Das "soziale Gewissen der Kreuznacher SPD" war in vielen Bereichen engagiert
Christel Demmer verstorben: Das „soziale Gewissen der Kreuznacher SPD“ war in vielen Bereichen engagiert
Christel Demmer ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Foto: Günter Bauer/ Archiv Oeffentlicher Anzeiger
Oeffentlicher Anzeiger

Christel Demmer ist tot. Die SPD-Politikerin starb bereits am 8. September im Alter von 82 Jahren. Nur wenige Tage zuvor war ihr Mann Helmut verstorben.

Christel Demmer stammte aus dem Oberbergischen Land und kam 1977 an die Nahe. Die Lehrerin arbeitete an der Hauptschule Ringstraße, war dort auch zehn Jahre lang Personalratsvorsitzende. 18 Jahre lang gehörte sie dem Stadtrat an, bevor sie 2007 vorzeitig, vor dem Ende der Wahlperiode, aus privaten Gründen ausschied. Sie war auch stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion.

1991 wurde sie als erste Frau Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes. Das Amt hatte sie bis 1997 inne. Für Carsten Pörksen war sie „über viele Jahre das soziale Gewissen der SPD in Bad Kreuznach“. Ihr Engagement in der Telefonseelsorge, bei der Einrichtung eines Frauenhauses in Bad Kreuznach, der ersten hauptamtlichen Frauenbeauftragten in Rheinland-Pfalz, in der Hospizarbeit und vielem mehr sind Beleg dafür.

Als überzeugte Hauptschullehrerin kannte die zweifache Mutter die Sorgen gerade der Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Ihnen zu helfen mit Rat und Tat, das war ihr gemeinsam mit ihrem Ehemann ein großes Bedürfnis. Auch die Kulturarbeit in der Stadt war ihr wichtig: Alle Versuche, die Förderung einzuschränken, stießen bei ihr auf harten Widerstand. So half sie mit, das Museum für Puppentheaterkultur einzurichten – damals gegen erhebliche Widerstände.

Eine geduldige Menschenkennerin

Die frühere Kulturdezernentin Helga Baumann erinnert sich: „Als gute Menschenkennerin konnte sie sehr geduldig sein, sich einfühlen und fand die richtigen Worte. Auch war sie eine liebevolle Trösterin, was ihr auch in vielen anderen Bereichen großes Vertrauen und Dankbarkeit gebracht hat.“ Das gelte vor allem für ihren Einsatz bei der Einrichtung des Frauenhauses 1990. „In Bad Kreuznach gab es damals eine große Solidarität bei den unterschiedlichsten Frauen – alle zogen an einem Strang. Eine schöne Zeit ... Christel Demmer war von Anfang an dabei und eine kluge Fürsprecherin für diese Schutzeinrichtung, die erste in der Sozialgeschichte der Stadt.“

2014 wurde sie für ihr beispielhaftes, ehrenamtliches soziales Engagement mit dem Sozialpreis der Hans-und-Ilse-Staab-Stiftung ausgezeichnet. „Die Arbeit im Hospiz hat mein Leben bereichert. Ich komme mir immer wieder selbst auf die Spur“, erklärte sie damals selbst, was ihr diese Arbeit bedeutet hat. „Sich in dieser Phase die Zeit zu nehmen, für jemanden da zu sein, auch das bedeutet, die Würde bis zuletzt zu wahren.“

Ihr Ehemann hat als Leiter des Predigerseminars dazu beigetragen, dass viele evangelische Theologen die Stadt kennenlernten, die beiden zur Heimat geworden ist. Nach seinem Ausscheiden engagierte sich Helmut Demmer beim Aufbau der christlich-jüdischen Gesellschaft, deren Vorsitz er einige Jahre inne hatte. Pörksen: „Mit ihrem Tod verliert die SPD, aber auch die Stadt zwei sehr verdiente Mitbürger.“

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