Die CDU hat ihre Kandidaten für die Landtagswahl im Wahlkreis 18 festgelegt: Bei der A-Kandidatin handelt es sich um niemand Geringeres als die 25-jährige Katharina Gräff aus Mandel, amtierende Deutsche Weinprinzessin und 2023 zur 61. Weinkönigin an der Nahe gewählt. Ihr B-Kandidat ist der 43-jährige Eike Füllmann aus Hochstetten-Dhaun. Ein politischer „Durchmarsch“ war es für die frühere Naheweinkönigin aber nicht: Sie musste sich am Montag im Hochstetten-Dhauner Haus Horbach mit neun Gegenstimmen abfinden, dazu vier Enthaltungen. 36 Christdemokraten votierten für die Winzerin – die übrigens einen Tag später ihre Techniker-Prüfung auf dem Programm stehen hatte. Da konnte B-Kandidat Füllmann – wahrscheinlich als Lokalmatador – eher punkten: Er wurde mit 44 Ja-Stimmen gewählt, bei vier Nein-Stimmen und einer Enthaltung.
Votum als Vertrauensbeweis
Natürlich wurde das etwas maue Wahlergebnis für Gräff professionell überspielt, es gab den pflichtgemäßen Applaus und herzliche Glückwünsche, sie dankte für das Vertrauen. Von unserer Zeitung auf das nicht so überwältigende Ergebnis angesprochen, reagierte Gräff nüchtern. Klar, sie sei eben ein neues Gesicht, aber das Votum sei für sie ein Vertrauensbeweis, über den sie sich freue.

Überzeugungsarbeit hat sie aber parteiintern wohl noch zu leisten. Zum Vergleich: Während die A-Kandidatin der CDU auf gerade einmal 73,4 Prozent Zustimmung ihrer Parteifreunde kam, erzielte der A-Kandidat der SPD, Denis Alt, bei seiner Wahl Anfang Juni in Simmertal 100 Prozent Unterstützung. Immerhin erreichte der frühere FWG-Lokalpolitiker Eike Füllmann bei der Wahl zum B-Kandidaten 89,8 Prozent der CDU-Stimmen.
CDU-Kreisvorsitzender Helmut Martin zeigte sich trotzdem überzeugt. Es werde den Wettbewerbern der SPD, also Denis Alt und Markus Stein, wohl ziemlich „schnell dämmern“, dass dieses frische christdemokratische Duo „nicht so einfach zu spielen“ sei. Gräff und Füllmann rief er zu: „Ihr könnt gewinnen!“
Beifallsstürme bleiben bei eigenen Themen aus
Katharina Gräff ist auf jeden Fall eine Kandidatin, die Mut zur eigenen Themensetzung hat - wobei die von ihr aufgezählten Schwerpunkte den christdemokratischen Tross nicht unbedingt zu Beifallsstürmen hinrissen. Sie erwähnte den Mindestlohn, der auf dem Land – und sie entstammt ja einer Winzerfamilie – eine große Rolle spiele, außerdem die Landwirtschaft in Kombination mit touristischen Perspektiven. Klar sei, dass sich bei der aktuellen Entwicklung in den nächsten Jahren das Landschaftsbild „massiv verändern“ werde, es würden sicher 1000 der aktuell 4200 Hektar bewirtschafteten Rebflächen aufgegeben.

Für diese Ausführungen gab es allenfalls höflichen Applaus. Richtig geklatscht wurde erst, als sie in Bezug auf die Krankenhaussituation forderte: „Es muss in Kirn Klarheit her, es kann nicht sein, dass die Menschen im Notfall hilflos dastehen. Das kann man nicht einfach so im Raum stehen lassen.“ Sie räumte in ihrer Rede auch ein, dass sie „noch politisch grün hinter den Ohren“ sei. Der CDU angeschlossen hatte sie sich übrigens erst im laufenden Jahr. Aber sie sei ein offener Mensch und werde alles tun, um Netzwerke für die Region aufzubauen. Sie sei in einer Großfamilie aufgewachsen, und daher rührten ihre Bodenständigkeit und ihr Fleiß.
B-Kandidat Eike Füllmann ist verheiratet, hat einen achtjährigen Sohn und eine zwölfjährige Tochter. Beruflich ist er Versicherungskaufmann, als Hobby in diversen Vereinen und Organisationen ehrenamtlich aktiv.

Unsere Zeitung fragte die beiden Kandidaten nach ihrer Lieblingsmusik: Eike Füllmann mag Techno, Katharina Gräff nannte das eher traurig-romantische Grönemeyer-Lied „Der Weg“. Danach gefragt, welches Buch sie jüngst am stärksten beeindruckt hat, nannte Gräff das Sachbuch „Laubarbeiten im Weinbau“ von Edgar Müller, Füllmann den Ratgeber „Die Mäusestrategie für Manager“ von Spencer Johnson. Und wir wollten wissen, welcher Politiker die beiden Kandidaten am stärksten inspiriert hat. Füllmann nannte Helmut Kohl, Katharina Gräff blieb in der Heimat: Bettina Dickes, die Landrätin, weil sie so nahbar und bodenständig sei. Dafür wurde sie von Dickes ganz besonders herzlich geknuddelt.