Abriss der Kreuznacher Brücke
Die letzte Stunde des Löwenstegs schlägt vor Pfingsten
Die Tage des Löwenstegs sind nach 120 Jahren gezählt. Seit Dezember 2024 ist die Bahnüberführung gesperrt, kurz vor Pfingsten wird sie entfernt,
Harald Gebhardt

Gesperrt ist der Löwensteg schon seit Anfang Dezember 2024. Jetzt steht auch fest, wann die letzte Stunde der Verbindung über die Bahnlinie geschlagen hat.

Seit 1906 ist der Löwensteg eine wichtige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer aus den Wohngebieten im Süden der Stadt in die Bad Kreuznacher Innenstadt. Doch sie hat ausgedient. Immer wieder hat man den in die Jahre gekommenen Eisengittersteg notdürftig geflickt und repariert. Bis es irgendwann zu spät war: Die Bahnüberführung ist nicht mehr zu retten und muss abgerissen werden. Anfang Dezember wurde sie gesperrt. Eine neue Überführung an dieser Stelle wird es – wenn überhaupt – so schnell nicht geben.

Fest steht jetzt auch, wann der Löwensteg entfernt und entsorgt wird: In der Nacht vom Freitag auf Samstag, 6. und 7. Juni, vor Pfingsten werden die Brückenbauspezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) Bad Kreuznach das marode Bauwerk herausheben. Das kündigten der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Philipp Geib, und Kai Habel, Gruppenleiter Brückenbau des THW-Ortsverbandes, an. Habel untersuchte am Samstag mit seinem Team das marode Bauwerk. Die Voruntersuchungen bilden die Grundlage für einen möglichst reibungslosen Ablauf beim Herausheben. So wurde die Anbindung des Bauwerkes an die Widerlager erkundet und deren Trennung vorbereitet.

Tiefbauamtsleiter Phlilipp Geib (links) mit dem THW-Team informierte über die Ergebnisse der Voruntersuchungen und erläuterte, wie es am Löwensteg weitergeht.
Harald Gebhardt

Die Brückenbauexperten des THW hatten daher das Bauwerk und seine beiden Widerlager vorab untersucht und dazu mittels einer Hydraulikpresse leicht angehoben. Die Voruntersuchungen verliefen laut Geib problemlos. „Das ist sehr gut gelaufen“, betonte Habel. Da dies vorher nicht klar war, habe man der Bahn zwei Termine vorgeschlagen, um das Bauwerk herauszuheben. Der zweite wäre eine Woche später. Das muss nachts ab 0.30 Uhr geschehen und spätestens nach drei Stunden abgeschlossen sein. Denn der Zugverkehr darf nicht beeinträchtigt werden. Mit der Bahn habe man abgesprochen, dass die Züge planmäßig fahren können, erläuterte Geib.

Nach dem Ergebnis der Voruntersuchungen gehen Geib und Habel davon aus, dass man nun am ersten Termin, Freitagnacht vor Pfingsten, den Löwensteg entfernt. Ein Kran der Firma Bott wird dazu das 23 Meter lange und 11 Tonnen schwere Bauwerk herausheben und an der Ecke von Bosenheimer und Mannheimer Straße, die dazu abgesperrt wird, ablegen. Dann wird das Bauwerk von den THW-Helfern in der Mitte in zwei Teile geschnitten und als Altmetall verwertet. Problem dabei: Es handelt sich um Sondermüll, der auf eine Spezialdeponie in Koblenz gebracht werden muss, erklärte Geib.

Er dankte auch den Ehrenamtlern vom THW für die Amtshilfe. Die Zusammenarbeit sei ein großer Vorteil für die Stadt. Die THWler können übrigens auch aus gelagerten Einzelteilen schnell Ersatzbrücken zusammenbauen. Für den Löwensteg sind solche Teile allerdings nicht verfügbar, bedauerte Habel.

In der Mannheimer Straße, südlich der Einmündung des Kohlenwegs, richtet die Stadt einen neuen Übergang für Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer ein.
Harald Gebhardt

Der Wegfall des Löwenstegs bedeutet für Radfahrer, Fußgänger und vor allem auch für Rollstuhlfahrer aus der Kreuznacher Diakonie, die in die Innenstadt wollen, eine erhebliche Beeinträchtigung. Sie alle müssen den Umweg über die Ochsenbrücke in Kauf nehmen. Wie geht es weiter? Ob ein neuer Löwensteg überhaupt eine Zukunft hat, ist völlig offen und hängt von vielen Faktoren ab: von den Planungen für eine neue Ochsenbrücke sowie einem Ausbau des Kohlenwegs, aber auch den Elektrifizierungsplänen der Bahn. Sich einen 1,50 Meter höheren neuen Löwensteg an dieser Stelle vorzustellen, dafür fehlt auch Geib die Fantasie.

Immerhin: Um die Gefahrenstelle an der Ochsenbrücke zu entschärfen, hat man inzwischen den Grünen Pfeil in Richtung Mannheimer Straße entfernt. Als weitere Maßnahme nannte Geib, dass südlich der Einmündung des Kohlenwegs ein neuer Fußgängerübergang über die Mannheimer Straße angelegt wird. Von dort kann man dann weiter zur Gustav-Pfarrius-Straße und Ochsenbrücke gehen oder den vorhandenen Übergang mit Druckampel nutzen. Vor allem Rollstuhlfahrer müssen so nicht mehr die Steigung auf dem Bürgersteig vor dem alten Löwensteg bewältigen.

Top-News aus der Region