Bad Kreuznach – Die Kreuznacher Grünen nach einem Jahr Jamaika im Stadtrat: Das Bündnis mit CDU und FDP ist nicht unumstritten, der ein oder andere Grüne hat ganz offenbar Bauchschmerzen damit, und das grüne Profil in der Koalition ist nicht so richtig sichtbar. So vermisste Lothar Bastian eine „eindeutige grüne Handschrift“ und „grüne Leuchtturmprojekte“.
Das Verhältnis der grünen Stadtratsfraktion zur Parteibasis geriet so zum beherrschenden Thema bei der Mitgliederversammlung des Ortsverbandes. Bastian forderte, dass die Parteisprecher die Interessen der Mitglieder gegenüber der Fraktion zu vertreten haben. Er kritisierte, dass nach der Entscheidung, eine Koalition mit CDU und FDP einzugehen, die Parteimitglieder nicht darüber abstimmen konnten. „Ich hätte von der Fraktion erwartet, dass sie mit dem Ergebnis der Koalitionsvereinbarungen in die Mitgliederversammlung geht.“
Marlies Zimmermann entgegnete, die Fraktionssitzungen seien immer offen, der Grünen-Vorstand in die Verhandlungen involviert gewesen. „Jeder weiß, dass wir über die Koalition nicht abgestimmt haben“, sagte Marlene Henke. Sie forderte auf, einen Schlussstrich zu ziehen: „Die Koalition ist jetzt da und wird weiter geführt.“ Bastian mutmaßte gleichwohl, es werde schwierig, die „Extreme“ Fraktion und Partei zusammenzubringen: „Die Positionen klaffen weit auseinander.“
Kritik übte er auch an der Presseerklärung nach dem Rücktritt der grünen Fraktionschefin Barbara Kutsch, die zum Jahresende auch ihr Ratsmandat abgibt. Stadträtin Heike Fessner erklärte, die Fraktion habe sich im Zugzwang gesehen, schnell darauf zu reagieren. Stadtrat Günter Sichau ergänzte: „Barbara Kutsch war eine Symbolfigur für Jamaika.“ Daher habe er bei den Koalitionspartnern schon so etwas wie Unsicherheit gespürt, wie es weiter geht. Dagegen befand Bastian, man hätte die „gute Gelegenheit dazu nutzen können, um die Koalitionspartner etwas schmoren zu lassen“. Schmerzlich vermisst habe er auch eine Position der Grünen zur Rathaus-Frage. „Die Fantasien von OB Ludwig für ein neues Rathaus könnten wir doch genüsslich ausschlachten.“ Zumal der Altstadtverein (Vorsitzender ist Lothar Bastian) ein Gegenkonzept entwickelt habe.
Bei den Wahlen war es noch am einfachsten, eine neue Schatzmeisterin zu finden: Susann Patzelt trat wieder für das Amt an und wurde einstimmig gewählt. Schwieriger wurde es bei der Wahl der neuen Sprecher. Die drei bisherigen – Marlies Zimmermann, Peter Müller und Carsten Zahn – zierten sich, weiter zu machen. Letztlich war nur Zahn, der im Januar für Kutsch in den Stadtrat nachrückt, bereit, weiter als Sprecher zu fungieren. Er wurde bei sieben Jastimmen und zwei Enthaltungen gewählt. (hg)