermeister Martin Kilian gesellt sich in seiner Mittagspause zu dem Grüppchen und bringt das große Thema Stadtentwicklung ins Spiel. Ja, Kirn habe hier eine tolle Entwicklung genommen, werde immer wichtiger, auch für gehobenes Wohnen. Als Beispiel bringt Kilian die Stadthäuser unterhalb der Realschule ins Spiel. Die Wohnungen sind alle vermarktet. Schön.
Intensiv wolle man sich auch um die Gewerbeansiedlung kümmern und helfen, dass Kirn wichtige Arbeitsplätze erhält und weiter anbietet. Da freut man sich über die Simona-Entscheidung, den Standort mit einem Neubau zu stärken. Auch das Thema Soziales brennt der Verwaltung auf den Nägeln. Kilian verweist auf die rund 300 Flüchtlinge in der Stadt. Auch sie wollen betreut werden.
Für Lex Kirn im Landtag
Vielleicht werde das Mittelzentrum Kirn auch wieder Zuzug erhalten. Da müsse man gerüstet sein, sagt die Landrätin. Momentan schaue alles in die Städte, sei Urbanisierung angesagt. Aber der Traum vom Landleben erfülle doch viele Menschen angesichts galoppierender Miet- und Eigenheimpreise, von Staus und Stress. Das könne sich schnell umkehren.
Dickes weiß, dass es schwierig wird, für eine Lex Kirn im Parlament Mehrheiten zu finden. Doch in anderen Bereichen, etwa bei der Schulfrage, habe man auch Ausnahmen gemacht. Und sie weiß: Von den Fakten her wäre die Fusion Kirns mit Kirn-Land eine klare Sache. Aber beide seien eben keine vergleichbaren Verbandsgemeinden, und es gebe viele gute Gründe, eine Ausnahme zu machen. Wichtig sei jedoch auch, dass es weitergeht.
Dickes erinnert an den Stillstand, die Stagnation, die die Dörfer von Bad Münster-Ebernburg befallen hatte. Da habe es eine zweijährige Schockstarre gegeben. Das dürfe es in Kirn nicht geben. Kooperation sei möglich, und der Innenminister kenne die Verhältnisse hier ganz genau, sagt Dickes.
Der Innenminister kennt auch die Resolution in Sachen Kirn, die der Landkreis kürzlich verabschiedet hat. Aber Resolutionen seien zahnlose Tiger, merkt Dickes im Gespräch mit unserer Zeitung an und setzt auf persönliche Gespräche. Der Kreis hatte auf die laufenden Untersuchungen einer Kreisreform verwiesen und möchte die Fusionsdebatte mit einer Kreis-neuordnung verknüpfen. Das war auch Julia Klöckners „Königsweg“ in Sachen Kirner Kooperation.
„Wir stehen vor einer historischen Weichenstellung“, merkt Martin Kilian dazu noch an und hofft, dass noch Gespräche möglich sind. Er weiß auch, dass man sich im Falle eines Falles rüsten muss. Was tun, wenn das Land die Zwangsfusion vorantreibt? Dagegen klagen?
Die Freien Demokraten um Thomas Bursian regen schon mal einen Notfallplan an. Nein, man rücke nicht von der Forderung nach Verbandsfreiheit ab, aber man sollte sich mal unterhalten, was im Falle des zwangsweise herbeigeführten Falles die große Marschrichtung werden soll. Armin Seibert