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Oeffentlicher Anzeiger
Chinesen haben jetzt bei Kran-Wilbert das Sagen

Es bewegt sich was bei Kran-Wilbert, dessen Slogan "Heben und Bewegen" lautet. Foto: Josef Nürnberg

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Bad Kreuznach/Stromberg - Die insolvente Wilbert-Unternehmensgruppe mit Sitz in Waldlaubersheim und Stromberg wird von einem chinesischen Investor übernommen und kann weiterhin Kräne herstellen, montieren und vermarkten.

Aktualisiert am 05. März 2014 07:34 Uhr

Bad Kreuznach/Stromberg – Die insolvente Wilbert-Unternehmensgruppe mit Sitz in Waldlaubersheim und Stromberg wird von einem chinesischen Investor übernommen und kann weiterhin Kräne herstellen, montieren und vermarkten.

Die Asiaten erhielten am Freitag den Zuschlag der Gläubigerversammlung, die in Bad Kreuznach tagte. Insolvenzverwalter Martin Lambrecht (Düsseldorf) bestätigte das gestern und ergänzte: „Am 1. März können sie loslegen.“

Über die Höhe der Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart. Wie der Insolvenzverwalter weiter informierte, beinhaltet die ausgehandelte Sanierungslösung den Erhalt sämtlicher 66 Arbeitsplätze. Alle Beschäftigungsverhältnisse gehen auf den neuen Eigentümer über. Außerdem wird Geschäftsführer Franz-Rudolf Wilbert im operativen Tagesgeschäft verantwortlich bleiben. „Darauf haben die Investoren großen Wert gelegt“, erklärte Lambrecht.

Ein zweiter Kaufinteressent aus dem Saarland hatte zuletzt kein Angebot mehr abgegeben. Somit gab es zu der chinesischen Offerte keine Alternative, was unter anderem von der Sparkasse Rhein-Nahe, die zu dem Bankenkonsortium zählt, das die Wilbert-Geschäfte finanzierte, bedauert wird.

In einer Presseerklärung der Sparkasse heißt es wörtlich: „Die von uns favorisierte regionale Lösung, die den langfristigen Erhalt der Betriebsstätte und der Arbeitsplätze erwarten lassen konnte, wurde von dem Kaufinteressierten leider zurückgezogen. Wir hoffen, dass die vom Insolvenzverwalter angedachte langfristige Lösung auch tatsächlich zum Erfolg führt. Die Gläubigerbanken standen während des gesamten Verfahrens den Gesprächen offen und konstruktiv gegenüber. Die Federführung und Entscheidungsvorbereitung über den Verkauf lag allerdings beim Insolvenzverwalter.“

Dass es sich bei den Chinesen, die dem Automobilzuliefererumfeld zuzuordnen sind, um „Heuschrecken“ handeln könnte, die scharf auf schnelle Rendite, das Know-how und die Betriebssoftware sind, stellte Lambrecht in Abrede. „Das sind Strategen. Die kaufen nicht nur die drei Geschäftsbetriebe, sondern auch die Anlagen und das Produktionsgelände“, versicherte er. Dabei soll es sich jedoch, laut einer anderen Quelle, um einen Grundstücksübertrag handeln, was hier einem Gläubigerwechsel entspricht.

Auf Nachfrage nahm Lambrecht noch Stellung zu den Anschuldigungen von Mario Hoffie, einem privaten Ermittler in der Wirtschaftsbranche, der behauptet, dass Wilbert in dubiose Geschäfte verwickelt sei, etwa über die Firma Cemit in Mandel, die von der Wilbert-Angestellten Stefanie Koob geleitet wird. „Das hat dem Unternehmen geschadet und den Sanierungsprozess belastet“, so Lambrecht. Was Cemit angehe, werde der Sachverhalt im Nachgang ordentlich ermittelt. „Das wird geklärt. Kräne wurden nicht veruntreut.“

Das kritisierte Russlandgeschäft, unter anderem mit der Olympiastadt Sotschi, verteidigt Lambrecht ebenfalls. Nach seiner Schilderung ist es ordentlich angelaufen, ehe die Mietraten ins Stocken gerieten. Unglücklich sei lediglich die ungenügende Absicherung des Geschäfts gewesen. Von Doppelfinanzierung, fehlenden Kranteilen oder anderen Missständen könne jedenfalls keine Rede sein. Lambrecht legt Wert darauf, dass dieses Urteil nicht allein von ihm stammt. Vier Leasinggesellschaften hätten unabhängig voneinander nach umfassender Überprüfung ebenfalls diese Einschätzung abgegeben.

Gustl Stumpf

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