Bundesweiter Aktionstag am Wochenende
Bundesweiter Aktionstag am Wochenende im Kreis Bad Kreuznach: Architektur stiftet auch Identität
Die Vinothek Anette Closheim in Langenlonsheim: Tradition und Innovation prägen nicht nur die Struktur des Familienunternehmens, sondern auch dessen Architektur. Eingebettet zwischen zwei historischen Gebäuden hebt sich der neue Pavillon durch ein wie Weinranken anmutendes Stahlskelett vom Bestand klar ab. Er positioniert sich wie die Marke des Weinguts: selbstbewusst, modern, und dennoch verbunden mit Tradition und Bestand. Während in der lichtdurchfluteten Vinothek vor allem Weinproben stattfinden, erstrahlt das 300 Jahre alte Fachwerkhaus nach 20 Jahren Leerstand wieder in neuem Glanz und beherbergt heute den Shop sowie Räume für Tagungen und Wine-and-Dine-Events. Besichtigungen sind ohne Voranmeldung am Samstag und Sonntag, 26. und 27. Juni, jeweils von 11 bis 17 Uhr möglich. Es gelten die aktuellen, örtlichen Corona-Regeln. Erforderlich sind ein negativer Test oder der Impfnachweis.

Bad Kreuznach. Immer wieder sieht sich die Stadt Bad Kreuznach dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie historische Bausubstanz für überdimensionierte und architektonisch wenig vorteilhafte Neubauprojekte aufgebe. Dass man auch anders kann, wird am kommenden Wochenende beim bundesweiten „Tag der Architektur“ deutlich, der in diesem Jahr unter dem Motto „Architektur gestaltet Zukunft“ steht.

Die zuständige Jury der Architektenkammer hat in der Stadt gleich drei architektonische Edelsteine entdeckt. Ihre Wahl fiel auf das Haus der Stadtgeschichte und den Mobil- und Infopunkt (MIP) am Bahnhof. Als weiteres herausragendes Beispiel zeitgenössischer Architektur in der Kreisstadt hob die Jury der Architektenkammer das „S Finanzforum“ der Sparkasse Rhein-Nahe in der Mannheimer Straße auf das Treppchen.

Am kommenden Wochenende haben nun die Bürger Gelegenheit, sich die ausgewählten Objekte vor Ort oder auch per Videoclip anzuschauen. „Wir sind stolz wie Oskar, dass drei Projekte in unserer Stadt zum diesjährigen Tag der Architektur ausgewählt wurden“, sagte Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer. Schließlich haben es in ganz Rheinland-Pfalz nur 81 Projekte geschafft, Teil des Architekturtags zu werden.

Für Sparkassenvorstand Steffen Roßkopf und Bauamtsleiter Klaus Christ ist die Teilnahme am „Tag der Architektur“ Ausweis für die gelungene Architektur der drei Gebäude. Die OB wertete die Auswahl gar als Botschaft, dass die Stadt mit den nun ausgewählten Bauten auf der Höhe der Zeit sei. Während Roßkopf das Sparkassengebäude in der Mannheimer Straße als wegweisend für zukünftige Gebäude seines Unternehmens bezeichnete, hob Christ die Nachhaltigkeit beim Umbau des Hauses der Stadtgeschichte hervor, da man durch den Bau im Bestand hohe Abbruchkosten gespart habe.

So umstritten die Mobilstation mit ihrem Herzstück, dem Fahrradparkhaus, in der Bevölkerung auch ist, die Jury der Architektenkammer hält das Objekt am Europaplatz zumindest architektonisch für so herausragend, dass es in den Wettbewerb zum „Tag der Architektur“ aufgenommen wurde. Die Mobilitätsstation soll dazu beitragen, vom Auto auf das Fahrrad oder den ÖPNV umzusteigen. Hier ist sicher noch Luft nach oben.

Die Oberbürgermeisterin vermutet, dass ohne Pandemie das Fahrradparkhauses stärker ausgelastet wäre. Den 3,5 Millionen Euro teuren Bau verteidigte sie dennoch als wegweisend für die Verkehrswende in Bad Kreuznach. „Das Mobilitätsverhalten wird sich in Kreuznach verändern“, ist sie überzeugt. Beide Gebäude, sowohl das Haus der Stadtgeschichte als auch die Mobilitätsstation, sieht sie als identitätsstiftend für Bad Kreuznach an. Dies sei wichtig für eine Stadt, die jährlich 500 Neubürger begrüße.

Möglicherweise nutzen die Neubürger und andere Bad Kreuznacher das kommende Wochenende, um die ausgewählten Gebäude einmal vor Ort oder virtuell kennenzulernen. Der Mobil- und Infopunkt kann an beiden Tagen zwischen 10 und 16 Uhr besichtigt werden. Samstags um 14 Uhr ist er zugleich Startpunkt der diesjährigen Radkampagne „Stadtradeln“. Von 10 bis 16 Uhr stehen auch die Türen im Haus der Stadtgeschichte für Besucher offen. Auch hier gibt es Führungen. Die Sparkasse hingegen bietet nur eine virtuelle Führung an. Josef Nürnberg

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