Bad Kreuznacher Schwätzchen
Die Kurstadt und die K-Fragen: Kunst, Kultur und Kult
Wenn die Brückenhäuser erzählen könnten: Sanft spiegelt sich das Wahrzeichen der Kreis- und Kurstadt an der Nahe im Mühlenteich.
Markus Kilian

Spitzen und Notizen aus Stadt und Kreis von Harald Gebhardt

B ekanntlich gibt es vier Jahreszeiten, im Rheinland und anderen Gegenden sind es sogar fünf – natürlich auch im Naheland, nämlich die Fastnachtszeit. Kennen Sie aber alle fünf Kreuznacher K? K wie Kur, wie Kunst, wie Kultur, wie Kult, wie Karneval ... Das sechste K ist Kreuznach selbst. Von den ganzen K ist diesmal im „Schwätzchen“ die Rede.

Kulttrophäe Schiffslaterne

Sitzungspräsident Stephan Adrian (rechts) zeichnete drei Mitglieder aus, die sich um die Blau-Jungs-Fastnacht verdient gemacht haben: Monika Adrian (von rechts), Ulla Schäfer und Rainer Bechtoldt. Silvia Emrath feierte an Rosenmontag einen runden Geburtstag und bekam dafür einen Kuchen.
Harald Gebhardt

Um mit dem letzten K zu beginnen: Die Blauen Jungs im MTV fröhnten an Rosenmontag mal wieder ausgelassen dem närrischen Frohsinn und setzten den Schlussakkord. Im Rahmen der Show wurden auch verdiente Mitglieder geehrt: Närrische vier mal elf Jahre ist Monika Adrian engagiert dabei und kein bisschen müde. Der 80-jährige Rainer Bechtoldt ist seit den 70er-Jahren aktiv. Sitzungspräsident Stephan Adrian würdigte seinen Einsatz für den Verein und ernannte ihn zum Ehrensenator. Ulla Schäfer wurde für ihre außerordentliche Verdienste seit mehr als 20 Jahren – längst nicht nur als fleißige Macherin hinter den Kulissen, sondern sie hilft immer dort, wo sie gebraucht wird – mit der Schiffslaterne Walter geehrt. Das ist ein Blaue-Jungs-Kultobjekt und heiß begehrt. Gründer Walter Biehn entdeckte die Trophäe 1970 auf einer Urlaubsreise in den Süden Europas, erwarb sie kurzerhand und taufte sie auf seinen Vornamen Walter. Seit 1970 wird sie als eine Art Wanderpokal für ein Jahr an verdiente Mitglieder vergeben. Silvia Emrath, die an Rosenmontag einen runden Geburtstag feierte und abends zur Sitzung kam, wurde mit einem Kuchen überrascht.

Kultkneipe „Käuzchen“

Viel Prominenz bei der Neueröffnung des Bistro "Käuzchen" in der Neustadt: Landrätin Bettina Dickes (links) und OB Emanuel Letz (rechts) nahmen den neuen Betreiber in ihre Mitte.
Josef Nürnberg

Von der Kultlaterne zur Kultkneipe: Die Neustadt ist vielleicht nicht mehr so viel Kult wie früher, aber sie lebt – auch wenn viele Kneipen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verschwunden sind. Umso schöner ist es, dass das „Käuzchen“ weiter lebt: Am Donnerstag feierte der neue Kneipenwirt, Rüdiger Arend, am Zwingelbrunnen im Herzen des historischen Stadtviertels seinen Einstand. Und es wurde proppenvoll, alle kamen – von den Stammgästen über Landrätin Bettina Dickes und Oberbürgermeister Emanuel Letz bis zu Rita Rehm und Bernd Reichard, die das Bistro von 1993 bis Mai 2024 betrieben und zur Kultkneipe gemacht hatten. Nach „Time to say Goodbye“ heißt es nun „Hello again“: Es geht weiter ...

Brunnenkultur

Der Salinenbrunnen ist in einem sehr schlechten Zustand. Geht es nach der Verwaltung, soll er abgerissen werden.
Harald Gebhardt

