Einst 3500 Mitglieder starker Wanderverein vor der Auflösung - Rentmeister macht Jahrbuch 2023 im Krankenhausbett
Die Auflösung droht: Hunsrückverein steht vor einer ungewissen Zukunft
Hunsrückverein-Geschäftsführer Frank Dieter Rentmeister versucht auch vom Krankenbett aus noch, den Verein zusammenzuhalten. Das Jahrbuch 2023 will er noch fertigbekommen, freut sich über Hilfe von Autoren und Anzeigen zur Finanzierung. Foto: Archiv Bernd Hey
Bernd Hey

Einst hatte der Hunsrückverein rund 3500 Mitglieder. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei. Kommt es nun sogar zur Auflösung?

In seinen besten Zeiten hatte der Hunsrückverein rund 3500 Mitglieder, die sich mit rund 40 Ortsgruppen um den Vorsitzenden Gerd Danco (erst Bürgermeister in Kirn, dann Landrat im Rhein-Lahn-Kreis und dann Regierungspräsident in Koblenz) scharten. Heute wird der Verein mit seinen verbliebenen rund 850 Mitgliedern kommissarisch von Wegewart Manuel Heras geführt.

Rentmeister: Auflösung könnte bevorstehen

Eine Auflösung könnte bevorstehen, sagt Geschäftsführer Frank Dieter Rentmeister (Königsau) im Gespräch mit unserer Zeitung. Wir hatten bei Rentmeister angefragt, weil uns das Jahrbuch 2022 in diesen Tagen zugeschickt worden war. Etwas spät? Der jahrelang in vielen Vereinen und Verbänden, vor allem aber im Hunsrückverein rührige Geschäftsführer verrichtet, schwer erkrankt, derzeit seine Tätigkeit aus dem Simmerner Krankenhaus. „Ich muss was tun,“ macht er sich Mut, lässt die Pflege im Hospiz, mit dem ihm eigenen Humor über sich ergehen.

Noch immer laufen bei Rentmeister die Fäden zusammen, vor allem wenn es um das Jahrbuch des Vereins geht. Das Buch 2022 war so dick wie selten zuvor – fast 280 Seiten. In einer Auflage von 4200 Stück wurde es gedruckt und verteilt und gibt vor allem historisch interessierten Hunsrück-Freunden einen sehr fundierten Einblick in die Geschichte der Region. Derzeit ist Rentmeister dabei, das Jahrbuch 2023 zu erstellen, Texte zu bearbeiten, vor allem auch Anzeigenkunden zu gewinnen. Das macht er vom Krankenbett aus, kämpft mit PC, Scanner, Drucker, WLAN um sein „Kind“, den Hunsrückverein.

Wir hatten im September über die Hauptversammlung berichtet, über den Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden Thomas Auler, die geringfügig erhöhten Mitgliedsbeiträge, Debatten um Vorstandsentlastung und vieles mehr. Wie es weitergeht, steht in den Sternen, ein neuer Vorsitzender zeichnet sich erst einmal nicht ab. In der für den 25. Februar anberaumten Jahreshauptversammlung soll Klartext geredet werden. Immerhin habe man jetzt das 34 Hektar große Wildfreigehege vom Hals, merkt Rentmeister an.

Lesenswert und kompakt zugleich

Er will alles tun, damit das Jahrbuch 2023 noch erscheinen kann, was dann kommt, ist offen. Von 1994 bis 2007 hatte Drucker Rentmeister das Jahrbuch selbst gedruckt, 2016 übernahm er wieder die Geschäftsführung des Vereins, hat seither auch das Jahrbuch wieder in seiner Regie. Die angesprochenen Autoren machten gern mit, sagt er und erinnert an die umfangreichen Beiträge etwa von Dr. Achim Baumgarten über dem Heimatdichter Peter Joseph Rottmann, über Auswanderer, die Eisenbahn (Historiker Ulrich Hauth, Kirn) oder die Natur im Hunsrück.

Das Buch ist lesenswert und kompakt zugleich. Die 4200 Exemplare sind verteilt und allesamt vergriffen. Von der Auflage 2018 und 2019 habe er noch welche gehabt, sagt Rentmeister und beschreibt, wie er sie an den „Mann und an die Frau“ gebracht hat: Im Kofferraum zum Altenheim. Kaum waren sie ausgeladen, waren sie auch schon vergriffen. Typisch Rentmeister, werden manche sagen. So kannte man ihn als rührigen Macher.

Vom Fußball oder vom Sport- und Kinderförderverein, den er aus den Schulden holte, oder als langjährigen Schriftführer des Kirner Handwerksgesellenvereins. Auch bei der Sportgala unserer Zeitung in den 90ern war Rentmeister führend mit von der Partie. „Däumchen drehen ist nicht meins“, sagt der Senior (78) mit Blick nach vorn, will die ihm verbleibende Zeit nutzen, will weiter etwas bewegen, Vereinsmitglieder zum Mitmachen motivieren, wenn es auch schwerfällt. Er freue sich über Mithilfe beim Jahrbuch, sagt er. Vor allem auch über Anzeigen.

Das Jahrbuch gibt es schon regelmäßig seit 1962, die erste Ausgabe erschien 1928. Damit ist es eines der ältesten Jahrbücher in Rheinland-Pfalz, betont Rentmeister. Er erinnert daran, dass im Jahrbuch 1962 über die Wildenburg berichtet wurde, wo man eine neue Heimat gefunden hatte nach dem Verlust des „Kaiser-Wilhelm-Turmes“ auf dem Erbeskopf. Damals füllten und finanzierten gut 30 Seiten Anzeigen das Jahrbuch (92 Seiten).

Wohin führt der Weg des Vereins?

Bis 1974 lief es dann ganz gut, dann war Pause, es gab einige Sonderausgaben, ehe der damalige Vorsitzende und heutige Ehrenpräsident Gerd Danco zusammen mit Hauptwanderwart Helmut Jakobi (Kirn) die Initiative ergriff. Ein 48 Seiten starkes Heft erschien in einer Auflage von 10.000 Stück, gedruckt bei Elke Rentmeister in Kirn. Seit 2008 an druckt die Druckerei Jäger das Buch, nachdem Rentmeisters in Kirn 2007 den Betrieb abgemeldet hatten.

Wird 25 Jahre später auch der Hunsrückverein aufgelöst? Quo vadis, kann man da sprichwörtlich fragen. Wohin führt der Weg des Vereins, der Mitglied im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine ist, der auch Wanderweg pflegt und betreut, wie es auf Wikipedia heißt. Unter anderem die Europäischen Fernwanderwege e3 und e8, Rheinhöhenweg, Saar-Wanderweg, Saar-Mosel-Weg, Ausoniusweg, Keltenweg. Die Bedeutung des Vereins wird unterstrichen durch die Mitgliedschaft der drei Landräte der Kreise Bad Kreuznach, Rhein-Hunsrück und Birkenfeld im erweiterten Vorstand als Beisitzer.

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