Das eigentliche Ausheben des Löwensteges dauerte gerade einmal acht Minuten, dann war der letzte Akt der Geschichte des Stegs geschrieben. Am Ende war es ein doppelter Abschied nach Maß: Einerseits verlief das Ausheben des Stegs wie geplant, andererseits war es für Philipp Geib, Abteilungsleiter im Stadtbauamt, eben auch eine Art von Abschied nach Maß, bevor er seine neue Stelle im Bauamt des Kreises antritt.
Schneller wegen verspäteter Bahn
Immerhin verfolgten rund 100 Schaulustige diesen Akt, den das Stadtbauamt und das Technische Hilfswerk minutiös geplant hatten. Alles lief wie geplant. Wenn überhaupt einer den Planungen einen Strich durch die Rechnung machte, dann war es die Deutsche Bahn, die verlässlich wie immer eine Verspätung des letzten Zuges, der unter der Brücke herfahren sollte, um 50 Minuten meldete.

Kurzerhand entschieden sich die Verantwortlichen, die Verspätung des Zuges zu nutzen, um in der Zwischenzeit den Löwensteg aus den Widerlagern zu heben und sicher auf Holzbalken südlich der Bahnlinie abzustellen. Für manch einen, der das Schauspiel gerne miterlebt hätte, kam die Verspätung der Bahn wieder einmal zur Unzeit. Denn dadurch, dass die Brücke früher ausgehoben wurde, war zum ursprünglich geplanten Beginn des Aushebens um 1.30 Uhr schon alles geschehen.

Wobei niemand den Verantwortlichen um Geib und THW-Einsatzleiter Kai Habel einen Vorwurf machte. Sie mussten spontan reagieren, sonst hätte sich durch die Zugverspätung die Maßnahme allzu sehr nach hinten verschoben. Denn dort, wo südlich des Bahndamms die Brücke in zwei Teile zerlegt werden sollte, warteten schon zwei Tieflader, um den Löwensteg zur endgültigen Verwertung nach Koblenz zu transportieren.

Wäre es nach manchem Zuschauer gegangen, hätte er sich gerne ein Stück Brücke als Souvenir mit nach Hause genommen. Die Stadt hatte auch hierüber nachgedacht. „Leider wurde der Steg mit Bleimennige gestrichen, die der Gesundheit schadet, sodass wir keine Stücke abgeben können“, informierte Geib.

In der Tat rückten dann auch die THW-Helfer beim Zerlegen des elf Tonnen schweren Kolosses mit Mundschutz an. THW Einsatzleiter Habel hatte vor dem Ausheben des Löwensteges nochmals die Bevölkerung um Verständnis gebeten und bat darum, hierfür nicht das THW verantwortlich zu machen. „Das THW nimmt niemandem den Löwensteg weg. Mit dieser Aktion heute sorgen wir nur dafür, dass es keine Unfälle durch das Betreten des Steges oder für unter dem Steg herfahrende Züge gibt“, informierte er. Ob und was statt des Löwenstegs kommt, sei Sache des Stadtrates.
Endlich mal Lob fürs Bauamt
Während des eigentlichen Aushebens gab es auch keinerlei Unmutsäußerungen. Niemand war mehr nach der Demo am Nachmittag gekommen, um gegen die Aktion als solche zu demonstrieren. Oft gescholten, verdienten sich die Verantwortlichen des Stadtbauamtes Samstag Nacht ein großes Lob. Sie informierten transparent über die Aktion.
Wehmütig war am Ende nur Geib. „Auch wenn die Aktion gut gelaufen ist, man geht doch lieber, wenn man etwas aufbaut“, sagte er.