Der Festakt zur feierlichen Eröffnung der Dauerausstellung, die sich dem Thema 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, aber auch der Geschichte jüdischer Menschen seit dem 13. Jahrhundert in Bad Kreuznach widmet, wurde für die Festgäste ein Besuch bei Freunden. Dennoch schwang in allen Reden die Sorge über den zunehmenden Antisemitismus mit. Für den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Valeryan Ryvlin, war es ein ganz besonderer Tag im Leben seiner Gemeinde, die sich seit ihrer Wiedergründung 1947 als fester Bestandteil der Stadt empfindet.
Mut für Neuanfang nach dem Holocaust
Für so manchen Redner grenzt es fast an ein Wunder, dass jüdische Menschen nach den Erfahrungen des Holocaust den Mut hatten, in Bad Kreuznach wieder neu zu beginnen. Es waren jüdische Menschen wie der heute 104 Jahre alte Ehrenvorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach, Nicolaus Blättermann, die den Neuanfang wagten. Die gute Saat, die die ersten 23 Pioniere jüdischen Lebens in der Kurstadt 1947 säten, ist längst aufgegangen und zeigte sich nicht zuletzt daran, dass auch Menschen muslimischen Glaubens am Festakt teilnahmen. „Wir feiern heute nicht nur eine Ausstellungseröffnung, sondern unsere Freundschaft", reichte Ryvlin allen Gästen die Hand. Für den Vorsitzenden der Gemeinde ist es nicht nachvollziehbar, dass der Antisemitismus schon wieder in Deutschland Alltag ist. „Dabei glauben wir, Juden, Christen und Muslime doch alle an einen Gott", kann Ryvlin die Ablehnung jüdischer Menschen nicht nachvollziehen.
Gegen Diskriminierung aufstehen
Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner (CDU) sprach die vielen Schüler, die zur Ausstellungseröffnung in die Synagoge gekommen waren, direkt an und lobte deren Engagement, sich mit der jüdischen Geschichte auseinander zusetzten. In diesem Zusammenhang zitierte sie Elie Wiesel: „Wenn man einem Zeugen zuhört, wird man selbst zum Zeugen." Und, so Klöckner: „In Zeiten da immer weniger Zeitzeugen leben, werden Dokumentationen wie eine solche Ausstellung immer wichtiger.“ Es sei Aufgabe und Auftrag gegen jede Art der Diskriminierung aufzustehen, forderte sie. Für die Landesregierung sprach Staatssekretär Dennis Alt (SPD) ein Grußwort. Er ging auch auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bad Kreuznach ein und erinnerte unter anderem an die Pestpogrome des 14. Jahrhundert in Kreuznach. Es sei gut, jüdisches Leben in den Blick zunehmen. „In einer Zeit, da der Antisemitismus wieder zunimmt, ist die Ausstellung ein wichtiges Signal", sagte Alt.
OB: Ein besonderer Tag für Bad Kreuznach
Oberbürgermeister Emanuel Letz sprach „von einem besonderen Tag für Bad Kreuznach". Der OB erinnerte daran, dass in Deutschland heute wieder die drittgrößte jüdische Gemeinde in Europa lebt. „Die Synagoge in Bad Kreuznach ist ein Ort des Gebetes, der Begegnung und des Ausgleichs", erklärte Letz. Landesrabbiner Reuven Konnik ging auf das Thema Migration ein, während Markus Becker, Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, meinte, dass die Ausstellung eine Geschichte erzähle.