Die NHB hat zum 31. Januar 2023 den Duldungsnutzungsvertrag gekündigt
Das Kirner Tierheim muss schließen: Wohin mit den Fundtieren?
Sind zum 31. Januar gekündigt: die Mitarbeiterinnen Tanja Taube (links) und Helga Brehmen.
Armin Seibert

Kirn. Das Kirner Tierheim muss zum 31. Januar 2023 das Gelände am östlichen Stadteingang geräumt haben. Diese Nachricht erhielten die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Ulrike Sturmheit, und Kassiererin Brigitte Roos in einem kurzfristig anberaumten Gespräch an der Waage der NHB (Nahe Hunsrück Baustoffe/Basalt AG), der das Gelände gehört.

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Von zwei Mitarbeitern der NHB und Stadtbürgermeister Frank Ensminger habe man dann erfahren, dass wohl in einem Gespräch vor eineinhalb Jahren der Platzbedarf angekündigt worden sei. Damals dabei: Bürgermeister Thomas Jung und Landrätin Bettina Dickes. Dem Tierschutzverein sei das aber nicht mitgeteilt worden, bedauerten Sturmheit und Roos gestern Nachmittag in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Für die beiden ehrenamtlichen Leiterinnen der Institution und die sieben Mitarbeiterinnen (450 Euro-Jobs und mehr) brach eine Welt zusammen. Wenn man vor eineinhalb Jahren darüber informiert hätte, dann wäre vielleicht etwas Neues auf einem anderen Gelände möglich gewesen. So war's das aber für den amtierenden Vorstand, sagen Sturmheit (seit 2006 vor Ort aktiv) und Roos (seit 2002 dabei) kategorisch.

Beim Gespräch im Tierheim-Büro kam ein Anruf von VG-Bürgermeister Thomas Jung, der zwar ein Gespräch mit der Ankündigung, das Tierheim müsse eines Tages weg, einräumte. Von einem Termin in 2023 sei er aber nicht ausgegangen, er habe eher an 2025 gedacht. Jetzt scheint aber der Super-GAU eingetreten zu sein: Zum heutigen Freitag, 30. September, hat das Tierheim die Verträge mit den Verbandsgemeinden über die Aufnahme von Fundtieren gekündigt. Konkret: Werden Tiere bei der Polizei Kirn oder Meisenheim abgegeben (VGs Kirner Land und Nahe-Glan) dann werden sie beim Kirner Tierheim nicht mehr aufgenommen. Es gehe ja jetzt darum, möglichst schnell die vorhandenen Tiere (20 Hunde, 15 Katzen, 8 Streunerkatzen hinterm Haus am Waldhang) zu vermitteln. Thomas Jung sagte im Gespräch mit Ulrike Sturmheit und Brigitte Roos jegliche Unterstützung zu.

Bei den Mitarbeitern flossen die Tränen

Wie es mit dem Tierheim und dem Tierschutzverein weitergeht, ist aktuell offen. Der amtierende Vorstand werde zurücktreten, kündigte Ulrike Sturmheit an. Konkret wird es bei der Jahreshauptversammlung des Vereins. Dann könnte eventuell auch ein neuer Vorstand gewählt werden, falls sich Tierfreunde bereit erklären. Sturmheit und Roos wollen jedenfalls einen, wo immer möglichen Neubeginn in Stadtnähe nicht mehr mittragen. Sie wollen aber alles tun, dass die Tiere in gute Hände kommen und die Abwicklung des Unternehmens gelingt. In einer Mitarbeiterversammlung wurden die sieben Beschäftigten über die Situation informiert, und es flossen wie erwartet auch Tränen.

Die Basalt AG stellte dem Tierschutzverein das Gelände durch einen sogenannten Duldungsnutzungsvertrag (datiert 1990) zur Verfügung mit der Auflage, dass das Unternehmen die Fläche erhält, wenn es nötig ist. Das sei klar gewesen. Deshalb mache man dem Unternehmen daraus auch keinen Vorwurf, sagt der Vereinsvorstand. Man habe schon vor vielen Jahren zusammen mit Anita Bürkle (Bürkle-Stiftung) nach einem Ausweichgelände gesucht. Anita Bürkle, der der Tierschutz sehr am Herzen gelegen habe, wollte damals den Umzug finanzieren, sagten Sturmheit und Roos. Doch die ins Auge gefassten Flächen (Nägelsitz, Wiese in Meckenbach oder Gelände des Gesellenvereins) seien denkbar ungeeignet gewesen. Ob eine Verlängerung des Duldungsvertrags denn noch etwas bringen würde, fragten wir die Vereinsspitze. Wenn demnächst mit den Bauarbeiten an der NHB-Halle (Eingang Tierheim) begonnen werde, man dann von der anderen Seite einfahren müsste, sei das alles andere als optimal für Tiere und Personal.

Probleme mit Hunden und Katzen

Ulrike Sturmheit und Brigitte Roos haben die Weichen auf Räumung gestellt, gehen auch davon aus, dass die NHB sicherlich nicht zum 31. Januar die Bagger rollen lässt und notfalls ein paar Wochen dranhängt. Sie hoffen aber schon jetzt inständig auf finanzielle und ideelle (Manpower) Unterstützung bei der Abwicklung des Unternehmens. Man habe jetzt auch keine Einahmen mehr, etwa durch Vermittlung. Was die Schließung eines Tierheims etwa im Hinblick auf die Entwicklung der Katzenpopulation in den beiden Verbandsgemeinden bringt, das wird die Zukunft zeigen. Kastrationsaktionen, die die Ausbreitung von Hauskatzen eindämmen, fallen jedenfalls flach. Sturmheit: „Da haben wir in zwei Jahren ganz schnell 200 Katzen und mehr allein in Kirn.“ Auch bei den Hunden gibt's Probleme, denn viele Hundehalter haben sich im Corona-Lockdown Hunde angeschafft und merken nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz, dass sie es nicht schaffen. Wohin damit? Nach Kreuznach, nach Idar-Oberstein? Dort winkt man schon ab. Auch aus der Ukraine seien viele Tiere mit nach Deutschland und auch in die Region gekommen.

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