Bei den städtischen Gesellschaften will der Kreuznacher Stadtrat kein „Weiter so“. Gleiches müsste auch für Projekte gelten, die in der Stadtpolitik schon seit Jahren rauf und runter diskutiert werden, bei denen man aber kaum vorwärtskommt. Nur ein Beispiel: Das Ende des Löwenstegs steht unmittelbar bevor, doch einen politischen Beschluss, wie es weiter gehen soll, gibt es immer noch nicht.
„Wir können doch nicht zehn Jahre untätig rum sitzen und nichts machen“, hatte SPD-Fraktionschefin Claudia Eider schon im Januar 2025 betont, als einmal mehr eine Entscheidung über die Zukunft des Stegs vertagt worden war, und gefordert: „Wir könnten zweigleisig fahren“ – ein Ersatzsteg als Provisorium, um die Zeit bis zu einer endgültigen Lösung überbrücken. Die Stadträte Hermann Holste (Grüne), Jürgen Locher (Linke) und Stefan Butz (PBK) haben eine Onlinepetition „Rettet den Löwensteg“ initiiert und schon knapp 2000 Unterschriften für einen Ersatz der für Fußgänger, Rad- und Rollstuhlfahrer so wichtigen direkten Verbindung über die Bahngleise gestartet.
Auch Ochsenbrücke muss erneuert werden
Doch offenbar ziehen Verwaltung und Politik es vor zu warten, bis der Kreuznacher Landesbetrieb Mobilität (LBM) eine Lösung für die genauso in die Jahre gekommene Ochsenbrücke gefunden hat, die ebenfalls erneuert werden muss. Dabei: Eine Mehrheit in der Stadtpolitik scheint ja durchaus für einen provisorischen Löwensteg zu sein. Einen Ersatzbau für das 120 Jahre alte Bauwerk, dessen letzte Stunde in der Nacht von Freitag auf Samstag vor Pfingsten schlägt, mit der neuen Ochsenbrücke zu verknüpfen, bedeutet aber dagegen, dass hier über Jahre eine Lücke in der innerstädtischen Infrastruktur klafft.

Aktion „Rettet Kreuznacher Löwensteg“ ist angelaufen
Mehr als 100 Jahre war der Löwensteg über die Bahngleise die wichtigste Verbindung für Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer vom Bad Kreuznacher Süden in die Innenstadt. Jetzt soll er ganz verschwinden.
Natürlich war der Löwensteg auch ein wichtiges Thema im Ausschuss für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr (PLUV) am Dienstag. Die Bauverwaltung legte dazu auf den letzten Drücker ihre Prioritätenliste mit den investiven Projekten unter Beteiligung des Stadtbauamts vor: in Priostufe eins und Machbarkeitsstufe zwei an 18. Stelle der Löwensteg. Die Liste sei eine „Momentaufnahme, dynamisch und ändere sich ständig“, erklärte Stadtbauamtsleiter Eduard Schuckmann. Bürgermeister Thomas Blechschmidt, der für den erkrankten Oberbürgermeister Emanuel Letz die Sitzung leitete, führte aus, es ginge jetzt darum, „noch den politischen Willen in diese Liste zu implementieren“.
Welche Projekte sind machbar?
Das Investitionsvolumen liegt insgesamt bei knapp 10 Millionen Euro. Wenn man bis zum Jahresende 4 bis 5 Millionen davon umsetzen könne, sei schon viel erreicht, gab Blechschmidt zu bedenken. Die Liste solle vor allem zeigen, was angesichts der Haushaltslage und der personellen Situation machbar und umsetzbar ist. Diese Punkte sowie Maßnahmen, für die man eine Förderung erhalte, sind in der Liste nach oben gerutscht, darunter die Fertigstellung des Feuerwehrgerätehauses in Planig, das Mobilitätskonzept Salinental, das Programm Aktive Stadt und der Bahnhof Bad Münster am Stein – letzterer zunächst aber nur als Absichtserklärung des OB, um das Projekt mit einem Invest von 30 Millionen Euro nicht zu gefährden.
„Da müssen wir langsam Gas geben, sonst wird das ja nie Realität.“
Rolf Schneider (FDP) zu den Planungen für die Ochsenbrücke und einer Entlastungsstraße entlang des Kohlenwegs
Es war Jörg Fechner, Vorsitzender der AfD-Stadtratsfraktion, der sich als erster für eine barrierefreie Wiederherstellung des Löwenstegs als oberste Priorität starkmachte. Die Kosten für die Machbarkeitsstudie zur Landesgartenschau wären dafür die halbe Miete gewesen, meinte er. Rolf Schneider (FDP) forderte er eine zeitnahe Planung zum Knotenpunkt Ochsenbrücke. „Da müssen wir langsam Gas geben, sonst wird das ja nie Realität.“ Zumal über den Kohlenweg auch die neue Grundschule angebunden werden solle.
Die Erneuerung der Ochsenbrücke sei Sache des LBM, entgegnete Blechschmidt und schlug vor, dass der OB vierteljährlich einen Termin mit dem LBM vereinbart und den PLUV dann über die Ergebnisse informiert, um die Bürger und den Stadtrat beim Sachstand Ochsenbrücke auf dem Laufenden zu halten. Das wollte Manfred Rapp (CDU) so nicht unkommentiert stehen lassen: Er warte schon seit Januar heute auf die versprochene Sondersitzung zu diesem Thema. „Deshalb: Ich kann es nicht mehr hören, dass wir uns alle paar Wochen mit Themen beschäftigen, die klar sind und im Grunde die Politik nichts mehr angehen, weil die Pflöcke gesetzt sind.“ Eine vierteljährliche Berichterstattung bringe nichts, „wenn man nichts zu berichten hat“, kritisierte er. „Das ist unbefriedigend für uns ehrenamtliche Politiker.“
Bis zur Stadtratssitzung am 26. Juni sollen die Fraktionen nun über die Prioliste beraten, ihre Änderungen dann einfließen. Man darf gespannt sein, ob und wenn ja, welche Entscheidung der Rat dann zur Prioritätenliste und über die Zukunft des Löwenstegs trifft ...