Grundsteuererhöhung, Bettensteuer, höhere Parkgebühren, höhere Eintrittspreise in den Kreuznacher Bädern und ein dauerhafter jährlichen Zuschuss von 1 Million Euro von der Stadt: So sieht der Plan der BGK (Gesellschaft für Beteiligungen und Parken Bad Kreuznach mbH), der die Bad-Gesellschaft zu 100 Prozent gehört, aus, um von dem Millionendefizit wegzukommen und die Bäder Salinenbad, Crucenia Thermen und Bäderhaus zu retten. Doch die Stadt muss selbst sparen. Wie also die zusätzliche Million gegenfinanzieren?

Eine Idee ist auch, den Verlustausgleich an die städtische Gesellschaft für Gesundheit und Tourismus durch Angebotsreduzierung bei den Gradierwerken zu mindern. Die Rede soll von 200.0000 Euro sein. 1,9 Millionen Euro erhält die GuT jährlich von der Stadt. Das Budget ist seit 2012 „gedeckelt“. Allein 600.000 bis 700.000 Euro davon gehen jährlich für die Unterhaltung der Salinen drauf, vor allem für die Bedornung.
Der „Ewigkeitsbeschluss“ von 2010
Was hätten weniger Mittel für Folgen? So einzigartig das größte Freiluftinhalatorium Europas im Salinental ist, die Gradierwerke sind auch wahre Kostentreiber, und direkte Einnahmen lassen sich damit kaum erzielen. Diskussionen um eine Verkürzung der Gesamtlänge der Salinenanlage gab es schon öfters. Die Idee ist keineswegs neu und wurde nicht nur aus Kostengründen vorgeschlagen. So ist im Masterplan Salinental von 2010 die Rede von einer „Verriegelung durch die Gradierwerke“, verbunden mit der Forderung, „Öffnungen zu schaffen“. Ein Vorschlag, den auch GuT-Geschäftsführer Michael Vesper damals begrüßte. Das Ganze führte 2010 aber im Gegenteil zum „Ewigkeitsbeschluss“ des Stadtrats, wonach die Salinen mit allen einzelnen Bestandteilen in ihrem bisherigen Umfang erhalten bleiben müssen.

