Und so begibt sich Donahue nach vorn und erzählt seine persönliche und „sehr schmerzvolle“ Geschichte. Antrieb für diesen ungewöhnlichen Schritt, der ihn emotional aufwühlt, ist der Umstand, dass die römische Glaubenskongregation die Segnung homosexueller Paare nochmals ausgeschlossen hat. Diese Ankündigung hat ihn sehr getroffen. Denn er macht die Sexualmoral der katholischen Kirche dafür verantwortlich, dass die Beziehung zu seiner Familie in den USA zerbrochen ist.
Zwar hatte Pfarrer Michael Kneib während der Einführung in die Messfeier am fünften Fastensonntag erklärt, dass das römische Schreiben sicherlich nicht der Endpunkt der Diskussion um die Rolle homosexueller Paare in der katholischen Kirche sei. Doch das wertete Donahue als allzu knappes Lippenbekenntnis. Deshalb bat er in der Messe ums Wort.
Für ihn geht es nämlich um mehr als den verweigerten Segen. Hauptthema ist für ihn: Warum gilt Homosexualität in praktizierter Form in der katholischen Lehre immer noch als Sünde? „Ein Segen ist eine nette Geste, aber was wir brauchen, ist Akzeptanz, ganz und gar, ohne Aber, ohne Bedingungen“, lautet seine Forderung, die er auch in der Messe äußert.
Im Gespräch mit unserer Zeitung macht Donahue deutlich, dass es in der Sache nicht im ureigensten Sinne um Pfarrer Kneib oder ihn gehe, sondern, dass ihm grundsätzlich an der Situation homosexueller Menschen in der katholischen Kirche gelegen sei.
Im Gottesdienst gewährte Donahue Einblicke in seine US-amerikanische Familie. So seien seine Eltern und die Schwester streng konservativ katholisch. Zwei Brüder, die insgesamt 15 Kinder haben, sind fundamentalistische Evangelikale. „Und was haben sie alle gemeinsam?“, fragt er. „Alle glauben, Homosexualität ist eine Sünde. Und das hat viele schmerzhafte Auswirkungen für mich und Tausende andere Menschen. Wolfgang darf das Haus meines Bruders nicht betreten. Mein Bruder und seine Frau waren jahrelang meine besten Freunde, aber wir haben seit 32 Jahren keinen Kontakt mehr. Keine Freundschaft. Nichts.“ In all den Jahren wurde das Paar auch bei etlichen Hochzeiten und Familienfeiern nicht eingeladen.
Er spricht Klartext, weil er davon überzeugt ist, dass eine Veränderung nur von unten kommen kann – vom sogenannten „Bodenpersonal“. Donahue fordert zudem, dass homosexuelle Paare sich vor dem Altar das Jawort geben können. „Nur dann sind wir auch wirklich voll und ganz akzeptiert“, sagt er. Er wundert sich zudem über die Arroganz der Glaubenskongregation. Wobei er zugesteht, dass die deutsche Kirche durchaus liberaler sei. Als Verbündeten weiß er sich eins mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.
Der hatte in einer Predigt im Mainzer Dom erklärt, dass die Akzeptanz homosexueller Sexualität mit dem „Ernstnehmen des Evangeliums“ zu tun habe. Kohlgraf sagte weiter: „Mit welcher Herablassung sich dort Menschen zum Richter aufspielen und sich auf Gott berufen, ist sicher kein Ausdruck der Liebe zum Nächsten.“ Am Ende seiner offenen Rede erhielt Donahue viel Beifall von der Gemeinde.