Forstamtsleiter sucht Kooperation mit VG Rüdesheim - Gemeinsame Maßnahmen gegen Starkregen
Das Wasser hat auch im Wald gewütet: Forstamtsleiter im Soonwald sucht Kooperation gegen Starkregen
Die Wassermassen, die im Soonwald rund um den Ellerspring am 5. Juni niedergingen, waren nicht zu bändigen und sorgten, wie hier in Gebroth, für reißende Strömung. Fotos: Saueressig
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Bas Sobernheim-Entenpfuhl/ Soonwald. Vor knapp drei Wochen gingen am Freitag, 4., und Samstag, 5. Juni, zwei Starkregenereignisse über dem Soonwald nieder, die zu nicht gekannten Überschwemmungen führten. Allein am Samstag fielen in einem wenige Quadratkilometer großen Areal rund um den Ellerspring weit mehr als 100 Liter in nicht mehr als sechs Stunden nieder – ein Sechstel des mittleren Niederschlags.

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Zuviel für die Bäche, die aus dem Soonwald über Gebroth und Winterbach zum Ellerbach zusammenfließen, wie der Leiter des Forstamtes Soonwald, Bernhard Frauenberger, berichtet. „Es war windstill, und die Gewitterzelle hing über dem vorderen Soonwaldkamm und regnete sich ab“, erklärt Frauenberger. So lief das Wasser dann in Sturzbächen über die abfallenden Waldwege, Gräben, Bäche und durch den Wald in Richtung Kreershäuschen und Landesstraße 230, um vor allem den Gebrother Arm des Ellerbachs aus seinem Bett zu tragen.

„Der Soonwald ist zur Zeit der Preußen schachbrettartig mit Wegen durchzogen worden, und es wurde alles versucht, das früher nasse Gebiet trocken zu legen“, schildert Frauenberger. Und diese Wege in Nord-Süd-Richtung wurden nun während des Starkregens zu den Ablaufkanälen für das Wasser, dass nicht mehr im gesättigten Boden versickern konnte. „Es sind überall Spuren im Wald, wo das Wasser auch in die Fläche gegangen ist, aber es war in zu kurzer Zeit zu viel“, sagt der Forstamtsleiter. So viel, dass die vorhandenen Abschläge und Ableitungen quer zum Hang fortgerissen wurden oder sich mit Schlamm, Steinen und Totholz zusetzten.

Allein im Forstrevier Entenpfuhl von Revierleiter Uli Nagel wurden zehn Brücken so stark beschädigt, dass sie ersetzt werden müssen. Die unbefestigten Waldwege sind auf mehreren Hundert Metern ausgespült worden. Frauenberger schätzt, dass im Forstamt sechstellige Schäden an den Wegen und Brücken zu verzeichnen sind. Um diese zu erfassen, wurde behelfsmäßig in Höhe des Hofs Kuhpferch bei Winterbach ein Waldweg mit einem Gräter frei geschoben, und aus dem Kompetenzzentrum Waldtechnik Landesforsten (KWL) aus Hermeskeil kam in dieser Woche Unterstützung, um die Schäden aufzumessen.

„Der Soonwald war landesweit die am stärksten betroffene Region“, erläutert Frauenberger. Daher hofft er, dass Bernhard Kempf vom KWL die Datenerhebung für eine Ausschreibung schnell erstellen kann. Denn solange die Wege und Brücken nicht instand gesetzt werden, ist auch der Holzeinschlag nur eingeschränkt möglich. „Wir wollen die Wege dieses Jahr weitestgehend instand setzen und die Brücken so schnell wie möglich ersetzen.“ Allerdings werde man sich diese auch genau anschauen und die älteren Rundbogenbrücken durch neue Brücken ersetzen, die einen größeren Durchlass haben – oder Furten anlegen. So soll die seit 2017 gesperrte Brücke oberhalb der Opelwiese abgerissen und an ihrer Stelle eine Furt angelegt werden. Doch dies muss in Abstimmung mit dem Hochwasserschutzkonzept der VG Rüdesheim angegangen werden. Grundsätzlich sieht Frauenberger die Notwendigkeit, das Wasser bei solchen Ereignissen in die Fläche zu bringen und natürliche Retentionsräume zu schaffen. „Wir werden verstärkt an den Wegen Abschläge in Ost-West-Richtung anlegen“, berichtet er. Darüber hinaus sollen zusätzliche Tümpel und Weiher das Hochwasser zumindest bremsen. Hier habe man am Lametbach, der Richtung Mengerschied fließt, einen ersten Weiher angelegt. Doch auch mit den Gemeinden müsse man versuchen, zusätzliche Retentionsflächen an Wiesen entlang der Bäche anzulegen, um die Scheitelwelle abzumildern.

„Nach Orkan Wiebke 1990 lagen die Soonwaldkämme brach, die Neuaufforstung hat trotzdem bei den Nahehochwassern 1993 und 1995 viel Wasser zurückgehalten. Das müssen wir auch bei Starkregenereignissen im Blick haben“, sagt er. Dabei ist der Untergrund des Soonwalds mit seinen Gleyschichten wenig wasserdurchlässig – die Tendenz, dass Regen oberirdisch abfließe, könne man nur bedingt ausbremsen. Eine Rolle spielten Baumarten, die tief wurzelten und als Wasserspeicher agierten. „Der Wald spielt in Zukunft immer stärker eine Rolle für den Arten- und Naturschutz, als Trinkwasserreservoir und Wasserrückhalt“, glaubt er. Daher müsse man die ökologischen Funktionen stärken. Dies wolle man gemeinsam mit den Gemeinden angehen.

Von unserem Redakteur Sascha Saueressig

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