Frau Link, ziehen Sie sich trotz Lockdown noch mit genauso viel Sorgfalt an wie vor der Corona-Zeit?
(lacht) Ich ziehe mich tatsächlich so an wie vor der Pandemie, aber es kommt schon darauf an, welche Termine ich habe. Wenn ich nur allein zu Hause bin, kleide ich mich lässiger als bei einem Termin zur Zoom-Konferenz.
Wie schafft man es, nicht völlig zu verwahrlosen?
Man muss ja nicht im Abendkleid im Homeoffice sitzen. Aber man sollte sich schon so anziehen, dass man sich selbst wohlfühlt. Man kann ja darauf achten, dass die Materialien, die man trägt, bequem sind, zum Beispiel eine Jeans mit Elasthananteil.
Kann man zur Zoomkonferenz seine üblichen Businesskleider tragen oder wirkt auf dem Bildschirm alles anders als in der Realität?
Manche Outfits, die im normalen Leben super sind, funktionieren online einfach nicht. Auf dem Bildschirm wirken manche Muster und Farben anders. Kleinere Muster können verschwimmen, großflächige Muster sind da besser oder unifarbene Stoffe. Auch kontrastreiche Farben wie etwa Weiß und Blau sind gut.
Was ist mit dem Make-up?
Der Bildschirm macht unsere Gesichtshaut ein wenig rötlicher, gleichzeitig aber auch ein wenig fahler. Es kann sein, dass das normale Tages-Make-up da nicht so richtig wirkt. Da kann man die Augenbrauen ein wenig nachziehen oder einen Lippenstift benutzen, der ein wenig kräftiger ist als die natürliche Lippenfarbe.
Haben Sie auch ein paar Tipps für Brillenträger?
Manche tragen ja Brillen, die UV-Strahlen reflektieren. Das Problem ist, dass die am Bildschirm blau spiegeln. Für die Zoom-Konferenz könnte man dann zur Gleitsicht- oder Alltagsbrille wechseln. Es ist ja am Bildschirm sowieso schon schwierig, Gestik und Mimik des Gegenübers wahrzunehmen, weil der Bildschirm oft klein ist und weil man die Hände nicht sieht. Deswegen ist es schön, wenn man wenigstens die Augen gut erkennen kann.
Denken Sie, der lokale Einzelhandel hat nach der Pandemie noch eine Chance, oder wird sich das Onlineshopping endgültig durchsetzen?
Ich glaube, aktuell wird zwar mehr online gekauft, aber insgesamt weniger. Der lokale Einzelhandel hat auf jeden Fall eine Chance. Dem Kunden geht es ja darum, vor Ort ein Erlebnis zu haben. Ich hoffe, dass die Händler die Zeit genutzt haben, um ihr Personal zu schulen, Konzepte zu überarbeiten oder ihre Läden zu renovieren. Im Gegensatz zum Onlineshopping ist im stationären Einzelhandel die persönliche Beratung der große Vorteil. Ich würde alles Personal, das vorhanden ist, in die Fläche zu den Kunden schicken. Ich finde Selbstbedienungskassen von daher sinnvoll. Dann kann der Verkäufer, der normalerweise an der Kasse steht, sein Potenzial in die Beratung stecken.
Viele Menschen nutzen die Zeit zu Hause, um auszumisten, und stellen möglicherweise fest, dass sie doch mehr Kleidung besitzen, als sie dachten. Wie schätzen Sie das Kaufverhalten der Menschen in der jetzigen und in der Zeit nach Corona ein? Geht der Trend womöglich zum Minimalismus?
Bei meinen Kunden beobachte ich, dass sie vermehrt den Kleiderschrank durchgehen und feststellen, dass sie einige schöne Einzelstücke haben, die ihnen aber nicht stehen oder die nicht mehr zur Lebenssituation passen. Viele wollen deshalb inzwischen lieber Klasse statt Masse und Fehlkäufe vermeiden. Den Trend zum bewussteren Einkaufen gibt es schon länger. Aber ich denke, dass Corona ihn beschleunigt hat.
Die Fragen stellte Silke Bauer