Es war am Wahlabend ein Schock: Zwischendurch – es waren noch nicht alle Bezirke ausgezählt – wurden für die Urnenwähler der Stadt Kirn 47 Prozent AfD angegeben. Letzten Endes wurden es 40,5 Prozent der Zweitstimmen, was immer noch einer massiven Steigerung entspricht: Bei der Bundestagswahl 2021 war die AfD in der Stadt Kirn „nur“ auf 19,8 Prozent der Stimmen gekommen.
In der Verbandsgemeinde Kirner Land kam die AfD bei der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag auf 27,9 Prozent – bei der VG-Ratswahl im Juni 2024 waren es 20,1 Prozent, bei der Bundestagswahl 2021 nur 12,8 Prozent. Das Kirner Land ist somit die einzige Verbandsgemeinde im Wahlkreis, in der die AfD an der Urne stärkste Partei wurde.
SPD in Kirn-Stadt nur noch bei 16,3 Prozent
Im Rückblick dieser Zeitung zum Jahresende hatten wir zur politischen Entwicklung im Kirner Land getitelt: „Das einst leuchtende Rot verblasst.“ Das lesen die Sozialdemokraten nicht gerne, aber es ist die Realität. Die SPD, einst dominante Kraft rund um Kirn, kam zur Bundestagswahl auf nur noch 23 Prozent, bei der Kommunalwahl 2024 waren es 29,8 Prozent, und bei der Bundestagswahl im Jahre 2021 noch 38,8 Prozent. Also ein Minus von 15,8 Prozentpunkten. Ganz bitter war es am Sonntag an den Urnen der Stadt Kirn: Hier wurden von der SPD gerade einmal 16,3 Prozent erreicht – bei der Kommunalwahl 2024 waren es noch 29,8 Prozent, bei der Bundestagswahl 2021 noch 35 Prozent.
Die FDP musste ein ebenso bitteres Ergebnis akzeptieren: 2021 kam sie noch auf 10,1 Prozent, die Liberalen schrumpften nun auf 4,1 Prozent. Die Christdemokraten hingegen kamen auf mehr Stimmenanteile, sie liegen nun bei 25,8 Prozent, 2021 waren es nur 20,2 Prozent.
Bruschied mit höchstem AfD-Wert nach Kirn
21 Dörfer gibt es in der Verbandsgemeinde Kirner Land. Bislang galt Weitersborn immer als AfD-„Hochburg“. Das hat sich nun erledigt, es gibt Dörfer, wo die AfD noch stärker ist: In Weitersborn waren es 37,6 Prozent der Urnenwähler, das wird nun getoppt von Bruschied (38,9 Prozent), Kirn (40,5 Prozent) und Meckenbach (38,4 Prozent). In insgesamt neun Kommunen steht die AfD ganz oben, ist also stärkste Partei, und zwar neben den oben genannten noch in Hennweiler (29,7 Prozent), Simmertal (33,8 Prozent), Hochstetten-Dhaun (28,5 Prozent), Limbach 24,7 Prozent), Hahnenbach (29,8 Prozent) und Otzweiler (34,2 Prozent).
Höhere Steuern, mehr Personal, sinkende Einnahmen
Ein Blick in den 2025er-Haushalt der Verbandsgemeinde Kirner Land, und schon hat man die Erklärung auf den Tisch, warum die AfD durchgestartet ist. Die Mietern und Hauseigentümern in Rechnung gestellte Grundsteuer B steigt im Kirner Land um 12,2 Prozentpunkte von 2,36 auf 2,65 Millionen Euro. Die Personalkosten der Verwaltung steigen von 7,5 auf 8,1 Millionen Euro. Der Anteil an der Einkommensteuer jedoch sinkt um 0,76 Prozentpunkte von 7,33 auf 7,28 Millionen Euro, die Gewerbesteuer sinkt um 31,5 Prozentpunkte von 5,6 auf 3,8 Millionen Euro. Klar ausgedrückt: Es geht ans Portemonnaie, da wird der Bürger „giftig“... Hinzu kamen Debatten um steigende Abwasserpreise sowie um Vandalismus und Sicherheitsdefizite.