Die Wahl in der VG Nahe-Glan
CDU und SPD verweisen AfD auf Platz drei
In der in der Vergangenheit oft rot dominierten Verbandsgemeinde Nahe-Glan hat sich CDU-Kandidatin Julia Klöckner einen hauchdünnen Vorsprung vor SPD-Kontrahent Joe Weingarten erkämpft.
Silke Jungbluth-Sepp

In der Verbandsgemeinde Nahe-Glan gibt es einige blaue Flecken, aber Union und SPD schaffen es, die AfD auf Platz drei zu verweisen. Urnenwähler machen beide Städte und elf Dörfer zu Hochburgen der Rechtspartei.

Genau 19.359 Wahlberechtigte durften in der Verbandsgemeinde (VG) Nahe-Glan bei der Bundestagswahl ihr Kreuz machen. 16.112 (83,2 Prozent) haben es tatsächlich getan, was an Nahe und Glan ein Spitzenwert ist – und die Ampel ebenso abgestraft wie der Rest der Republik. Allerdings verdrängen CDU und SPD  die AfD mit leichtem Abstand auf den dritten Platz – anders als kreisweit und bundesweit.

Die CDU liegt bei den Zweitstimmen mit 28,4 Prozent deutlich vor der SPD (23,4 Prozent). Trotz ihres bundesweiten Niedergangs haben die Sozialdemokraten damit aber unter den VGs im Kreis immer noch die Nase leicht vorn, knapp gefolgt von den Kirner VG-Nachbarn (23 Prozent). Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Scholz-Partei an Nahe und Glan heftig Federn gelassen hat, und im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 um 13 Prozentpunkte absackt. Die Christdemokraten legen dagegen um 6,1 Punkte zu.

FDP als zweiter großer Wahlverlierer

Die Grünen kommen auf 8,3 Prozent (2021: 9,5), die Linke auf 5,7 Prozent (2021: 3,4), das BSW auf 4,5 Prozent und der zweite große Wahlverlierer FDP rauscht ungebremst auf 3,9 Prozent der Stimmen hinab. 2021 hatten die Liberalen noch 10,1 der Nahe-Glan-Wähler überzeugt.

Die AfD knüpft an den Bundestrend an und kann ihre Stimmenzahl mehr als verdoppeln. Sie kommt auf 20,9 Prozent, ein Plus von 11,3 Prozentpunkten. Bemerkenswert daran ist die Tatsache, dass die AfD in der Kommunalpolitik zwischen Bad Sobernheim und Meisenheim keinerlei Rolle spielt. Sie war bei der Kommunalwahl im Juni in keiner Ortsgemeinde, keiner der beiden Städte und auch nicht im Verbandsgemeinderat angetreten – und hatte es bei der parallel stattfindenden Europawahl trotzdem auf 15,4 Prozent gebracht.

„Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse der AfD in der Verbandsgemeinde, dass keiner persönlichen Kontakt zu ihr hat. Wenn die Bürger ihn hätten, käme die Partei wahrscheinlich nicht auf eine solche Größe.“
Bad Sobernheimer Stadtbeigeordnete Bernd Krisczek (CDU)

„Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse der AfD in der Verbandsgemeinde, dass keiner persönlichen Kontakt zu ihr hat. Wenn die Bürger ihn hätten, käme die Partei wahrscheinlich nicht auf eine solche Größe“, ist der Christdemokrat und Bad Sobernheimer Stadtbeigeordnete Bernd Krisczek überzeugt.

Eine AfD-Hochburg war schon bei der Europawahl im Juni die Stadt Bad Sobernheim mit einem AfD-Anteil von 25,2 Prozent, wobei Briefwähler bei diesem Wert nicht mit erfasst sind. Am Sonntag votierten bei den Zweitstimmen an den Urnen nun sogar 27,6 Prozent der Sobernheimer für die Blauen, gefolgt von CDU (23,3 Prozent) und SPD (19,6 Prozent). Auch hier sind die Briefwahlstimmen nicht mit erfasst, da sie VG-weit zusammengefasst und zentral im Kaisersaal der Felkestadt ausgezählt wurden. 37,9 Prozent der Wahlberechtigten hatten sich diesmal für die Briefwahl entschieden.

Interessant: Bei den Erststimmen votieren 27,5 Prozent der Sobernheimer für die SPD, also Joe Weingarten. AfD-Kandidatin Nicole Höchst bekommt 26,7 Prozent, Julia Klöckner (CDU) 25,9 Prozent.

2021 war SPD stärkste Kraft in der Felkestadt

Bei der Bundestagswahl vor dreieinhalb Jahren sah die Welt in der Felkestadt noch anders aus. Damals war die SPD stärkste Kraft mit 29,4 Prozent, gefolgt von CDU mit 21,1 und AfD mit 14 Prozent. Stadtbürgermeister Roland Ruegenberg (Wählergruppe Ruegenberg), kommentiert den Aufstieg der rechten Partei in der Stadt kurz und bündig mit: „Mir wird übel“.

Aufwind hat die Partei auch in Meisenheim. Hier holt sie an den Urnen 29,9 Prozent der Zweitstimmen (2021: 17,7) – allerdings hatten dort nur 35,3 Prozent der Wähler überhaupt ihr Kreuzchen gemacht, das ist der niedrigste Wert in der VG. Die CDU landet in Meisenheim bei 23,7 Prozent, die SPD bei 18,4.

Stark vertreten ist das AfD-Blau auch in kleineren Orten: In Langenthal (37,3 Prozent), Monzingen (34,6 Prozent), Abtweiler (34,5 Prozent), Schweinschied (33,8 Prozent), Raumbach (32,2 Prozent), Winterburg (31,9 Prozent), Löllbach (30,4 Prozent), Desloch (29,7 Prozent), Hundsbach (29 Prozent), in Seesbach (30 Prozent), Callbach (27,6 Prozent) und Reiffelbach (25,7 Prozent) stimmen an den Urnen die meisten Wähler für die AfD. Dabei sind wiederum die Briefwähler aus diesen Orten nicht mitberücksichtigt.

Einige rote Flecken gibt es ebenfalls: In Rehborn holen die Sozialdemokraten 30,6 Prozent der Zweitstimmen, in Nußbaum 27,5 Prozent und in Auen 33,3 Prozent. Zum Vergleich: 2021 war die VG noch deutlich rot eingefärbt. In  damals 43 Wahlbezirken – diesmal waren es 48 – hatten die Sozialdemokraten nur in fünf nicht die Nase vorn.

Christdemokratin Julia Klöckner konnte sich bei den Erststimmen mit 30,3 Prozent einen hauchdünnen Vorsprung vor SPD-Kandidat Joe Weingarten erkämpfen (30,2 Prozent). AfD-Frau Höchst kommt auf 19,6 Prozent, Regine Kircher-Zumbrink von den Grünen auf 5,5 Prozent.

Zum Abschluss noch einige interessante Fakten: In Ippenschied wählte keiner die Grünen. Hier erreicht die CDU 33,7 Prozent, die AfD 22,5 und die SPD 16,9 Prozent. In Langenthal bekamen Linke und Freie Wähler keine einzige Stimme: 37,3 Prozent wählten AfD, 35,3 Prozent CDU. Während die FDP sonst kaum Stimmen für sich gewinnen konnte, liegt die Partei in Bärweiler mit 16,9 Prozent auf Platz vier.

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