Nachfrage nach der vierten Impfung ist gering: Hausärzte decken Versorgung ab
Corona auch in Bad Kreuznach auf dem Rückzug? Für den vierten Piks muss man nicht mehr anstehen
Das Impfzentrum am Bad Kreuznacher Bahnhof war in den Tagen nach der Eröffnung sehr gut besucht. Inzwischen haben sich aber viele ältere Menschen bereits eine Booster-Auffrischung abgeholt oder waren bei ihrem Hausarzt. Jüngere nutzen die vierte Impfung deutlich seltener. Foto: Cordula Kabasch
Cordula Kabasch

Ist Corona im Kreis Bad Kreuznach auf dem Rückzug? Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in der Region seit Wochen mit etwa 300 vergleichsweise niedrig, und auch die Nachfrage nach den neuen angepassten Impfstoffen ist gering.

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Dem gegenüber meldet das St.-Marienwörth-Krankenhaus, dass wieder mehr Patienten mit dem Coronavirus behandelt werden. Auf die Intensivstation müssen aber nur noch sehr wenige Kranke verlegt werden. Das Diakonie-Krankenhaus spricht daher auch von „einer Entspannung der pandemischen Lage“.

Die Türen des Impfzentrums am Europaplatz am Montagmorgen stehen offen, eine ältere Frau kommt heraus. Wer einen Blick in das Gebäude wirft, sieht, dass Anstellen nicht mehr nötig ist: Der Raum ist fast leer, Schlangen wie am Eröffnungstag des Impfzentrums bilden sich längst nicht mehr. Die Impfstelle vor dem Bahnhof im ehemaligen Sparkassengebäude ist stundenweise an drei Tagen in der Woche geöffnet, und die Betreiber überlegen mittlerweile, wie lange das noch so bleiben soll.

Impfstelle kaum besucht

„Vergangenes Jahr war im Dezember die Hochphase des Impfens“, erinnert sich Unternehmer David Noack aus Weinsheim, der zusammen mit dem Bad Kreuznacher Arzt Felix Mahfoud das Impf- und Testzentrum betreibt. Zuvor unterhielten die beiden bereits Impfstellen in der Kreuzstraße, in Bad Sobernheim und Mainz.

Damals hatten er und Mahfoud in Bad Kreuznach jeden Tag geöffnet. Das ist nicht mehr nötig: Nachgefragt wird der neue angepasste Impfstoff hauptsächlich von Menschen über 60 Jahre, die sich die vierte Impfung abholen, manche auch die fünfte. „Wir wollen noch bis Ende Dezember weitermachen, wenn es die Nachfrage hergibt“, sagt Noack. Geplant war ursprünglich, bis Ende Januar am Europaplatz zu impfen. Doch möglicherweise ist mangels Nachfrage schon vorher Schluss.

Kaum anders sieht es an den Haltestellen des Impfbusses aus, den die Kreisverwaltung im November dreimal losschickt. Im Bus sind Spontanimpfungen (Erst-, Zweit- oder Boosterimpfungen) ohne Termin möglich, im Impfzentrum kann man einen Termin vereinbaren, muss es aber nicht. „Als wir am vergangenen Sonntag in Stromberg waren, haben wir 78 Impfungen in fünf Stunden verabreicht“, erklärt Benjamin Hilger, Pressesprecher der Kreisverwaltung.

Im vergangenen Jahr hat man hingegen an einem Tag bis zu 1000 Impfungen geschafft. „Der Bedarf ist nicht mehr da, die Hausärzte können die Nachfrage gut bedienen“, stellt auch Hilger fest. Daher kommt der Impfbus im Dezember nur noch zweimal, und ob er im Januar anrollt, ist fraglich.

Infektionen sind meist Zufallstreffer

Während in der Bevölkerung das Virus zurzeit offenbar nach und nach aus dem Bewusstsein verschwindet und Hygienemaßnahmen auf ein Minimum zurückgefahren sind, ist Corona in den Kreuznacher Krankenhäusern noch aktuell. Meistens seien Corona-Infektionen Zufallstreffer beim üblichen Aufnahmescreening, da die Patienten asymptomatisch sind oder nur geringfügige Symptome haben. Sie würden mit und nicht wegen einer Infektion ins Krankenhaus kommen, sagt Sandra Beck, eine der Diakonie-Sprecherinnen.

Wie vom RKI vorgeschrieben, werden die Patienten bei einer Corona-Infektion isoliert, was für die Krankenhäuser einen erhöhten Aufwand an Hygiene und Behandlung bedeutet. Meist verlaufen die Infektionen inzwischen mild. Intensivpflichtige Patienten sehe man nur noch vereinzelt, heißt es aus den beiden Hospitälern. Die medikamentöse Behandlung habe sich seit Pandemiebeginn „deutlich verbessert“.

„Durch Corona selbst haben wir aufgrund der durchzuführenden Isolationen insgesamt weniger Betten zur Verfügung“, sagt Dr. Matthias Bussmann, medizinischer Vorstand des Marienwörth. Dass es bei der Bettenbelegung zu Engpässen kommt, sei aber schon seit Monaten so und unabhängig von Corona. „Der Bedarf an stationärer Behandlung ist hoch und zusätzlich werden Notfallpatienten über den Rettungsdienst gebracht“, erläutert Bussmann. Zeitweise müssen dann sehr viele Patienten in den Notaufnahmen versorgt werden.

Ausfälle beim Personal wegen Grippe, Corona oder anderen Krankheiten könnten nicht immer schnell kompensiert werden. „Darüber hinaus kommen wir stellenweise auch an räumliche Kapazitätsgrenzen.“ Operationen und notwendige Behandlungen seien dadurch aber nicht gefährdet und könnten zeitnah durchgeführt werden.

Behandlungsdauer ist gesunken

Das meldet auch die Diakonie. Trotz Ausfällen wegen Krankheiten beim medizinischen und pflegerischen Personal sei die Situation noch beherrschbar: „Dringliche Operationen und Notfälle werden natürlich durchgeführt und auch planbare Eingriffen sind weiterhin möglich“, sagt Sandra Beck. Da die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten der Covid-Infektion deutlich besser und die Verläufe nicht mehr so dramatisch sind wie zu Beginn der Pandemie, sei auch die Behandlungsdauer der Corona-Patienten auf der Normalstation kürzer. „Allerdings gibt es immer noch ungeimpfte Patienten mit schweren Verläufen“, so Beck.

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