Mainz-Zahlbach heißt das kleine Tal zwischen Uniklinik und Mainzer Universität, wo früher der Zaybach von Bretzenheim aus Richtung Innenstadt floss. Etwas versteckt in einer Parkanlage ragen hier heute rund ein Dutzend Steinpfeiler in den Himmel – die Überreste der einstigen römischen Wasserleitung, die über fünf bis neun Kilometer Länge von Mainz-Finthen Frischwasser ins Herz der römischen Siedlung brachte.
Auf den Steinpfeilern ruhte in 30 Meter Höhe die Wasserleitung, die das wertvolle Nass über das Tal zum Römerlager auf dem Kästrich brachte. Erbaut wurde das Aquädukt in der Zeit des Kaisers Vespasian zwischen 69 und 79 nach Christus. Es war das höchste seiner Art nördlich der Alpen.
Jahrzehntelang schlummerten die Steinreste vor sich hin. Erst vor rund zehn Jahren begann sich die Politik wieder für das uralte römische Erbe zu interessieren. Der damalige Landesarchäologe Gerd Rupprecht, der Wiederentdecker des römischen Mainz und Ausgräber des römischen Bühnentheaters am Mainzer Südbahnhof, legte ab 2007 weitere Römersteine in Zahlbach frei und leitete erste Schritte zu ihrer Konservierung ein.
Rupprecht war es auch, der den Verlauf der Wasserleitung näher erforschte. 62 Pfeilerreste entdeckte der Archäologe im Zahlbachtal zwischen der Mainzer Universität und der Uniklinik. Die meisten Reste schlummern noch immer verborgen im Boden. Rupprecht träumte davon, die Pfeiler und die imposante Wasserleitungsbrücke auf ihnen wieder sichtbar zu machen. Das Aquädukt sei einzigartig, schwärmte er. Förderer der Römersteine wurden sogar als „Ritter von Ageduch“ ausgezeichnet. Der Name des angeblich hier einst ansässigen Rittergeschlechts entpuppte sich allerdings als Erfindung aus dem 19. Jahrhundert.
Keine angemessene Präsentation
Zu einer öffentlichkeitswirksamen Präsentation der Römersteine an Ort und Stelle kam es nie. Stattdessen rücken in jüngster Zeit immer mehr Bauvorhaben so nah an die Steine heran, dass eine größere Präsentation oder gar eine Rekonstruktion von Pfeilern auf der anderen Talseite, von der Rupprecht träumte, zunehmend unwahrscheinlich wird.
Immerhin haben die städtischen Gremien nun erneut Geld für die weitere Konservierung der römischen Pfeiler bereitgestellt: Mit 75.000 Euro sollen noch in diesem Jahr acht Steinsäulen konserviert und saniert werden. Bei den ausgewählten Exemplaren seien Teile herausgebrochen, teilte die Initiative Römisches Mainz mit. Hier müsse durch das Aufbringen einer Schutzschicht die Witterungsbeständigkeit hergestellt werden.
„Die Römersteine im Zahlbachtal gehören zu den wichtigsten Zeugnissen der Römerzeit in Mainz“, sagte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD). Sie beteuerte: „Wir wollen alles tun, um unser römisches Erbe angemessen zu bewahren und zu präsentieren.“ Doch von einer angemessenen Präsentation seines römischen Erbes ist Mainz weit entfernt. Das römische Theater am Südbahnhof wartet auf die Zugänglichkeit für Touristen, das einst größte Bühnentheater nördlich der Alpen, das sich durchaus mit dem von Orange in Südfrankreich messen konnte, ist weiter ungeschützt, seine einstige Bedeutung für Besucher kaum nachzuvollziehen.
Arbeiten am Drususstein vor Ende
Noch im Lauf dieses Jahres soll immerhin die 2018 angekündigte Sanierung des römischen Drusussteins fertig werden: Das einstige Grabmal für den im Jahr 9 vor Christus in Mainz verstorbenen römischen Feldherrn Drusus auf der Mainzer Zitadelle sollte eigentlich schon 2020 gesichert, konserviert und für die Besucher besser erlebbar gemacht werden. Doch bei der Freilegung der Fundamente tauchten zahlreiche Probleme auf, darunter auch eine instabile benachbarte Böschung. Der Drusus-Stein drohte zum schiefen Turm von Mainz zu werden.
Im Dezember 2020 konnte die Stadt dann erleichtert melden: Die Konservierung des antiken Grabmals ist abgeschlossen. Das Mauerwerk hatte über die Jahrhunderte erhebliche Schäden davongetragen. Zur Sanierung wurde original römisches Mörtelmaterial aus dem Inneren des Drusus-Steins im Labor analysiert und nachgebildet. Der antike Mörtel brauchte aber Monate zum Aushärten. Das Grabmal musste deshalb im Winter abgedeckt und geschützt werden. In diesem Frühjahr nun soll die Neugestaltung des Umfelds erfolgen. Dann soll der Drusus-Stein stärker in das Bewusstsein der Mainzer und der Touristen rücken.