Bad Kreuznach – Die rheinland-pfälzische Landwirtschaftskammer erhofft sich künftig mehr Hilfe vom Land. Der Haushalt ist ausgeglichen, aber jährlich wachsen die Fehlobeträge, die nur durch Rücklagenentnahmen auszugleichen sind. gleichzeitig steigen die Aufgaben.
Der Haushaltsplan 2011 mit 26,02 Millionen Euro ist durch, die Jahresrechnung 2009 durchgewunken, doch bei der Landwirtschaftskammer schrillen die Alarmglocken. Über 500 000 Euro müssen der Rücklage entnommen werden. Die Gebührenerhöhung 2007 hat wegen Flächenrückgang und Aufforstung nichts gebracht. „Der Etat ist ausgeglichen, aber wir müssen gegensteuern“, sagte Kammerdirektor Alfons Schnabel bei der Vollversammlung in der Kreisverwaltung. Gegensteuern heißt drehen an Gebührenschrauben. Etwa bei der Meisterprüfung. Statt 200 bis 1000 sind jetzt 750 bis 1500 Euro fällig. Gespart wird auch beim Personal: 289 statt bislang 296 Mitarbeiter., Solche Schritte seien schmerzhaft, und da sei das Land gefordert, die 200 000 Euro Zuschuss die bis 2002 gezahlt wurden, wieder zu übernehmen. Zentrale Aufgaben wie Aus- und Fortbildung sei nur mit hochqualifiziertem Personal möglich. Landesbedienstete seien meist auch eine Gehaltsstufe besser gestellt als Fachleute der Kammer, sagte Präsident Norbert Schindler zu Minister Hendrik Hering. Zur Wildschweinbejagung sagte Schindler, er habe mit der Forderung nach Bundeswehreinsatz überzogen, doch es könne nicht sein, dass ein Hobby auf Dauer die Dulder schädige. Hering schlug in die gleiche Kerbe, bescheinigte der Mehrheit der Jäger gute Arbeit. Doch alle müssten vernünftig jagen, weil die Akzeptanz der Wildschäden in der Bevölkerung sinke.
„Politik muss sich was schämen“, sagte Hering zum Thema Erosions- und Landschaftskataster. Beifall auch für das Bekenntnis zur ersten Säule. Bauern sollten die Flächenzuschüsse erhalten, die nicht in Dorferneuerung oder Kulturprojekte (zweite Säule) fließen dürften. Zum Weinbezeichnungsrecht sagte Hering, die Position des Qualitätsweins wolle man stärken. Er ist für einen Anbaustopp bei Rebflächen, um das Aus der Steillagen zu verhindern. Auch der Fortbestand der in die Agrarverwaltung integrierten Berufsschulen (BBS) sei wichtig: Wenig Unterrichtsausfall durch Beratereinsatz, optimale Ausbildung in den grünen Berufen seien bewährt. Hering: „Warum sollen wir aufgeben was uns auszeichnet?“ Die Einrichtung des Studiengangs Weinbau (50 Anmeldungen 2011) schmälere die BBS in keiner Weise. Mit der grünen Woche im Land und der Förderung regionaler Produkte wolle man die einzigartige Nastur- und Kulturlandschaft aufwerten, den Bauern danken, dass sie Lebensmittel in Topqualität zum kleinen Preis liefern. „Wenn sie zwei Drittel ihrer Ankündigungen durchbringen, sind wir zufrieden“, merkte Rechnungsprüfungsausschussvorsitzender Hans-Jürgen Sehn an.