V erfahren ist in der Kreuznacher Stadtpolitik vieles. Ein ums andere Mal beschreitet man dabei Irrwege oder manövriert man sich sehenden Auges in Sackgassen. Das ist nicht weiter schlimm – wenn man wieder herausfindet. Denn merke: „In einer Sackgasse kann Rückschritt Fortschritt bedeuten.“ Das behauptet jedenfalls Gerhard Uhlenbruck, Mediziner und Aphoristiker aus Köln.
Bus auf Abwegen

Die kommunale Verkehrsgesellschaft KRN soll inzwischen ja auf Kurs und einem guten Weg sein. Jedenfalls wenn man den Erklärungen der Verantwortlichen glaubt. Eindeutig auf Abwegen war in dieser Woche ein KRN-Bus, der Schüler offenbar in die Kleistschule bringen wollte. Der Fahrer war offensichtlich nicht ganz so ortskundig, hatte sich verfahren: Er bog falsch ab und fuhr in die Berliner Straße. Das ist eine Sackgasse im Bad Kreuznacher Süden. Anwohner, die die Szenerie morgens beobachteten, trauten ihren Augen erst kaum, und auch die Schüler im Bus werden sich wohl gewundert haben. Also musste der Fahrer den Bus rückwärts wieder aus der Straße herausmanövrieren. In diesem Fall ging es also tatsächlich im Rückwärtsgang vorwärts. Da es auch im Stadtteil Bad Münster am Stein eine Berliner Straße gibt, kommt es schon öfters vor, dass hier Post im falschen Briefkasten landet. Sogar eine Klinik wurde schon einmal hier gesucht. Doch ein Schul- oder Linienbus hat sich bislang noch nicht hierher verirrt. Aber für alles im Leben gibt es bekanntlich ein erstes Mal und irren ist ja menschlich.
Maschinenfehler
Fehler passieren eben. Doch nicht immer sind nur diejenigen die Schuldigen, die man direkt im Sinn hat. Zwei schöne Beispiele dafür sind die Briefwahlunterlagen, die einige Kreuznacher gleich doppelt bekommen haben. Oder dass auf den Wahlscheinen die falsche, nämlich die alte Wahlkreisnummer 201, steht statt die aktuelle Nummer 200. „Wo Menschen arbeiten, machen Maschinen Fehler“, brachte Jürgen Cron, Leiter des Amtes für Kommunales und Öffentlichkeitsarbeit, der bei der Stadtverwaltung für Wahlen zuständig ist, den Fauxpas im Stadtrat wunderbar auf den Punkt:„Ganz einfach!“ Es gab Probleme beim drucken, weshalb einige Wahlscheine versehentlich doppelt ausgedruckt wurden. Es ist aber nicht nur der Drucker der Stadtverwaltung, sondern es liegt auch am System der Landeswahlleitung, wie aus einer Mail des Landeswahlleiters an die Stadtverwaltung hervorgeht. Danach könne es im Rahmen des Massendrucks von Wahlscheinen aus Versehen zu einem Doppeldruck von Wahlscheinen kommen. Dagegen ist die falsche Wahlkreisnummer „wirklich ein Versehen von uns“, räumte Cron ein. Auswirkungen hat indessen beides nicht.
Mehr Optimismus bitte
„Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist“, zitiert die Bad Münsterer Ortsvorsteherin Birgit Ensminer-Busse den früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss im Zusammenhang mit den ganzen Katastrophenszenarien, die im Zusammenhang mit der halbseitigen Sperrung der Schloßgartenstraße in Ebernburg an die Wand gemalt wurden. Zu Unrecht, wie man jetzt weiß. Und was könnte man daraus lernen? Vielleicht sollten die Stadtpolitiker die vielen großen und kleinen Probleme der Kreisstadt mal mit einer deutlich größeren Portion Optimismus angehen – oder alternativ einen Schlichter für den Stadtrat bestellen. In der nächsten Rubrik geht es um jemanden, der dafür infrage käme.
Kräht der Hahn zu laut ...

