Schon nach der ersten Hochrechnung war die Stimmung bei der Wahlparty der Linken im Netzwerk am Turm gut. Eine halbe Stunde später ließ Wahlkreiskandidat Jürgen Locher (64) die Sektkorken knallen. Grund zu feiern hatte die Linke allemal. „Es hat sich ausgezahlt, dass sich die Linke auf die sozialen Dinge konzentriert hat“, erklärte er in einer ersten Stellungnahme. Jan Imhof, Vorsitzender des Linken-Bezirksverbandes, freuet sich über die vielen neuen Gesichter, die in die Partei eingetreten sind „und die ich vor ein paar Wochen noch nicht kannte“. Da habe man nicht gewusst, wie es weiter gehe, dann aber den Beschluss gefasst, „wir geben nicht auf“. Das habe sich ausgezahlt. Die Linke befinde sich im Aufwind. „Wir haben deshalb schon vor diesem Abend gewonnen.“ Auch Locher lobte das Engagement und die vielen Helfer. „Das war ein tolles Team. So viel Spaß hat mir ein Wahlkampf noch nie gemacht.“
8,4 Prozent in der Stadt Bad Kreuznach
Auch beim Wahlergebnis ist die Linke einer der Gewinner. 5,9 Prozent holte man bei den Zweitstimmen im Wahlkreis, 6,2 Prozent im Kreis Bad Kreuznach, 6,6 Prozent auf Landesebene und in der Stadt Bad Kreuznach sogar 8,4 Prozent. Sansirai Lind freute sich über das Ergebnis sehr. „Es ist wichtig, dass die Linke „aus ihrem Eichhörnchenbaum mal rausgekommen ist, den Mund aufgemacht und sich gezeigt hat“.
2021 hatte die damalige Direktkandidatin Bianca Steimle, die inzwischen zum Bündnis Sarah Wagenknecht gewechselt ist, im Wahlkreis 3,2 Prozent der Stimmen geholt. Bei den Zweitstimmen war die Partei mit 3,3 Prozent nur unwesentlich besser. In der Stadt Bad Kreuznach sah es etwas besser aus – 4,0 Prozent waren es bei den Erststimmen, 4,2 Prozent bei den Zweitstimmen. Das Ergebnis hat man nun nahezu verdoppelt. Und auch wenn Locher bei den Erststimmen „nur“ 6,5 Prozent holte, ist das für ihn okay und ficht ihn nicht an. Sein Ziel war mitzuhelfen, dass die Linke es wieder in den Bundestag schafft. 2021 gelang dies bei 4,9 Prozent bei den Zweitstimmen nur dank der Grundmandatsklausel. Danach sind Parteien, die mindestens drei Direktmandate gewinnen, von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen.