Kreuznacher Fastnachtsfinale
Die Blauen Jungs setzen stimmungsvollen Schlussakkord
Großartig: das Männerballett der Blauen Jungs mit einer Blues Brothers-Show
Harald Gebhardt

Gar nicht mehr aus dem Applaudieren heraus kam das närrische Auditorium bei der Rosenmontagssitzung der Blauen Jungs. Ein gelungener, großartiger und unterhaltsamer Abschluss der Fastnachtskampagne mit vielen Showacts.

Stimmungsvolles Finale der Kreuznacher Fastnachtskampagne 2024/25 und gelungener Schlusspunkt der Saalfastnacht: Bei ihrer traditionellen Rosenmontagssitzung luden die Blauen Jungs im MTV diesmal zu einer gut fünfstündigen „Nacht der Musicals“ ein. Zwar hatte nicht jeder Beitrag unbedingt etwas mit dem Motto zu tun, doch vor allem die vielen tollen Show-, Tanz- und Gesangseinlagen begeisterten das närrische Auditorium. Einer der Höhepunkte war der famose Auftritt des Männerballetts Swinging Bananas, die als Blues Brothers die Bühne stürmten und zu einem Medley bekannter Hits wie „Everybody needs somebody to love“ der legendären Sonnenbrillen-Truppe über die Showbühne in der MTV-Halle fegten. Auch der „Käpt’n von de Noh“ sorgte für Stimmung im Saal.

Die Funny Dancers bei ihrem Einmarsch durch den Saal
Harald Gebhardt

Hinreißend-bezaubernde Darbietungen boten die Tanzformationen in ihren ausgefallenen Kostümen und hervorragenden Choreografien – vom Tanz der weiß-blauen Kleinen Seemannsgarde über die jüngsten Tänzerinnen der Sternschnuppen bis zur Großen Garde, den Funny Dancers, und nicht zuletzt der Gruppe Dance Revolution vor dem großen Finale. Einmal mehr führte Stefan Adrian, der im vorigen Jahr passen musste, weil ihn die Grippe erwischt hatt, gekonnt und schlagfertig durch das Programm – nie um einen Spruch verlegen. Aber nicht nur das: Bei dem turbulenten Sketch „Die drei von der Baustelle“ stand er auch mit auf der Bühne. Klar politisch Farbe bekannte der Sitzungspräsident gleich zu Beginn der Sitzung. Als Blauer Junge müsse er mit Blick auf die Bundestagswahl aber schon sagen: „Zu viel blau iss gar nett scheen, tun mir de Kopp unn die Auge weh“.

Eine Augenweide: die Gruppe Dance Revolution.
Harald Gebhardt

Die Sitzung der Blauen Jungs lebt eindeutig von ihrem unterhaltsamen Programm, ihrem familiären Charakter, der Stimmung und den Showeinlagen. Bei den Wortbeiträgen müssen es ja auch nicht immer die verbal geschliffenen, satirischen Vorträge und hochkarätig-bissigen Kommentare sein – auch unterhaltsam, muntere Stückelcher mit sitzenden Pointen wissen zu gefallen. So bekamen auch die zahlreichen Kommunalpolitiker aus dem Stadtrat von CDU, SPD, Grünen und der FDP, die fast schon in Fraktionsstärke vertreten war – bei ihnen nahm auch Parteifreund Oberbürgermeister Emanuel Letz Platz – das eine oder andere zu hören und schließlich noch den Rat, die eine oder andere Idee doch aufzugreifen.

Die CNN-Nachrichtensprecher Thomas Lauff (rechts) und Frank Gehres nahmen die große und kleine Politik ins Visier.
Harald Gebhardt

Die beiden Protokoller, die Nachrichtensprecher Thomas Lauff und Frank Gehres von CNN (Crucenias Närrische Nachrichten), nahmen die große und die Kreuznacher Politik aufs Korn: Nichts Gutes berichteten sie aus Berlin. Dort sei die Presse schon auf der Suche nach einem neuen Namen für eine Koalition von CDU und SPD, denn von einer GroKo könne ja nicht mehr die Rede sein. Die Vorschläge? Vampirkoalition: Die Bürger werden weiter ausgesaugt. Oder Roulette-Koalition: „Nichts geht mehr.“ Da bleibe nur zu hoffen, dass es kein Russisches Roulette werde. Auch den neuen US-Präsidenten Donald Trump nahmen die beiden ins närrische Visier. So wussten sie zu berichten, dieser wolle jetzt auch den Anschluss von Legoland an die USA erreichen, zur Not mit militärischen Mitteln – „für den Fall, dass Playmobil angreift“.

Die jungen Sternschnuppen begeisterten.
Harald Gebhardt

Ebenfalls nicht verborgen geblieben ist CNN, dass die finanzielle Lage der Stadt „angespannter denn je“ ist. Eine ihrer Ideen, das Defizit zu verringern: von den Elterntaxis Maut kassieren. Damit könnte die Stadt 3,5 Millionen Euro einnehmen. Und sie wussten auch Rat, wie die Raumnot der Stadtverwaltung zu beheben ist. Sie rieten Letz, doch ins leer stehende Obi-Gebäude umzuziehen. Dort sei genug Platz für alle und auch der Zeitpunkt günstig, weil ohnehin noch nicht alle Kisten nach dem Umzug an den Kornmarkt ausgepackt seien. In dem früheren Baumarkt wäre Platz für alle, und der neue Slogan der Stadt könne dann lauten: „Bad Kreuznach – alles in Obi.“

Urkomisch: Die beiden Frisöre Johnny und Eberhard hatten jede Menge Einfälle.
Harald Gebhardt

Einen Vorschlag, wie die Stadt ihre Einnahmen verbessern kann, hatten auch Johnny und Eberhard (Jonathan Spanier und Eberhard Röttgen) in ihrer Bierbar (eigentlich ein Barbierladen). Mit Blick auf die vielen Leerstände in der Stadt erkannten sie sofort, was fehlt: „Ein Freudenhaus, das muss jetzt her, das gibt’s in Kreuznach schon lang nicht mehr.“ Eine geniale Idee, so befanden sie, und der Stadtrat ist davon auch schon „voll verzückt“.

Turbulent ging es auf der Baustelle zu.
Harald Gebhardt

Eher jugendlich-derb war der Auftritt von Fabricio Trescala vom TuS Winzenheim, der kurzfristig eingesprungen war und seine Erfahrungen und Ratschläge zum Thema Sexualkunde und Aufklärung frech unters närrische Volk brachte. Andreas Schmidt brillierte einmal mehr in seiner Paraderolle als Gässje, hatte jede Menge Sprüche drauf und die Lacher auf seiner Seite. Zwei Beispiele gefällig? „Mittlerweile meint jeder, der mit der Autofähre nach Rüdesheim fährt, er wär ein Kreuzfahrtexperte.“ Oder – im Gespräch mit einem Impfskeptiker: „Ich habe gehört, dass der Impfstoff das genetische Material verändert“ – „Ich glaube nicht, dass du so viel Glück hast.“

Wenn das Geld für ein eigenes Gebiss nicht mehr reicht: Mutter und Tochter Gombos im Dialog über die Folgen der Gesundheitsreform.
Harald Gebhardt

Derweil machten sich im Mutter-Tochter-Dialog Daniela und Eni Gombos im Zwiegespräch so ihre Gedanken über die Folgen der Gesundheitsreform. Denn nicht jeder kann sich nunmehr ein eigenes Gebiss leisten. Stattdessen muss sich die ganze Familie nun ein Generationsgebiss teilen. Das ist nur bei einer Diät von Vorteil: „Immer wenn ich etwas essen will, hat jemand anders das Gebiss in Gebrauch.“ In diesem Sinne: Ein dreifach donnerndes Helau! – bis zum nächsten Jahr.

Top-News aus der Region