Ein laut krähender Hahn mitten im Wohngebiet oder eine künstliche Frischluftzufuhr in einem Gartenteich mit Koi Karpfen, die auch nachts noch plätschert. Mit solchen oder weiteren Nachbarschaftsstreitigkeiten befasst sich Erwin Elfeld als Schiedsmann und das seit 30 Jahren. Dazu gratulierte ihm die Amtsgerichtsdirektorin Brigitte Hill in einer Feierstunde. Sie überreichte ihm im Beisein von Landgerichtspräsident Thomas Bergmann die Dankesurkunde des Präsidenten des Oberlandesgerichtes, Thomas Henrichs. Die ehrenamtliche Tätigkeit als Schiedsmann in Bad Kreuznach übt Elfeld seit Februar 1994 aus, und wird es auch bis 2029 tun. Schiedspersonen sind vom Stadtrat für eine Amtsdauer von fünf Jahren gewählt. Für die Stadt Bad Kreuznach gibt es neben Elfeld (für die Kernstadt zuständig) noch einen weiteren Schiedsmann (Wolfgang Bartmann /Stadtteile) und eine Schiedsfrau (Martina Dhom für Winzenheim). Deren Aufgabe ist es, dem Amtsgericht bei der Beilegung strafrechtlicher und zivilrechtlicher Angelegenheiten zu helfen. Während es vor Jahren noch hauptsächlich Vergehen wie Hausfriedensbruch, Beleidigung, Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung waren, überwiegen mittlerweile die Nachbarschaftsstreitigkeiten um überhängende Äste und Wurzeln am Mauerwerk. Rund 50 Anfragen gibt es pro Jahr. In den allermeisten Fällen hat sich durch ein Gespräch der Fall erledigt. „Da reicht es oft, dass die Leute mal über ihr Problem reden können“, so Elfeld. Nur in sechs bis acht Fällen kommt es zu einem Schlichtungsverfahren. Elfeld arbeitete fast 50 Jahre bei der Stadtverwaltung, wo er 1966 als Lehrling startete. Nach Stationen beim Hauptamt und beim Tiefbauamt (Stadtreinigung und Fuhrpark) leitete er ab 1988 die Bauverwaltung und ab 2000 den Bauhof. Am 31. Juli 2014 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Da er jedoch weiterhin als Ehrenbeamter beim Amtsgericht arbeitete, durfte Elfeld am 1. April 2016 sein goldenes Dienstjubiläum feiern. Der 75-Jährige ist weiterhin sozial und sportlich aktiv. Neben seinem Engagement im Vorstand der Baugenossenschaft, bei der Matthäus-Kirchengemeinde und im erweiterten Vorstand der SG Eintracht Bad Kreuznach hält sich der langjährige Fußballer durch Ausdauersport fit. Jung halten ihn auch seine zwei Enkelkinder, acht und zehn Jahre alt.
Neue Alleepläne

Zurück zum Anfang – diese Aktion endet ganz sicher nicht in einer Sackgasse und ist auch kein Irrweg: Schon immer standen Bäume bevorzugt an Straßenrändern. Fürsten ließen oft Obstbaumalleen anlegen, um Hungersnöten vorzubeugen, während Napoleon zumeist schnell wachsende Pappeln in halb Europa anpflanzen ließ, damit seine Truppen im Schatten marschieren konnten. Nun ist Werner Lorenz weder Fürst noch Napoleon. Dennoch wirbt er um Baumspenden, damit entlang der B428 zwischen Bosenheim und Hackenheim eine Allee entsteht. Wer Lorenz kennt, errät es schon – selbstverständlich wird es eine Mandelbaumallee. Schon im vergangenen Jahr wurden die ersten Bäume gepflanzt. Für Irene Stoppelbein, Patrick Bruns und Brigitte Gericke war es Ehrensache einen Baum zu spenden. Weitere Bäume wurden von Sigrid und Karl Lorenz, Annegret Euler, sowie vom Irmtrud und Ernst Franzmann gespendet. Derzeit stehen zwölf Mandelbäume, Lorenz ist zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres zwölf weitere Bäume hinzukommen.