Gotteshaus in Niederhausen
Dach der Mechthildiskirche wird bis 2026 saniert
Die evangelische Kirche Niederhausen vereint Stile von der Romanik und der Spätgotik. Öffnet man wie bei einem Schatzkästlein ihre Türen erblickt man ihren eigentlichen Schatz, die Wandmalereien.
Nürnberg Josef. Josef Nürnberg

Auf eine Reise durch die Jahrhunderte können sich Besucher der Mechthildiskirche in Niederhausen begeben – auch wenn viele der Wandmalereien im Laufe der langen Zeit gelitten haben. Das Gotteshaus wird saniert.

Bis 2026 soll das Dach der Mechthildiskirche saniert werden, danach ist die Restaurierung der Wandmalereien geplant. Erst 1940 wiederentdeckt, stellt insbesondere der spätgotische Barbarazyklus in der mit einem Sterngewölbe gewölbten Turmkapelle einen ganz besonderen Schatz dar. Jahrhunderte lang übertüncht, wirken sich seit der Freilegung der Malereien Licht und Schatten auf die Malereien aus. Erwin Pleitz kann sich noch gut erinnern, dass die nördliche Figur am Triumphbogen in seiner Kindheit viel deutlicher erkennbar war. Da auf der gegenüberliegenden Seite Petrus identifizierbar ist, ist davon auszugehen, dass es sich bei besagter Person um den Völkerapostel Paulus handelt.

Zwei Szenen aus der Kindheitsgeschichre Jesus. Die Anbetung des Christkindes durch die Weisen (links) und die Darstellung Jesus im Tempel 40 Tage nach seiner Geburt.
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Auch wenn die spätromanischen Wandmalereien im Laufe der Jahrhunderte gelitten haben – die Wände erhielten größere Fensterdurchbrüche, eine Empore wurde eingebaut – bewahrt die Mechthildiskirche einen großen, wenn auch nur rudimentär erhaltenen romanischen Freskenzyklus in ihrem Langhaus. Der Besuch der Kirche lohnt allemal. Insbesondere die Wandmalereien im Langhaus erzählen vom Heilshandeln Gottes durch Jesus Christus. An der Nordwand des Langhauses wird dieses Handeln gleich mehrmals deutlich. So erkennt der Besucher die Anbetung des Christkindes durch die Weisen. Der mittelalterliche Pilger wusste noch, dass das Fest der Erscheinung (Epiphanie) mindestens so hochrangig wie Weihnachten ist – tritt doch Christus durch die Begegnung mit den Magiern hinein in die Welt.

Der Heilige Nikolaus zieht ein Schiff in den sicheren Hafen. Nikolaus galt während des ganzen Mittelalters als Helfer in vielen Notlagen. Kinder sollten ihn sich gut merken, brachte doch er am 6. Dezember bis zur Reformation die Geschenke und nicht erst das Christkind.
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Ebenfalls zur Kindheitsgeschichte gehört das Fest Darstellung des Herrn (2. Februar), das dem Tag der Weihe des Erstgeborenen an Gott gilt. Hier erscheint das Jesuskind dem greisen Simon. Die Begegnung mit dem Gottessohn hat seinen Höhepunkt mit Simons „Nunc Dimitis“, der nun, nachdem er den verheißenen Messias sehen durfte, nach Gottes Verheißung sterben kann. Maria im Hintergrund hält eine Kerze – möglicherweise ein Zeichen dafür, dass an Maria Lichtmess, wie das Fest landläufig heißt, die Kerzen für das Kirchenjahr gesegnet wurden.

In der Turmkapelle hat sich das Stifterpaar des Barbarazyklus, Peter und Anna Lembach, klein neben der Gottesmutter und dem Apostel Johannes unter dem Kreuz Christi verewigt. Sicher aus gutem Grund: Hofften doch die frommen Stifter auf Messstiftungen und Gebete der Kirchenbesucher.
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Gut identifizierbar unter den Wandmalereien der Nordwand sind zudem das Abendmahl und der Heilige Nikolaus, der mit seinem Bischofsstab ein Schiff in den sicheren Hafen zieht. Auf der Südwand ist der Erzengel Michael dargestellt, wie er den Drachen besiegt. Besser als die Wandmalereien der Zeit zwischen 1175 und 1225 im Langhaus hat sich der spätgotische Barbarazyklus im Turmuntergeschoss erhalten. Er deutet auf den Quecksilberabbau am Lemberg hin, ist Barbara doch die Schutzheilige der Bergleute.

300 Jahre Entwicklung der Malerei von der Romanik hin zur Spätgotik werden nicht zuletzt durch die Gewölbemalerei deutlich, die Weinranken, Trauben oder Vögel zeigen. Alles Dinge, die in der Zeit der Ausmalung in Niederhausen vorkamen, bei deren Anblick der mittelalterliche Mensch sicher auch das Paradies erblickte.
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Als Wallfahrtskirche zur heiligen Mechthildis war die Kirche reich ausgestattet. Doch in Folge der Reformation änderte sich das grundlegend. Das bedeutete letztlich nicht nur den Verlust der Kirchenausstattung, gegen den man sich in Niederhausen bis nach 1669 wehrte, sondern auch ein Einnahmeverlust. Brach doch im 16. Jahrhundert der Pilgerstrom ab. Noch heute erkennt man am Unterbau des Altares (Stipes) Vertiefungen, wo der Schrein eines Flügelaltares befestigt war.

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