„Unsere Meinung ist, dass wir den Bestand um ein Drittel reduzieren können, ohne der Attraktivität zu schaden.“
GuT-Chef Michael Vesper
„Danach haben wir uns auch gerichtet“, so Vesper. „Unsere Meinung ist aber die, dass wir den Bestand um ein Drittel reduzieren können, ohne der Attraktivität zu schaden“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Für ihn sind die Salinen 2, 3 und 4 das unverzichtbare Herzstück der Anlage. Wenn es um eine Verkürzung oder Stilllegung geht, kommen zunächst nur das etwas abseits stehende Gradierwerk 5 hinter den Sportanlagen und das Gradierwerk 6, das von der Bundesstraße hinunter zum Eingang des Stadions Salinental führt, infrage. Natürlich stelle sich diese Frage nicht, weil man die Gradierwerke verkürzen wolle, sondern vor dem Hintergrund der Haushaltslage der Stadt, macht er deutlich.
Gradierwerk 3 verkürzen
„Wir schlagen auch vor, das Gradierwerk drei am Schwimmbad „deutlich zu verkürzen“ – von 250 Meter auf 170 Meter, und zwar von der Flussseite her. Vesper weiß: „Was ich mir als sinnvoll vorstellen kann, weicht total von dem ab, was der Stadtrat beschlossen hat und was wahrscheinlich auch viele Bürger wollen.“ Die Überlegungen seien nur seine persönliche Einschätzung, betont er, wehrt sich aber zugleich gegen Unterstellungen wie, das wäre eine „undifferenzierte Abrissmentalität“. „Das stimmt überhaupt nicht“, stellt Vesper klar. Es gehe zunächst einmal darum, die Mittel, die man noch habe, dort einzusetzen, um die Anlage attraktiv zu halten. „Mir geht es darum: Wenn wir ein Kostenproblem haben – dann müssen wir einen pragmatischen Weg versuchen, um möglichst viel von der Attraktivität davon zu erhalten und trotzdem die Kosten zu reduzieren.“
Hohe Kosten für neue Bedornung
80 Meter Saline neu zu bedornen, kostet 317.000 Euro. 2,6 Kilometer müssen bedornt werden. Pro laufenden Meter mit einer Höhe von acht Metern rechnet die GuT mit 4000 Euro. Ergibt 10,4 Millionen Euro. Diese Kosten fallen im Zyklus von 15 Jahren beständig immer wieder an. Jedes Jahr sind dies etwa 600.000 bis 700.000 Euro pro Jahr. „Das heißt, man kann nur dann sparen, wenn man die Fläche, die zu unterhalten ist, reduziert“ so Vesper: Wenn man im Bestand um ein Drittel runter geht, kommt man auf 400.000 bis 450.000 Euro.
Gradierwerk 2 ist von ein paar Jahren für 2 Millionen Euro saniert und neu bedornt worden. Die aktuellen Sanierungsfälle sind die Gradierwerke 3 und 4. 4 will man im nächsten Jahr abschließen. Da könnte man eine Kürzung der Mittel verkraften, glaubt Vesper. Treffen würde dies dann wohl Gradierwerk 3: Für die Sanierung der Betonwanne und die neue Bedornung müssten 2027 Gelder eingestellt werden.
Schon mit Denkmalschutz gesprochen
Da die Salinen als Ensemble unter Denkmalschutz steht, hat Vesper bereits mit der Denkmalschutzbehörde Kontakt aufgenommen und sondiert. Laut Vesper habe diese keine Einwände, wenn das Gradierwerk 3 am Freibad von der Flussseite her verkürzt werden und technisch erneuert würde, wären sie einverstanden. Eine Art „Erfolgsversprechen“, so Vesper, um einen solchen Antrag bei der Denkmalpflege zu stellen. Darüber müsste dann die Politik, Aufsichtsrat und Stadtrat, entscheiden.
Es gehe aber nicht nur darum, Gradierwerk 3 zu verkürzen, sondern auch darum, die Betonwanne zu sanieren und die Galerie so umzubauen, dass sie barrierefrei zugänglich ist. Um Fördergelder vom Land zu bekommen, müsse man es so umbauen, dass es einen Mehrwert bringe, die Anlage aufgewertet werde. Dazu zähle auch der Einbau von Zerstäubern. „Sie soll einen ganz anderen Erlebnischarakter bekommen.“ Die Gesamtkosten beziffert Vesper auf 2 Millionen plus X.

Bedenken habe die Behörde beim Gradierwerk 5 – allerdings deshalb, weil es eine Raumkante darstelle. Es ist eine Argumentation vergleichbar mit der Saline Ost am Bad Münsterer Kurpark. Das Gradierwerk 6 steht wegen seines Bruchsteinmauersockels aus dem 18. Jahrhundert zusätzlich als Einzelbauwerk unter Denkmalschutz. Vesper schlägt deshalb vor, das Gradierwerk als Bauwerk, als Industriedenkmal, zu erhalten, aber nicht mehr in der Funktion als Saline zu betreiben.

Für das Gradierwerk 5 würde sich vielleicht eine interessante Variante anbieten, die in der Machbarkeitsstudie zur dann wieder zurückgezogenen Bewerbung der Stadt um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2032 zu finden ist, nämlich es als Saline stillzulegen, das Bauwerk aber als Kletterwand zu nutzen. Die Raumkante bliebe erhalten, und dabei könnten auch Einnahmen generiert werden.
Effekt aufs Stadtklima wird untersucht
Wie wichtig sind die Gradierwerke im Salinental eigentlich für das Stadtklima angesichts des Klimawandels mit immer mehr Hitzetagen? Würd bei einem Rückbau der Kühlungseffekt eventuell gemindert. Bislang wurde dieser Effekt immer nur „gefühlt“, sagt Vesper. Deshalb ist jetzt ein Institut beauftragt, ein Start-up-Unternehmen aus der Uni Leipzig heraus, dass dies im Sommer untersuchen wird – sowohl hinsichtlich des Wohlfühlempfindens als auch des Einflusses auf den Luftzug. hg