Kein neuer Morgen soll dagegen dem Salinenbrunnen vergönnt sein. Kreuznach, deine Brunnen: Eine richtige Brunnenkultur hat die Stadt nun wirklich nicht – auch wenn es hier viele Brunnen gibt. Doch eine ganze Reihe davon fristet ein trauriges Dasein: Im Salinental, in Sichtweite der Durchfahrtsstraße zerbröselt ein Brunnen vor sich hin, vom Telekombrunnen im Brückes und dem Brunnenbetonschandfleck am Europaplatz wollen wir mal besser nicht reden. Aber auch funktionierende Brunnen machen Probleme – wenn sie nicht gleich bis in den Hochsommer hinein trocken gelegt sind, weil kein genehmigter Stadthaushalt vorliegt, und Brunnen auch in einer Kurstadt zu den freiwilligen Ausgaben zählen. Der Brunnen am Salinenplatz ist ebenfalls in die Jahre gekommen, bei ihm ist der Lack längst ab. Deshalb soll er jetzt einfach entfernt werden. Das jedenfalls sieht die Beschlussvorlage der Verwaltung für den Ausschuss für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr am kommenden Dienstag vor. Der in Beton ausgeführte Brunnen wurde von der damaligen Kreuznacher Volksbank zu ihrem 100-jährigen Bestehen 1969 gestiftet und 1972 von dem Künstler, Maler und Plastiker Franz Eichenauer (1926–1995) erbaut. Nach dem Abbruch soll an gleicher Stelle entsiegelt, ein Baum gepflanzt und Sitzmöglichkeiten aufgebaut werden. Das Bauwerk sei in sehr schlechtem Zustand. „Eine Sanierung für die Betonteile wird mit über 20.000 Euro kalkuliert. Zusätzlich muss die Technik erneuert werden. Hierfür werden weitere 10.000 bis 15.000 Euro notwendig“, heißt es in der Begründung.

Kunst im Oranienpark

Solche bunt bemalten kleine Steine sind zurzeit im Oranienpark zu entdecken.
Harald Gebhardt

Einen Brunnen gibt es im Oranienpark zwar nicht, doch einen Besuch lohnt der kleine, aber feine Park im Kurgebiet am Rande der Innenstadt allemal – zumal jetzt, wenn es Frühling wird. Es ist geradezu eine Oase der Entspannung: ein Barockgarten, ein Laubengang mit Rosen und Glyzinien, ein Wasserbecken und Rosenbeete. Zurzeit finden sich i n Sichtweise der lebensgroßen bronzenen Skulptur „Stier“, die von dem Kreuznacher Bildhauer Ludwig Cauer (1866–1947) stammt, viele kleine bunt bemalte Steine, die entlang der Wege platziert sind. Erklärungen dazu gibt es nicht, auf der Rückseite steht lediglich, wer sie dort hinterlassen hat: die Werkstätten der Stiftung Kreuznacher Diakonie. Ein großes und viele kleine Kunstwerke also – einfach eine schöne Idee!

Gestaltet wurden die kleinen Kunstwerke von den Werkstattbeschäftigten der Kreuznacher Diakonie.
Harald Gebhardt

Apropos schön: In das wunderschöne, terrassenartig angelegte Parkgelände integriert ist eine sehr schöne Minigolfanlage. Die Boulefreunde nutzen den Bereich um den historischen Wasserturm. Und auch ein Blick in die Geschichte des Parks lohnt: Bis 1930 stand im Oranienpark das schönste Hotel der Stadt. Im Mittelalter befand sich hier ein Frauenkloster. Später lebte im Park die Prinzessin Maria von Oranien – die Gattin des Pfalzgrafen von Zweibrücken.

Fahrrad multikulturell

Die Interkulturelle Gemeinde sucht gut erhaltene Fahrräder. In der dortigen Werkstatt arbeitet Rasool Ali Piroozi ehrenamtlich.
Annalena Prott

Multikulturell aktiv ist diese Organisation: Die Interkulturelle Gemeinde sucht gut erhaltene Fahrräder. Ehrenamtliche reparieren sie und geben sie gegen eine kleine Spende an Geflüchtete weiter, von denen dann wiederum Materialien zur Reparatur für zukünftige Räder gekauft werden. Wieder andere kommen zur Reparatur vorbei, wobei die Nachfrage stets hoch ist, da gerade im Landkreis Kreuznach ein Fahrrad den Geflüchteten hilft mobiler zu sein und darüber auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben stärkt. Rasool Ali Piroozi engagiert sich in der Werkstatt mit einem kleinen Team ehrenamtlich. Er ist 2018 als iranischer Kurde nach Deutschland geflüchtet und arbeitet mittlerweile beim ASB, über das er in unterschiedlichen Flüchtlingsunterkünften im Landkreis arbeitet. Daneben bleibt er seinem ehrenamtlichen Engagement in der Fahrradwerkstatt treu, wo jeden Dienstag von 9 bis 11 Uhr und auf Anfrage Fahrräder abgegeben, abgeholt oder repariert werden können. Die Adresse ist Kurhausstraße 8 (Hintereingang). Eine Abholung ist nicht möglich.

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