Es sind interessante Wendungen, die die Stadtpolitik dieser Tage nimmt. Wer genau hinschaut, der dürfte sich vor allem für die Nebenbefunde dieser Betrachtungen interessieren. Und da kann man gleich eine Vielzahl aufzählen.
Es ist aus meiner Sicht nur recht und billig, wenn sich der Dehoga für seine Klientel einsetzt. Dafür ist der Hotel- und Gaststättenverband auch da. Und hat mit Präsident Gereon Haumann einen rhetorischen Samurai, dessen Worte genau da ankommen, wo sie sollen. Und Spuren hinterlassen. Die Politik ist ein umgefallen. Zumindest ein bisschen.
So sieht Lobbyarbeit nun mal aus. Und wenn Gereon Haumann einen Tag vor der Entscheidung über die Bettensteuer laut trommelt und 36 Stunden später eben diese Entscheidung vertagt wird, weil die politischen Entscheidungsträger zittrige Knie bekommen, lässt sich konstatieren: Da hat der Dehoga seinen Job par excellence erledigt. Und klarstellen muss man auch: Die Hotels haben abgewogen zwischen der Relevanz von Bäderhaus und Thermen gegenüber einer Steuer von 5 Prozent auf den Übernachtungspreis. Und: Man hat die Kommunikation vermisst. Die Hoteliers und Gastronomen wollen miteinbezogen werden.
Diese suggerierte Verknüpfung ist aber nur teilrichtig: Eine Steuer ist nie zweckgebunden, sondern fließt in den allgemeinen Haushalt und nicht nur in die Bäder. Vielleicht sind es nur 700.000 Euro, die reinkommen – niemand weiß es so genau – , und die machen am Ende nur wenig Unterschied. Aber: Die Finanzaufsicht fordert dieses Signal nun mal.
Aber: Da muss auch Kritik erlaubt sein. Aus meiner Sicht unterschätzen die Hoteliers aber die Bedeutung ihrer Umgebung. Selbstbewusstsein ist gut, eine Überdosis ist kontraproduktiv. Hotels und Stadt gehen eine Symbiose ein – der eine kann ohne den anderen nicht. Aber: Die Menschen übernachten in einem Hotel, eben weil sie Bad Kreuznach besuchen. Ohne das touristische Angebot, bestehend aus den städtischen Sehenswürdigkeiten, dem Salinental, den Bädern, den Parks und Innenstadt, interessiert sich niemand für Bad Kreuznach. Und ohne das wird auch kein Gast kommen, da können die Betten so weich sein, wie sie wollen.
Dass das Parkhotel Kurhaus diesen Brief mit unterzeichnet hat, empfinden viele als unglücklich – untertrieben ausgedrückt. Niemand profitiert von den Crucenia-Thermen mehr als das Kurhaus – im Übrigen wirbt auch niemand mehr als das Kurhaus damit. Das wirkt nun sehr unglaubwürdig und sieht ungelenk aus.
Beim Fürstenhof weiß sowieso schon lange kein Bad Kreuznacher mehr, wer dort eigentlich das Sagen hat – so schnell tauschen die chinesischen Eigentümer, die immer sofort drohen, den Bettel sofort hinzuwerfen, wenn Gegenwind droht, die Geschäftsführer aus.
Viel größere Sorgen machen mir persönlich aber die kommunikativen Unzulänglichkeiten zwischen den Führungsetagen. Der eine will eingeladen haben, weiß aber nicht, wen genau. E-Mails kommen an, aber leider beim Falschen. Kommen sie beim Richtigen an, bleiben sie 14 Tage ungelesen. Getroffen haben will man sich auch, aber nachträglich gehen die Auffassungen auseinander, über was man sich unterhalten hat. Ähem.
Den Preis dafür zahlen jetzt unter anderem die Gradierwerke. Die nun schlechter, mit weniger Kosten verbunden, gepflegt werden. Welch glorreiche Entwicklung.
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