Kolumne „Randnotizen“ vom Chef
Der Morgen nach der Wahl: Die Probleme im Land bleiben
Marian Ristow ist Leiter des Redaktionsverbundes Nahe, zu dem der Oeffentliche Anzeiger und die Nahe-Zeitung gehören.
Marian Ristow

Am Sonntag wird gewählt. Wird sich danach etwas im Land ändern? Vermutlich schon, aber die Probleme bleiben. Keine Probleme hingegen gab es am Mittwoch beim närrischen Rendezvous im Kirner Gesellschaftshaus. Da ging’s rund!

„Kirner Lange ... sind die Beste...“ – was war das für ein Mittwochabend in Kirner Gesellschaftshaus. Beseelte Fastnachter, mit dem begehrten Pegasusorden beschenkte Ehrenamtler und ein vorzüglich organisiertes Event der Superlative. Das Närrische Rendezvous lebt mehr denn je. Dank der drei Kirner Vereine, der Karnevalsgesellschaft KFK Kirn, den Kallenfelser Eulen und den Kirner Rappelköpp und dem Oeffentlichen Anzeiger – ja, man muss sich auch mal selbst loben, wenn es sonst keiner tut – erlebten rund 400 Fastnachtsfreunde eine wundervolle Veranstaltung mit lokalen Top-Acts und einem Vollprofi wie Helmut Schlösser von den in Mainz-Mombach beheimateten Bohnebeitel, der karnevalistisch Champions League spielt. Das war stark!

Was schreibt man vor einem Wahlsonntag sonst noch so? Mir würde vieles einfallen. Aber vielleicht wäre das hier gut: Dieser Wahlkampf war unglaublich eindimensional. Wer glaubt, dass auch nur eine einzige der vielschichtigen Problemlagen, die dieses Land die nächsten 30 Jahre dominieren werden, auch nur annähernd dadurch gelöst werden, dass wir „sichere Grenzen“ haben und monatlich den Abschiebebomber in Richtung Hindukusch losschicken, der irrt sich gewaltig. Erst hatten wir einen Wirtschaftswahlkampf, dann sprang Migration an die Spitze, und dann kam thematisch nichts anderes mehr durch.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Spitzenpolitiker mal über das Thema Pflege sprechen. Denn das wird in doppelter Hinsicht relevant: Zum einen benötigen wir mehr qualifizierte Pflegekräfte, zum anderen muss Pflege für Menschen, die sie brauchen, und deren Angehörige finanzierbar bleiben. In Rheinland-Pfalz kostet nämlich ein Platz in einer Pflegeeinrichtung im Durchschnitt 2821 Euro. Wer soll das bezahlen und vor allem von was? Wie man gedenkt, die Klimakrise zu bewältigen, darüber habe ich ebenfalls wenig gehört. Wie man die trotz Sondervermögens kaum schlagkräftige, aber wohl mehr denn je benötigte Bundeswehr, wieder kampftauglich bekommt, bleibt ebenfalls offen. Keines dieser Probleme wird am Morgen des 24. Februar gelöst sein – egal, wie die Wahl ausgeht.

E-Mail: marian.ristow@ rhein-zeitung.net

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